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Spezial

Auf Wiedersehen 2005 in Köln

Ostdeutsche Jugendliche über ihre Erlebnisse beim Weltjugendtag in Toronto

Weltjugendtag -ein riesiges Erlebnis: Die Teilnehmer aus dem Bistum Magdeburg.

Ende Juli fand im kanadischen Toronto der Weltjugendtag statt. Unter den Teilnehmern -beim Papstgottesdienst knapp eine Million -waren auch mehrere hundert Jugendliche aus den Bistümern Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg. Vor dem eigentlichen Treffen in Toronto waren die Jugendlichen eine Woche lang in verschiedenen Bistümern in Kanada unterwegs. Auf dieser Seite berichten ostdeutsche Teilnehmer über ihre Eindrücke.

Kaplan Matthias Grzelka (Wittichenau) begleitete die Jugendlichen aus dem Bistum Görlitz: Auch aus dem kleinsten Bistum Deutschlands -Görlitz -waren 41 Jugendliche der Einladung des Papstes nach Toronto gefolgt. Und so machten sich aus den verschiedenen Pfarreien Jugendliche unter dem Motto "Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt" auf und davon nach Kanada. Was würde uns dort erwarten? Ein christliches Woodstock? Frömmelnde, ungewohnte Formen christlichen Lebens? Wie werden wir dort aufgenommen, fremd auf einem anderen Kontinent?

Alle Bedenken und Sorgen waren schnell verflogen durch die freundliche Aufnahme in unserer Gastdiözese St. Jerome (nördlich von Montreal), wo wir die erste Woche untergebracht waren. Dort trafen wir auf Jugendliche aus Mexiko, Italien, Ägypten, USA, Polen und anderen Ländern. Ein Fest der Nationen war es in der Tat, als sich am Samstag die jugendlichen Gäste in St. Jerome trafen, um gemeinsam einen Tag lang zu feiern. An den übrigen Tagen erlebten wir Kirche in Kanada: offen, selbstkritisch und ungemein gastfreundlich. In unseren Gastfamilien konnten wir den Alltag miterleben. Durch zahlreiche Ausflüge, etwa in Naturparks, nach Montreal, in Wildwasserparks lernten wir Land und Leute kennen. "Alles ist eine Nummer größer und weiter als in Europa", sagte Christian aus Wittichenau und meinte die Straßen, Trucks, Häuser und Nutellagläser.

Vor der weiterreise nach Toronto gab der Bischof allen Pilgern seinen Segen. Und so fuhren wir mit dem Bus in die 3,5 Millionen Einwohner zählende Metropole Toronto mit ihren prächtigen Hochhäusern und weiten Parks. Zusammen mit Jugendlichen aus den Bistümern Erfurt und Magdeburg waren wir in der Neil-Mc-Neil-Highschool unweit vom Zentrum untergebracht.

Am Tag der Eröffnungsveranstaltung war der Papst eingetroffen und fuhr mit seinem Papa- Mobil durch die Menge. Beeindruckend war für uns, wie geistig frisch und lebendig Johannes Paul II. die Jugendlichen aus aller Welt begrüßte. "Mensch, hier ist ja was los!", meinte Evelyn Haschke aus Reichenbach beim Anblick der mehr als 500 000 jungen Leute. Ein buntes ausgelassenes Treiben mit Tanz, Gebet und Gesängen gab es eine Woche lang auf dem riesigen Gelände des Exhibition-Place. Katechesen, soziale Projekte oder ganz einfach der Small Talk im Bus oder der U-Bahn sind unvergessene Erlebnisse. Das Nachtgebet in einem unüberschaubaren Lichtermeer und die Abschlussmesse sind Bilder, die nicht so schnell vergessen werden. Die meistgehörte Frage war wohl "Where you from? -Woher kommst du?". Und es entwickelte sich ein Dialog oder eine Freundschaft, ein erstes Kennenlernen einer anderen Lebensart verbunden mit dem Gefühl über die Kirche schon zusammenzugehören. Ein Straßenbahnfahrer fragte ganz beiläufig: "Sind die wirklich alle katholisch?" Ich konnte nur bejahen und stimmte wieder in den Gospel "O, happy day" ein, der in der restlos überfüllten Straßenbahn erklang. Und so konnten wir 14 Tage lang Kundschafter der Freude und des Friedens im Geiste des Evangeliums sein. Bis zum Wiedersehen 2005 in Köln.

Wir waren gespannt, wie man uns aufnehmen würde

Udo Prothmann (31) aus Badersleben: Es war interessant mitzuerleben, dass so viele unterschiedliche Charaktere doch relativ gut miteinander ausgekommen sind. Auch die evangelischen und ungetauften Jugendlichen haben sich gut eingebracht und nahmen teilweise sogar an den Katechesen und am Kreuzweg teil.

Die Gastfreundschaft in der Diözese St. Jerome / Quebec fand ich toll, besonders beeindruckt hat mich der Willkommenschor von ein paar "alten Ladies", die das Weltjugendtagslied sangen und uns mit Muffins und Getränken versorgten. Auch die Tage in unseren Gastfamilien waren sehr gut, man hat dadurch gute Einblicke in die Kultur des Landes bekommen ...

