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Der heilige Raimund schwebte aufs Dach

Die 78 Heiligenfiguren und allegorischen Darstellungen sind nun vollständig

Sie wird immer schöner: Hoch über den Dächern von Dresden schwebt das Oberteil der Raimund-Statue. Wenige Minuten später ist er montiert und die Hofkirche wiederum etwas schöner.

Dresden (jak) -Schon um zwölf Uhr stand der LKW mit dem heiligen Raimund pünktlich vor der Sakristei der Dresdner Hofkirche, der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Neugierige blieben stehen, machten Fotos und selbst eine Politesse zeigte Interesse, ob denn hier alles seine Ordnung habe und ob es sich bei Raimund nicht um einen Falschparker handele. Mit dem Kran kamen dann die Fotografen, um den Moment im Bild festzuhalten, an dem die Heiligen auf der Hofkirche wieder vollständig ins Land blicken.

57 Jahre ist es her, dass die Hofkirche viele Teile des Bildprogramms verloren hatte. Im Angriff amerikanischer und englischer Bomber am 13. Februar 1945 wurde die Figur vollständig zerstört. Problematisch bei der Wiederherstellung war der Umstand, dass es keinerlei direktes Fotomaterial gab, das Raimund so zeigte, wie er einmal aussah -meist war Raimund nur von hinten zu sehen. So verlangte die Rekonstruktion der Plastik vom Bildhauer viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Begonnen hatte die Arbeit der Bildhauer Thomas Ludwig, der leider sein Leben bei einem Verkehrsunfall verloren hatte und so die Statue nicht vollenden konnte. Schließlich übernahm Jens Engelhardt aus Berlin den Auftrag und stellte die Figur fertig. Engelhardt war am 23. Juli mit nach Dresden gekommen, um der Montage beizuwohnen. Der heilige Raimund von Penyafort gehört zum barocken Bildprogramm von 78 überlebensgroßen Heiligen und allegorischen Figuren auf dem Balustraden, dem Turm und den Fassaden der Hofkirche, das einst vom in Dresden lebenden Jesuiten Ignatius Guarini, dem Architekten Chiaveri und von Kurfürstin Maria Josepha -neben ihrem Mann Kurfürst Friedrich August II. die Stifterin der Kirche -entworfen wurde. Mit der Gestaltung wurde der Bildhauer Lorenzo Mattielli betraut, der die Figuren in sächsischem Sandstein ausführte. Ziel des Bildprogramms ist es, in einer nichtkatholischen Umgebung von der Universalität der Kirche zu künden und dem einzelnen Betrachter Mut zu machen, diesen Zeugen des Glaubens und somit Jesus Christus selbst nachzufolgen.

Wer aber war der heilige Raimund?

Um das Jahr 1175 wurde er auf Schloss Penyafort in Katalonien geboren. Er studierte in Barcelona und Bologna und kehrte auf Wunsch von Bischof Berengar nach Barcelona zurück. Dort erhielt er die Priesterweihe und trat 1222 in den Dominikanerorden ein. Noch im selben Jahr verfasste er die Satzungen für den neuen Orden der Mercedarier, der sich um den Loskauf christlicher Gefangener aus den Händen der Sarazenen bemühte. Bis 1229 lehrte Raimund an der Ordenshochschule der Dominikaner.

1230 rief ihn Papst Gregor IX. als Beichtvater und Berater nach Rom. In den folgenden Jahren verfasste der gelehrte Kirchenmann aus Katalonien zahlreiche Schriften, die in der damaligen Zeit großen Einfluss hatten und klare Richtlinien beispielsweise für Beichtväter enthielten. Raimund starb am 6. Januar 1275 in Barcelona. Seine Heiligsprechung erfolgte im Jahr 1601, die Kirche feiert seinen Gedenktag am 7. Januar.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 02.08.2002

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