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700 Kirchendächer für die Sonnenenergie

700 Kirchendächer für die Sonnenenergie Bundesstiftung Umwelt von Nachfrage überwältigt

Freiburg/Osnabrück - Die Resonanz auf das seit Januar 1999 laufende Förderprogramm zur Solarenergie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) war gewaltig. Bis zum Auslaufen des Projekts im Dezember letzten Jahres sind aus den ursprünglich angepeilten 300 Kirchengemeinden über 700 geförderte Solardächer kirchlicher Einrichtungen geworden. Das Budget des Programms musste auf Grund der überwältigenden Nachfrage zweimal auf insgesamt 14,3 Millionen Euro aufgestockt werden.

Für die Initiatoren bei der DBU ist somit das Ziel des Engagements erreicht. Neben der Installation von Solaranlagen auf Pfarrhäusern, Gemeindezentren und Kirchen sollte eine Auseinandersetzung mit dem Thema Solarenergie angeregt werden. Ziel war dabei, die Diskussion nicht auf die Entscheidungsgremien der Gemeinde zu beschränken, sondern auch in der Bevölkerung die Aufmerksamkeit für alternative Energiegewinnung zu erhöhen. "Die Kirche schien uns dabei unter dem Aspekt der Bewahrung der Schöpfung eine besonders glaubwürdige Vermittlungsinstanz", so Franz-Georg Elpers, Sprecher der DBU. Auch in den Kirchengemeinden, die dann doch kein Projekt zur alternativen Energiegewinnung realisiert hätten, habe schließlich eine Beschäftigung mit dem Thema stattgefunden - bei letztendlich 927 gestellten Förderungsanträgen eine nicht zu verachtende Größe.

Pioniere in Fragen der erneuerbaren Energien sind zweifellos die Verantwortlichen der Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Freiburg St. Georgen. Die Idee zur Installation einer Solarstromanlage auf dem Kirchendach entstand laut Bernhard Speck, Vize-Vorsitzender des Stiftungsrates und wesentlich an der Umsetzung des Projektes beteiligt, schon 1998. Den nötigen Rückenwind brachte dann das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000.

Die Voraussetzungen in der Gemeinde waren optimal. Das moderne Dach der Kirche bietet mit einer großen Sonnenseite einen idealen Standort. Die Kirche ist erst 35 Jahre alt und steht somit nicht unter Denkmalschutz - ein Umstand, der in anderen Gemeinden eine Installation auf dem Kirchendach oft verhindert. Das Solardach entstand von Mai 2000 bis Februar 2001 in zwei Bauabschnitten, von denen der erste im Programm der DBU mit 23 733 Euro unterstützt wurde. Insgesamt werden jährlich über 20 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Der Ausstoß von etwa zehn Tonnen Kohlendioxid wird damit zu Gunsten der Umwelt vermieden. Den ins öffentliche Netz eingespeisten Strom bekommt die Kirchengemeinde nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet. Neben den Ausgaben für die Unterhaltung der Solaranlage kann mit den dadurch erzielten Gewinnen sogar noch ein Küchenprojekt in der peruanischen Partnergemeinde San Arcángel unterstützt werden. Im niedersächsischen Osnabrück wurde pünktlich zum Auslaufen des Förderungsprojektes der DBU eine Premiere gefeiert. Im Juli 2002 haben in der katholischen Gemeinde St. Johann und der evangelischen Nachbargemeinde St. Katharinen die Bauarbeiten zum ersten ökumenischen Energieprojekt begonnen. Standort der Solaranlage ist der Anbau des evangelischen Gemeindehauses, der Denkmalschutz verhinderte eine Installation auf dem Dach der Kirche. Die Idee zu dieser einzigartigen Zusammenarbeit kam nach Auskunft von Andrea Kruckemeyer, Pastorin in St. Katharinen, von DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde. Die Kirchengemeinden hätten diesen Vorschlag sofort angenommen.

"Wir freuen uns natürlich über diese Gelegenheit, ein Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung zu setzen. Diese Erwartung besteht gerade in der heutigen Zeit an die Kirche", so Kruckemeyer. In den nächsten Monaten wolle man in St. Katharinen die Gelegenheit nutzen und sich in Vorträgen und Aktionen für Kinder unter dem Thema Schöpfungsbewahrung besonders mit der Sonnenenergie beschäftigen. Und auch auf dem nächsten ökumenischen Kirchentag in Berlin soll die evangelisch-katholische Kooperation vorgestellt werden. Wie groß die Zustimmung gerade bei solch anschaulichen Projekten jenseits der grauen Theorie ist, zeigt sich laut Kruckemeyer in der Reaktion der Gemeinde. "Es gibt nicht eine negative Stimme zu dem Projekt." Wie viel Strom mit der 50 Quadratmeter messenden Photovoltaikanlage letzendlich erzeugt wird, kann jeder Interessierte auf den Schautafeln in St. Katharinen und St. Johann erfahren. Die DBU trägt mit einer Förderung von 29 000 Euro die Hälfte der Kosten. Die evangelische Gemeinde übernimmt zwei Drittel, die Kirchengemeinde St. Johann ein Drittel der Ausgaben.

Anne Focks

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.08.2002

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