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Aus der Region

Ein echtes Ostprodukt für Russland

Im Bistum Saratov finden im Sommer die Religiösen Kinderwochen statt

Gemeinsam feiern: Gabenbereitung im abendlichen RKW-Gottesdienst.

Saratov -Ein Ostexport besonderer Art ist Bischof Clemens Pickel gelungen. In seiner südrussischen Diözese, die von Saratov an der Wolga bis zum Schwarzen Meer und im Osten bis zum Ural reicht, hat er allen katholischen Gemeinden die in der DDR erprobte Religiöse Kinderwoche (RKW) "verordnet". Ein Beispiel ist die Pfarrei Sotschi, wo Schwester Fabiana, der Pfarrer, Seminaristen und weitere Helfer abchasischen Kindern aus Suchumi unbeschwerte Tage ermöglichten. Sie hatten sie über die Grenze hinweg eingeladen.

Trotz des angespannten Verhältnisses zur orthodoxen Kirche, die die katholische Kinderund Jugendarbeit misstrauisch beobachtet, sieht der Staat bisweilen gerade dieses Engagement in den Schulferien mit Wohlwollen. So veranstalteten die Katholiken in Elista, der Hauptstadt der Kalmücken, die Detskaja Nedelja (Kinderwoche) sogar auf ausdrücklichen Wunsch der Oberen und mit staatlicher finanzieller Förderung. Die katholische Gemeinde ist dort klein, so dass nur 30 katholische Kinder aus der Umgebung zusammen kamen. Sie verbrachten eine Woche gemeinsam mit 70 buddhistischen Kalmückenkindern. Der Bischof betonte, dass die religiöse Unterweisung, die ja zur RKW gehört, selbstverständlich getrennt und im jeweils eigenen Glauben erfolgte.

In Marx, wo Clemens Pickel ursprünglich Pfarrer war, fand die RKW bereits zum neunten Mal begeisterten Zuspruch. Zuerst verbrachten die Kleinen eine Woche auf dem Kirch- und Klostergrundstück. Dann fuhr eine große Gruppe Jugendlicher zusammen in den Ural, und schließlich, Ende Juli, waren die Zehn- bis 14-Jährigen an der Reihe. Etwa 50 Kinder aus den umliegenden Orten waren bei Gemeindegliedern in Marx einquartiert. Die jungen Ordensfrauen aus dem Kloster neben der Kirche machten die Kinder sehr fantasievoll mit biblischer Geschichte und wichtigen Glaubensinhalten vertraut. Der Grundgedanke: Gott ist mir nah und erhält mich. So war es schon beim Volk Israel, so ist es bis heute. Nach der Katechese waren die Schwestern bei Wettspielen im Freien genauso bei der Sache wie die Kinder.

Ein Ausflug oder gar eine Wallfahrt ist kein einfaches Unternehmen in einer ziemlich baumlosen Gegend voller Staub und Sonne. Doch alle freuten sich, natürlich auch auf das Biwak und das Lagerfeuer. Der Bischof selbst hatte sein Kommen zugesagt, samt Gitarre. Denn das Singen wird bei den Kindern groß geschrieben, im Gottesdienst und in der Freizeit. Die beliebten RKW-Lieder klingen übrigens auf Russisch auch sehr gut.

Ursula Wicklein

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.08.2002

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