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Auf zwei Minuten

Macht Gott den Regen?

Gedanken von Pater Damian

Macht Gott den Regen? Auf diese Frage wollen nicht nur Kinder eine klare Antwort. Ich antworte: Ja! Dann aber bin ich in Erklärungsnot, denn es folgt eine Reihe von weiteren Fragen: Handelt Gott nicht ungerecht und willkürlich, wenn er es an manchen Orten zu wenig und an anderen -wie jüngst bei uns -zu viel regnen lässt? Nach welchem Prinzip handelt er? Will er etwa durch Dürren und Flutkatastrophen böse Menschen bestrafen? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Die Katastrophen treffen doch alle möglichen Menschen, gute und weniger gute, besonders hart aber die mit geringem Einkommen. Meine Antwort wird notwendigerweise zu einem ,,Ja, aber ..." Der Rückzug auf den "unerforschlichen Willen Gottes ist keine Lösung und kein Trost.

Sollte man nicht Gott in dieser Angelegenheit ganz aus dem Spiel lassen? Einfach von den Launen der Natur oder auch von den Folgen der Klimaveränderung reden? Das wäre für uns Christen aber auch kein Ausweg. Wir glauben doch an Gott als den Schöpfer des Alls, der ständig in allem schöpferisch am Werk ist. Er hat Gesetze und bestimmte Abläufe in die Natur gelegt, in die er nicht ständig eingreift oder außer Kraft setzt. Seine Schöpfung ist nicht ein für allemal abgeschlossen, sondern in Entwicklung. "Liegt nicht in allem Wirklichen ein ,Vorentwurf' jener Freiheit, die wir dem Menschen zusprechen?" (K.-H. Menke). So können Erdbeben und andere Naturkatastrophen nicht ausgeschlossen werden. Die Theologie spricht vom Schöpfergott als Erstursache, die die Kette der vielen Zweitursachen (beispielsweise Naturgesetze, Handeln des Menschen) nicht ausschließt.

Dem Menschen ist es vom Schöpfer aufgegeben, die Erde zu "unterwerfen" und auf ihr zu "herrschen", das heißt verantwortlich mit ihr umzugehen und sie als guten Lebensraum zu erhalten und zu gestalten. Je mehr ihm das durch Forschung und Technik gelingt, je mehr dient das auch der Ehre Gottes. Wenn wir beispielsweise immer bessere Methoden der Voraussage eines Erdbebens oder Vulkanausbruchs entwickeln und dadurch Menschenleben retten, ist das sicherlich der Wille Gottes. Er steht auf der Seite des Lebens, nicht des Todes. Wenn es gelingt, uns auf längere Sicht vor den Unbilden des Wetters zu schützen, ist das bestimmt der Wille Gottes. Jeder Sieg des Menschen über die Natur ist ein Sieg Gottes. Der Zuwachs menschlicher Macht kann keine Abnahme der göttlichen Macht sein. Gott steht doch auf der Seite des Menschen, den er als sein Abbild und seinen Statthalter erschaffen hat. Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.08.2002

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