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Aus der Region

"Nah dran" am Menschen

MDR-Sendung "Glaubenszeichen" zeigt sich im neuen Gewand

Susanne Sturm: 'nah dran' soll zur Qualitätsmarke werden.

Die Sendung der Kirchenredaktion des MDR-Fernsehens hat nach zehn Jahren einen neuen Namen. Seit dem 25. Juli heißt es am Donnerstag um 22.35 Uhr "nah dran" statt "Glaubenszeichen". Die Sendung will entsprechend ihrem Titel nah dran sein an den Themen der Zeit wie Kindererziehung, Sterbehilfe oder christliches Gemeindeleben, will aber auch Geschichten von interessanten Menschen erzählen. Zudem soll besser über die Kirchen und kirchliche Themen berichtet werden. Der TAG DES HERRN sprach mit Redaktionsleiterin Susanne Sturm über die Veränderungen.

Sie sind vergangene Woche mit einem neuen Namen auf Sendung gegangen. Was ist neu an "nah dran"?
Mit dem neuen Namen ist kein völlig neues Konzept verbunden. Die Namensänderung trägt vielmehr einer Veränderung Rechnung, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Wir haben festgestellt, dass Filmberichte mit sehr innerkirchlichen oder schwierigen theologischen Inhalten auf diesem Sendeplatz -Donnerstag, 22.35 Uhr -nicht gut angenommen wurden. Am Anfang von Glaubenszeichen haben wir versucht, möglichst breit zu berichten: Wir haben Kirchengeschichtliches und Theologisches gebracht, von kirchlichen Veranstaltungen wie Synoden, Kirchentagen oder Wallfahrten berichtet, aber auch Reportagen über Menschen gezeigt -also eine Mischung aus aktuellen Themen, Hintergrundfeatures und Reportagen. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass der Zuschauer kein Profil erkennen konnte. So beschränken wir uns jetzt bewusst: Wir berichten über Menschen, die eine Geschichte haben. Wir fragen, was bewegt den Zuschauer in seiner Lebenssituation, zum Beispiel wenn er alt und pflegebedürftig ist, und was ist wichtig im Leben. Diese Themen greifen wir auf, weil wir meinen, dass sich auch Religion und Kirchen damit beschäftigen und vielleicht ein Antwort haben.
Wen haben Sie vorher erreicht und wen wollen Sie jetzt erreichen?
Glaubenszeichen hatte laut Fernsehforschung keine Stammzuschauer. Wir haben, wenn Sie so wollen, "Laufkundschaft" erreicht. Eine genau festgelegte Zielgruppe haben wir nicht, sondern möchten möglichst viele erreichen. Interessanterweise sind die Zuschauer von Glaubenszeichen tendenziell jünger als das durchschnittliche MDR-Publikum.
Hat "nah dran" einen missionarischen Auftrag?
In erster Linie haben wir keinen missionarischen, sondern einen journalistischen Auftrag. Unsere Aufgabe ist es, aus den Bereichen Religion und Gesellschaft zu berichten. Wir erzählen, was es mit christlichen Feiertagen auf sich hat oder fragen, was Christen meinen, wenn sie Begriffe wie Taufe, Gnade oder Barmherzigkeit in den Mund nehmen. Unsere Aufgabe ist es aber nicht, für Kirche zu werben oder Leute zu animieren, einer Kirche beizutreten. Missionarisch sind wir vielleicht in dem Sinne, dass wir beweisen möchten, wie spanned das Thema Religion ist.
Sie berichten aus Religion und Gesellschaft. Wie ist es mit genuin christlichen Themen wie Schuld, Versagen, Heil, Erlösung?
Diese Themen haben wir behandelt und werden wir weiterhin behandeln. Wir planen eine Reihe zum Thema Schuld. Das könnten Geschichten über Menschen sein, die über Schuld oder Unschuld zu entscheiden haben, die sich in einem Moment des Leichtsinns schuldig gemacht haben oder die schuldlos verfolgt wurden. Bei schwierigen theologischen Begriffen haben wir jedoch grundsätzlich das Problem der Vermittlung.
Wie hat man kirchlicherseits auf die Veränderungen reagiert?
Die Reaktionen waren unterschiedlich. Es bestand aber ein großes Verständnis dafür, dass wir über einen neuen Titel nachdenken. Man wird natürlich keinen Namen finden, der es allen recht macht. Wir müssen jetzt schauen, dass wir diesen neuen Titel prägen, dass wir "nah dran" zu einer Qualitätsmarke machen. Insgesamt haben unsere Ansprechpartner aus den Kirchen diesen Prozess wohlwollend begleitet und uns unterstützt.
Wie lassen sich christliche Inhalte im Fernsehen noch vermitteln?
"Nah dran" ist ja nicht das einzige, was die Redaktion macht. Wir haben andere Sendeplätze mit anderen Möglichkeiten und Aufgaben. Außer "nah dran" gibt es die Sendung "Glaubwürdig" am Samstag um 18.45 Uhr. Das sind vor allem Porträts von Menschen, die eine Beziehung zum Glauben haben, in erster Linie Christen, aber auch Juden und Muslime. Darüber hinaus übertragen wir Gottesdienste und liefern für andere MDR-Sendungen wie "Hier ab vier" Beiträge, die kirchliche Feiertage erklären. Wenn etwas wichtiges Aktuelles im kirchlichen Bereich passiert, bekommen wir auch Sondersendungen. Wenn wir an einem Feiertag morgens um neun Uhr senden, wird es einen anderen Charakter haben als Donnerstagabend um 22.35 Uhr. Man darf nicht an den Bedürfnissen und Befindlichkeiten der Zuschauer vorbei senden.

Interview: Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 02.08.2002