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Bistum Magdeburg

Neue Perspektiven für Schulverweigerer?

Kolping-Bildungswerk plant ein Projekt in Oschersleben

Oschersleben (mh) - Zu beneiden sind die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses im Bördekreis nicht: Von ihrer Entscheidung hängt wesentlich das Zustandekommen eines Projektes für Schulverweigerer ab, das das Kolping-Bildungswerk in seinem Berufsförderungszentrum Oschersleben starten will. Der Jugendhilfeausschuss soll die Finanzierung der Personalkosten für einen Sozialpädagogen übernehmen. Angesichts der leeren Kassen fällt die Entscheidung nicht leicht. Um die Ausschussmitglieder und die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit des Projektes zu überzeugen, hatte das Kolping-Bildungswerk jetzt zu einem offenen Informationsabend eingeladen.

41 Jugendliche, die dauerhaft nicht die Schule besuchen, gebe es im Bördekreis, erklärte Kay Herklotz, Geschäftsführer des Kolping-Bildungswerkes Sachsen-Anhalt. Auch wenn diese Zahl in der späteren Diskussion umstritten war - der Vertreter des staatlichen Schulamtes konnte sie nicht bestätigen -, zeigt die vom Kultusministerium geplante Einrichtung von so genannten "Intergrationsklassen" für Schulverweigerer, dass es das Problem sehr wohl gibt.

Bisher werde auf "Schulverweigerung" vor allem mit Bußgeld-Verfahren reagiert. Diese Maßnahmen führten aber nicht zum Erfolg, sondern dazu, dass die Betroffenen - wenn sie nicht zahlen und auch nicht die dann verhängten Arbeitsstunden ableisten - immer tiefer in einen Teufelskreis geraten, aus dem sie am Ende als Sozialhilfeempfänger herauskommen, sagte Herklotz. Mit seinem Projekt will das Kolping-Bildungswerk in Zusammenarbeit mit Elternhaus, Schule und Jugendamt den jungen Leuten stattdessen neue Perspektiven eröffnen. Sie sollen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten erkennen, altes Verhalten ändern und neues erlernen, Verantwortung für sich und die Gruppe übernehmen und so schließlich wieder eine Zukunftsperspektive finden. In einer kleinen Gruppe von acht Teilnehmern, begleitet von einem Lehrer und einem Sozialpädagogen sollen sie befähigt werden ihre Schulpflicht zu erfüllen, um anschließend einen Beruf erlernen zu können.

Dass entsprechende Projekte durchaus Erfolge zeigten, belegte Herklotz mit Ergebnissen aus Pirna: Hier konnte in den letzten Jahren oft deutlich mehr als der Hälfte der Teilnehmer der Weg ins Berufsleben eröffnet werden. Zwar seien die absoluten Zahlen klein, aber: "Was wäre aus diesen jungen Menschen geworden, wenn es das Projekt nicht gegeben hätte?"

Viele Fragen gab es in der Diskussion: Was ist der Unterschied zwischen Bummelei und Schulverweigerung? Wie viele Schulverweigerer gibt es wirklich? Was soll junge Menschen reizen, sich an dem Projekt zu beteiligen? Und angesichts des fehlenden Geldes: Sollen Projekte für gewillte Jugendliche eingestellt werden, um dann Projekte für Jugendliche zu fördern, die sowieso "keinen Bock" haben?

Ob Kolping im Bördekreis künftig etwas mehr für Schulverweigerer tun kann, hängt vor allem am Geld. Die Finanzierung der Lehrerstelle ist beim Kultusministerium, die der Sachkosten bei der Lotto-Toto-Gesellschaft beantragt. Und der Jugendhilfeausschuss wird sich noch einmal mit der Finanzierung der Sozialpädagogenstelle beschäftigen müssen. Was heraus kommt, ist offen. Herklotz: "Ich kann nur dafür werben, etwas im Sinne dieser Jugendlichen zu tun. Entscheiden müssen Sie!"

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 18 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 03.05.2001

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