Mithelfen statt rumsitzen
Caritasverband bietet Jugendlichen zweiwöchiges Feriendiakonat in sozialen Einrichtungen an
Finsterwalde (kh) -"Für mich ist es schon fast eine Herausforderung, aber die Kinder kommen ganz gut damit klar", sagt Maria Wüstenhagen. Die 19-Jährige sitzt zwischen Sophia und Steven auf einem Kinderstuhl an einem kleinen Holztisch und sucht nach einem passenden Puzzle-Teil.
Seit fast zwei Wochen arbeitet die Abiturientin nun im katholischen Kinderhaus in Finsterwalde mit. Die Zeit zwischen Schulabschluss und Studienbeginn war Maria zu lang, um "nur herumzusitzen". Deshalb hat sie sich für das Feriendiakonat der Caritas entschieden. Es bietet Jugendlichen ab 15 Jahren Gelegenheit, für ein Taschengeld von 50 Euro 14 Tage lang in eine soziale Einrichtung hineinzuschnuppern.
Eingeführt wurde das Feriendiakonat in den 60er Jahren im Bistum Dresden-Meißen auf Anregung von Geistlichen. Die Idee dahinter war, dass die jungen Menschen Ordensschwestern bei ihrer Arbeit entlasten sollten. Seit Mitte der 70er Jahre gibt es das Feriendiakonat auch in der Diözese Görlitz.
Zunächst als Entlastung für Ordensfrauen gedacht
Maria las auf dem Jugendplan ihrer Gemeinde von diesem Angebot und dachte sich, dass das etwas für sie sein könnte. Sie rief kurzerhand bei der Caritas an und als sie gefragt wurde, ob sie das Feriendiakonat im Kinderhaus in Finsterwalde machen wolle, sagte sie gleich zu. Schließlich hatte sie dort schon mit 14 Jahren im Rahmen der Firmvorbereitung ein Praktikum gemacht.
Diesmal wurde Maria für die Sonnengruppe eingeteilt -mit 13 Kindern die kleinste der drei Gruppen. Trotzdem war Gruppenleiterin Roswitha Fritsche froh, kurz vor der dreiwöchigen Urlaubspause Verstärkung bekommen, zumal sie wegen der Schließzeit in der evangelischen Kindertagesstätte einige Kinder zusätzlich zu betreuen hatte. Außerdem waren auch noch die Maler im Haus und die Bauklötze mussten ebenfalls gewaschen werden.
Maria wurde aber nicht nur zum Spielzeugreinigen eingesetzt: Die meiste Zeit verbrachte sie mit den Kindern. Schon um acht Uhr kam sie ins Kinderhaus, um gemeinsam mit ihnen zu frühstücken. Kaum war der Tisch abgeräumt, kamen einige der Jungen und Mädchen meistens schon auf sie zu: "Maria, wir wollen was mit dir spielen!" Nach der Milchpause um zehn Uhr ging Maria bei schönem Wetter mit den Kindern nach draußen. Dort konnten sie die Erzieherinnen als zusätzliche Aufsichtsperson gebrauchen und die Kinder zum Anschubsen der Schaukeln und zum Fußballspielen: "Manchmal sahen mich die Kinder noch eher als eines von ihnen und nicht so als Autoritätsperson", hatte Maria den Eindruck. "Wenn Roswitha was sagte, haben sie jedenfalls besser gehört als bei mir."
Statt einer Bewerbung genügt ein kurzer Anruf
Aber eigentlich hat das Maria gerade gefallen, dass die Kinder sie so akzeptiert haben und auf sie zugegangen sind. Da gab es dann auch schon mal kleine Rangeleien, wer am Tisch neben ihr sitzen durfte.
Am Feriendiakonat findet die 19-Jährige gut, dass alles so unkompliziert läuft: "Man ruft einfach bei der Caritas an und sagt, man will das machen." Für ein einwöchiges Praktikum in einer kommunalen Kindertagesstätte musste sie dagegen erst eine schriftliche Bewerbung beim Jugendamt einreichen.
Als sich eine Freundin bei Maria erkundigte, was sie in der schulfreien Zeit machen könnte, hat Maria auch ihr das Feriendiakonat der Caritas empfohlen. Die Freundin hat dann ebenfalls zwei Wochen im Kinderhaus in Finsterwalde mitgeholfen. Und Maria überlegt, ob sie nach der Urlaubspause nochmal wiederkommen soll. Frau Fritsche jedenfalls würde sich freuen. Dann bräuchte sie sich nicht allein um die neuen Kinder in ihrer Gruppe zu kümmern.
Wer sich für das Feriendiakonat
interessiert, erhält nähere Auskünfte beim
Caritasverband der Diözese Görlitz,
Adolph-Kolping-Str. 15,
03046 Cottbus,
Telefon (03 55) 3 80 65-0.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 02.08.2002