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Bistum Erfurt

Ein Schiff am Domberg

Domstufenfestspiele in Erfurt eröffnet

Imposante Kulisse: Der 'Fliegende Holländer' steht im Mittelpunkt der Domstufenfestspiele.

Erfurt -War es im vergangenen Jahr die "Schöpfung" von Joseph Haydn, die ihre handgreiflich- religiöse Botschaft unter das interessierte Domstufenpublikum brachte, so taucht in diesem Jahr der silberne Bug eines Schiffes auf. Dieser Schiffsbug ist die Kulisse für Richard Wagners "Fliegenden Holländer". Um die Frage nach dem religiösen Inhalt dieser Oper besser zu verstehen, versammelten sich am 8. August in der Erfurter Theologischen Fakultät mehr Interessierte als der Saal Platz bot. Eine Veranstaltung, zu der das Katholische Forum in Zusammenarbeit mit den Organisatoren der Domstufenfestspiele einlud. Zunächst gab Professor Helmut Loos von der Universität Leipzig eine Einführung in die Musik Wagners. Vor allem die Leitmotive des Fliegenden Holländers waren dabei Gegenstand seiner musikalischen Analyse. Was bedeuten "Heil" und "Erlösung" in der Oper. Loos kam am Ende zu der Ansicht: Wagners Holländer ist ein tragisch-scheiternder Selbsterlöser. "Seine Botschaft von der Erlösung ist von Anfang an das Selbstgespräch eines Einzelnen, der allein sein will und der auf niemanden hofft", so Loos. Für ihn ist das nicht mehr christlich, Wagner geht nach seiner Analyse weit weg von der christlichen Botschaft.

Professor Michael Gabel von der Theologischen Fakultät Erfurt erläuterte zunächst die Entstehungsgeschichte vom Fliegenden Holländer. Ein Mythenstoff, den Wagner durch Heinrich Heine gekannt habe, der aber auch in Wagners Biografie, einer mehrwöchigen stürmischen Seefahrt, seinen Ursprung hatte. Gabel entfaltete eine sehr differenzierende Sichtweise auf den umherirrenden Holländer. Christliche Näherungswerte fänden sich zahlreich in dieser Oper, die "Sehnsucht nach Erlösung bleibt vieldeutig". Mit dieser Inszenierung beschreite das Theater Erfurt völlig neue Wege erklärte Chefdramaturg Arne Langer. Man verlasse den seit Beginn der Domstufenfestspiele eingeschlagenen Weg oratorischer Werke mit einer Hinwendung zu dramatischen. Opernaufführungen auf den Domstufen seien eine völlig neue Herausforderung für das Erfurter Theater und natürlich auch für das Publikum. Eine spannende Einladung ist es allemal für alle Interessierte, sich in das "Boot" der Domstufen-Festspiele zu setzen. In diesem Jahr kann man das schon besonders symbolträchtig finden: diesen silbernen Bug, der da aufgetaucht ist, zwischen den beiden Kirchenschiffen von St. Severi und Dom.

Thomas Janda

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.08.2002

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