Ein Idyll für Stadtmenschen
Das Bistum Görlitz vermietet zwei Ferienhäuser am Storkower See an Urlauber

Storkow (kh) -Der neunjährige Paul geht am liebsten baden. Seine ältere Schwester Pia freut sich, dass sie morgens länger schlafen kann als zu Hause, weil die Betten so schön weich sind. Mutter Cordula genießt einfach die Ruhe und ihr Mann Markus ist froh, dass er sich nicht für jeden Tag ein umfangreiches Besichtigungsprogramm ausdenken muss. All das erklärt, warum Familie Kresák auch dieses Jahr im Storkower Ortsteil Hubertshöhe Urlaub gemacht hat. Wie im Vorjahr wohnten die Eltern und ihre zwei Kinder in einem Ferienhaus des Bistums Görlitz direkt am Storkower See.
In den 60er Jahren hatte Bischof Gerhard Schaffran auf dem Grundstück der Armen Schulschwestern die ersten Ferienunterkünfte für kirchliche Mitarbeiter aufstellen lassen. In diesen Gartenlauben aus Presspappe war Markus Kresák schon als Kind mit seinen Eltern und Geschwistern. Doch während die Ferienhäuser heute -sie wurden erst vor zwei Jahren errichtet -vom Wasserkocher bis zur Waschmaschine alles zu bieten haben, was in einen modernen Haushalt gehört, war die Ausstattung damals geradezu primitiv: Das Spülwasser musste in Schüsseln von einem Wasserhahn im Freien geholt werden. Als Kühlschrank fungierte ein betoniertes Erdloch. Immer-hin konnten sich die Urlauber das Mittagessen in "Alukübeln" bei den Schwestern holen, wie sich Markus Kresák erinnert. Und die einzige Toilette war ein altes Plumpsklo, ebenfalls vorne bei den Schwestern. Dusche gab es gleich gar keine: "Die meisten Urlauber sind morgens in den See gesprungen. Dann waren sie auch gewaschen", sagt Theresia Berg, die sich über viele Jahre um die Vermietung der alten Bungalows kümmerte.
Trotzdem waren die Unterkünfte zu DDR-Zeiten äußerst beliebt: "Mit Freuden griffen die Mitarbeiter aus der ganzen Diözese zu", erinnert sich Altbischof Bernhard Huhn. Gründe dafür gab es mehrere. Einer waren die niedrigen Kosten. Huhn: "Wir haben nur eine Spende genommen: zwei Mark die Nacht." Außerdem konnten kirchliche Mitarbeiter die meisten anderen Erholungseinrichtungen nicht nutzen, da sie Gewerkschaftsmitgliedern vorbehalten waren. Dafür hatten die Angestellten des Bistums bei der Vergabe der Bungalow-Plätze Vorrang: "Wenn wirklich mal was frei war, durften auch andere hinein", sagt Frau Berg rückblickend. Das war höchstens in der Vorund Nachsaison der Fall. Ein Rentner fuhr zum Beispiel immer im September für eine Woche an den Storkower See. Was ihn anlockte, waren aber weder die schönen Radwege noch die Blaubeeren und Pilze, wegen derer sich heute ein Herbstaufenthalt in Hubertushöhe lohnen würde. Der Urlaubsort im Norden des Bistums hatte zu DDR-Zeiten noch eine weitere Attraktion zu bieten, die inzwischen längst keine mehr ist: Dort war es möglich, Westfernsehen zu empfangen.
Bis heute geblieben ist allerdings die reizvolle Landschaft: Ein richtiges Idyll sei Hubertushöhe für Menschen aus der Stadt, meint Bernhard Zisowsky, der sich um die Instandhaltung der neuen Ferienhäuser kümmert. Urlauber können dort den Kuckuck rufen, Frösche quaken und Spechte hämmern hören und vielleicht schon vom Frühstückstisch aus ein Eichhörnchen beobachten, bestätigt auch Familie Kresák.
In jedem Fall aber bekommen es Sommerfrischler in Hubertushöhe mit Stechmücken zu tun. "Man gewöhnt sich dran", wiegelt Pia Kresák ab. Und ihre Mutter fügt hinzu: "Falls ein Mückenstich mal zu dolle ist, haben wir einen Kühlakku mit." Den werden Kresáks auch im nächsten Jahr wieder einpacken, wenn 's in den Urlaub geht -nach Hubertushöhe natürlich. Und falls es ihnen auf dem Gelände neben der Fischkirche mal gar zu ruhig werden sollte, können sie ja einfach einen Ausflug in die Umgebung unternehmen, nach Berlin, Potsdam oder Bad Saarow etwa. Oder sie machen wieder ein Lagerfeuer und singen gemeinsam Lieder aus dem Poverello. Das hat Pia in diesem Jahr so gut gefallen.
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Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.07.2002