Birgit Purr (19) aus Werderthau: Wir waren alle sehr gespannt, wie man uns aufnehmen würde, wie die Gastfamilien sein werden und wie wir uns verständigen könnten. Doch jegliche Bedenken und Sorgen wurden schon bei der Ankunft erstickt. Wir stiegen aus dem Bus, liefen in Richtung Kirche und schon wurde wir von freudestrahlenden Gemeindemitgliedern begrüßt. Mit Fahnen und Rasseln in den Händen standen sie am Eingang der Kirche, hielten uns die Hände entgegen und hießen jeden willkommen ...

Die Atmosphäre und die Stimmung des Empfangs wurde dann in die Kirche getragen, wo gesungen, getanzt und geklatscht wurde und wir zum ersten Mal den Geist des Weltjugendtages spüren konnten. Jede Gruppe wurde einzeln nach vorn gebeten, gesegnet und mit einem rauschenden Applaus begrüßt. Danach wurden wir den Gastfamilien zugeteilt. Ich wurde wohl noch nie von völlig fremden Menschen so herzlich begrüßt, wie dort. Zu Hause angekommen meinte unsere Gastmutti: "Ihr seht erschöpft aus und euch ist sicher warm. Zieht euch erst einmal um und geht in unseren Pool. Ihr seid hier willkommen. Fühlt euch wie zu Hause." Den restlichen Abend haben wir nur geredet und auch wenn wir die Menschen gar nicht kannten, so wurde die Zeit doch nie lang, denn es gab immer wieder interessante Dinge zu erfahren.

Die Herzlichkeit und Offenheit dieser Menschen hat mich fasziniert und begeistert. Sie waren in diesen Tagen für uns das Licht. Jetzt liegt es an uns dieses Licht weiterzugeben und in unsere Gemeinden zu tragen. Damit wir 2005 genauso herzliche Gastgeber für die Pilger des Weltjugendtreffens in Köln sein werden, wie es die Menschen in Kanada für uns waren.

Sebastian Socha (19) aus Stendal: Warum war ich beim Weltjugendtreffen in Toronto? Ich muss dazu sagen, dass ich bereits beim Weltjugendtag 2000 in Rom war. Das hat mich sehr beeinflusst. In der Hoffnung, wieder in meinem Glauben gestärkt zu werden, habe ich mich für diese Fahrt angemeldet. Natürlich reizte es auch, das Land Kanada sozusagen nebenbei kennen zu lernen, und "alte Bekannte" zu treffen. Aber ich habe auch viele neue Gesichter entdeckt. Es ist beeindruckend zu sehen, dass man ich der Weltkirche nicht allein ist und es haut einen glatt um, mit solchen Menschenmassen ein Fest des Glaubens zu feiern, wie es in den eigenen Gemeinden kaum machbar ist.

Unsere Gruppe aus Magdeburg fuhr mit den Gruppen aus den Bistümern Görlitz und Erfurt zusammen. So lernte wir neben den vielen "Fremden" auch viele Deutsche kennen. Natürlich mischten sich die Gruppen allmählich und man traf sich zum "nächtlichen Kaffee".

Gottesdienst mit einer Million Jugendlichen

In der Nähe von Montreal in St. Jerome wurden wir in Gastfamilien verteilt, so konnte sich jeder mit dem Land Kanada auseinander setzen, wohl für jeden eine eigene Erfahrung. Danach ging es in das Massenquartier nach Toronto. Wir waren in einer katholischen Jungenschule untergebracht. Aber wer wollte jetzt schon an Schule denken! Viel interessanter war es doch mit rund einer Million Jugendlichen aus aller Welt eine Festmesse mit dem Papst zu erleben. Vorher hatten wir einen etwa zwölf Kilometer langen Pilgerweg zurückgelegt und eine Nacht im Freien zugebracht. Regen und Sturm hatten uns pünktlich um 6 Uhr geweckt.

Ich kann nur sagen, der Weltjugendtag in Toronto war wieder ein riesiges Erlebnis.

Johannes Socha (17) aus Stendal: Für mich war die Teilnahme am Weltjugendtag in Kanada ein besonderes Erlebnis. Schön war es zu erfahren, wie die Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen Spaß haben können, obwohl in den Medien sehr oft das Gegenteil dargestellt wird. Bewundernswert war auch, wie etwa eine Million Menschen dem Papst durch Sprechchöre zujubelten. Es ist eine schöne Sache mit solch einer Menschenmenge die heilige Messe zu feiern.

Sehr interessant war auch, die kanadische Kultur zu erleben, und nicht nur durch Bücher kennen zu lernen. Ich habe gestaunt, wie gastfreundlich die Kanadier sind. Wir haben auch die Natürschönheiten kennen gelernt, beispielsweise die Niagarafällen. Es war eine schöne und lohnenswerte Reise, bei der wir viele neue Erfahrungen gemacht haben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.08.2002

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