Not und Solidarität
Hochwasser im Bistum Magdeburg
Magdeburg (db/ep) -Große Not, aber auch viel Hilfsbereitschaft kennzeichnen die Situa-tion der Menschen in diesen Tagen entlang von Elbe, Mulde und ihren Nebenflüssen. So fanden Flutopfer aus der Region östlich von Torgau am vergangenen Wochenende auch bei Gemeindemitgliedern der Pfarrei Herzberg Unterkunft. Betroffene aus dem Gebiet von Mühlberg wurden in der Pfarrei in Bad Liebenwerda aufgenommen, nachdem sie bis zu vier Mal immer weiter weg von ihrer Heimat an der Elbe evakuiert wurden, wie Pater Ansgar Schmidt CMF berichtete.
Es sei sehr hart für die Menschen gewesen, aus ihren Häusern wegzumüssen, so der Claretiner-Pater, der selbst wegen des Hochwassers aus Mühlberg evakuiert war. Viel schlimmer sei aber gewesen, in einer Situation der Unsicherheit und immer neuer Meldungen und Gerüchte untätig ausharren zu müssen, so der Seelsorger. Für die nächsten Wochen -wenn das Wasser zurückgegangen ist -bereiteten ihm die Menschen aus stark betroffenen kleinen Ortschaften Sorge. Während Städte selbst wie Mühlberg in den Medien seien, spreche von den kleinen Dörfern niemand. "Werden die dortigen Bewohner nach dem Hochwasser die Hilfe erfahren, die sie brauchen?" fragt Pater Ansgar.
Bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung war im Blick auf Schäden an kirchlichen Gebäuden im Bistum die Stadt Eilenburg am stärksten betroffen. Dort stand die zum 150-jährigen Jubiläum gerade erst renovierte Kirche St. Franziskus Xaver bis zum vergangenen Wochenende fast eineinhalb Meter unter Wasser und auch Gemeinde- und Pfarrhaus sind erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Aufräumungsarbeiten haben inzwi-schen begonnen. Schwerer Schaden ist auch an einem Gebäude einer Außenwohngruppe des Caritas-Kinder- und -Jugendheimes enstanden. Zudem sind die Caritas-Erziehungsberatungsstelle und das Möbelwerkstatt-Projekt stark betroffen. In Raguhn wurde das Gemeindehaus St. Josef und der Pfarrhauskeller überflutet, die Kirche blieb trocken. Vom Wasser in Mitleidenschaft gezogen wurde hingegen die St.-Norbert-Kirche in Jeßnitz.
In Bitterfeld war bereits am Freitag vor einer Woche das Caritas-Altenpflegeheim evakuiert worden. Die rund 80 Bewohner wurden in die Caritas-Heime in Zörbig und Delitzsch aufgeteilt. Das Caritas-Altenpflegeheim Köthen nahm Bewohner eines Heims der Arbeiterwohlfahrt auf. Am vergangenen Sonntag wurden 55 Senioren aus dem Caritas-Altenpflegeheim Bad Sandau in eine Bundeswehrkaserne nach Havelberg gebracht. Dort helfen Krankenpflegeschüler aus Frankfurt (Main) bei der Betreuung.
Sollten die Deiche halten, hoffen die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen entlang der Elbe, dass ihnen weitere schwere Schäden erspart bleiben, so Generalvikar Theoldor Stolpe. Der Generalvikar zeigte sich von der großen Hilfsbereitschaft beeindruckt, die ihm vor allem bei jungen Leuten begegne. So hätten die Mitarbeiter der Jugendseelsorge, aber auch andere Mitarbeiter des Ordinariats in Magdeburg bislang große Einsatzbereitschaft gezeigt.
Mitarbeiter der Caritas und des Malteser-Hilfsdienstes unterstützen in den von Hochwasser betroffenen Gebieten die Einsatzkräfte. Caritas-Mitarbeiter bieten Flutopfern Sozialberatung und Hilfe an (siehe unten). Rund 50 000 Euro hat Caritas international den örtlichen Caritasstellen im Bistum als Soforthilfen bereitgestellt. Aus diesem Fonds können völlig mittellosen Betroffenen Überbrückungshilfen gewährt werden. Inzwi-schen sind von Caritas international 25 Kondenstrockengeräte in die betroffenen Regionen des Bistums unterwegs. Zahlreiche kirchliche Einrichtungen und Pfarreien haben Notunterkünfte eingerichtet, so etwa auch die Familienbildungsstätte Naumburg. Die ökumenische Bahnhofsmission in Magdeburg ist rund um die Uhr Anlaufpunkt.
"Die Hilfsbereitschaft aus dem gesamten Bundesgebiet ist sehr groß", sagt Diözesan-Caritasdirektor Franz Jorgol. "Hat bislang vor allem die Stunde der Katastrophenschützer geschlagen, so wird die Arbeit der Caritas, aber auch die Hilfe der Bevölkerung wohl über Wochen und Monate nötig sein."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.08.2002