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Bistum Magdeburg

Frauen gleichberechtigt beteiligen

Barbara Striegel zum PZG

Wie in der letzten Ausgabe berichtet, tritt das Pastorale Zukunftsgespräch (PZG) derzeit in eine weitere Phase ein. Der Tag des Herrn setzt im Folgenden seine Reihe fort, in der Vertreter der einzelnen Arbeitsgruppen Auskunft über die bisherige Arbeit geben. Heute: Barbara Striegel, Merseburg, Mitglied der Arbeitsgruppe 4 und darin Sprecherin der Untergruppe 1, Sprecherin des Diözesanverbandes Magdeburg der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands.

Frage: Frau Striegel, "Personen und Kompetenzen" lautet der Auftrag der Arbeitsgruppe (AG) 4. Womit haben Sie sich befasst?

Striegel: Wenn ich von der AG 4 berichte, so kann ich dies in erster Linie nur von der Untergruppe (UG) 1 "Personelle Kompetenzen" tun, der ich angehöre. Während unserer Arbeit wurde sehr schnell deutlich: Unser Kernthema ist das Verhältnis zwischen allgemeinem Priestertum und Weihepriestertum, wie es das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 65) beschrieben hat. Dabei kommt dem allgemeinen Priestertum jedes einzelnen Christen wesentliche Bedeutung zu. Jeder Christ ist berufen, sich dieser Gabe und Aufgabe zu stellen. Uns ist aber deutlich geworden, wie groß nach wie vor die Priesterzentriertheit in unseren Gemeinden ist und dass es in so mancher Gemeinde die Tendenz gibt, die Priester ein bisschen zu entlasten, aber eigentlich alles beim Alten lassen zu wollen. Es ist notwendig, dass Laien stärker auch geistliche Aufgaben übernehmen. Priester werden zunehmend in einem Team mit Laien arbeiten und nicht zuletzt dafür Sorge tragen müssen, dass der Gabe des allgemeinen Priestertums entsprechend Laien auch spirituell tätig werden.

Frage: An welche geistlichen Aufgaben denken Sie?

Striegel: Laien können zum Gebet einladen, Wortgottesdienst halten, Kranken die Kommunion bringen. Sie können zu Bibelkreisen einladen, Kinderkatechesen halten und Jugendliche auf die Firmung vorbereiten. Und natürlich diakonisch tätig sein. All diese Aufgaben müssen zunehmend auch mehr Frauen übernehmen. Noch immer sind nicht überall Frauen und Mädchen am Lektoren- und Minis-trantendienst beteiligt. Hier ist ein Bewusstseinswandel nötig. Als Leitende haben die Priester hier große Chancen, im Geist des Konzils etwas voranzubringen.

Frage: Wie ist die AG 4 an ihre Aufgabe herangegangen?

Striegel: Wir haben vier Untergruppen zu den Themen "Personelle Kompetenzen", "Anforderungen an Kooperation und Kommunikation innerhalb und außerhalb von Kirche und Gemeinde", "Führungskultur im Blick auf Gemeindeleitung", "Qualifizierung und Personalmanagement" gebildet. Bei der Arbeit sollten Frauenbeauftragte in den einzelnen UGs die angemessene Berücksichtigung der Perspektive von Frauen im Blick haben.

Frage: Wie wird mit konträren Auffassungen umgegangen?

Striegel: Minderheitenvoten sollen sichtbar gemacht werden. So kommen auch unterschiedliche Positionen zum Zug.

Frage: Was war bei der bisherigen Arbeit besonders schwierig?

Striegel: Die Anliegen, mit denen die AG-Mitglieder in das PZG kamen, waren sehr unterschiedlich. Während die einen in der gesamten Ortskirche Veränderungen herbeiführen wollen, ging es anderen vor allem um ihre Gemeinde. Streckenweise schwierig war auch, dass Hauptamtliche teilweise zuwenig ihre Fachkenntnisse eingebracht haben.

Frage: Zeichnen sich auch erste positive Erträge der Arbeit ab?

Striegel: In der Untergruppe 1 gab es den starken Wunsch, Arbeitsergebnisse in konkrete Projekte einfließen zu lassen. So schlagen wir die Berufung einer bischöflichen Gender-Kommission vor, deren Mitglieder einen Förderplan entwickeln, der zum Beispiel beinhaltet, bei Entscheidungen gleichberechtigt die Sicht von Männern und Frauen zu berücksichtigen. Wir regen an, dass in der Kirche der Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit mehr berücksichtigt wird. Etwa, in dem auch männliche kirchliche Mitarbeiter unkompliziert die Elternzeit in Anspruch nehmen können, in dem für Mütter und Väter in kirchlichen Arbeitsverhältnissen Teilzeitbeschäftigung möglich ist, indem kirchliche Kindertagesstätten ihre Öffnungszeiten so gestalten, dass Alleinerziehende voll berufstätig sein können. Und indem Männer und Frauen in allen Gemeinden liturgische Aufgaben wie den Lektoren- oder Diakonatshelferdienst übernehmen können. Wenngleich diese Anregungen und Wünsche nicht unumstritten waren, werden sie in eine erste Beschlussvorlage eingehen.

Frage: Gibt es weitere Vorschläge?

Striegel: Wir schlagen auch vor, hinsichtlich der Zusammenlegung von Gemeinden eine Arbeitsgruppe zu bilden. Diese könnte das Vorgehen planen, dafür verschiedene Modelle entwickeln, die Gemeinden, besonders die betroffenen haupt- und ehrenamtlich Tätigen, vor zu bereiten und zu begleiten. Zudem regen wir an, bei der Aufstellung von Kandidaten für die Pfarrgemeinderäte stärker die Kompetenz der Mitglieder in den Blick zu nehmen und nicht nur die aktive Gemeindezugehörigkeit. Also zum Beispiel im Blick auf Gemeindekatechese, auf Öffentlichkeitsarbeit, auf karitative Aufgaben. Gemeindeleiter und Pfarrgemeinderäte sollten für ihren Dienst gut geschult werden. Frage: Welche Wünsche hat AG 4 an den Fortgang des PZG? Striegel: Wir hoffen, dass unsere vielen Stunden Arbeit praktische Konsequenzen haben werden. Zunächst aber bitten wir die Christen in den verschiedenen Bistumsebenen, sich im Herbst nochmals an die Arbeit zu machen, unsere Vorschläge zu sichten und Rückmeldung zu geben.

Frage: Halten Sie die geplante Bistumsversammlung als Beratungsgremium des Bischofs für ein gutes Instrument, die Geschicke im Bistum mitzubestimmen?

Striegel: Ich halte es für gut, dass damit wenigstens ein Stück weit eine synodale Struktur entstehen soll. Allerdings sind aufgrund der darin vertretenen Gremien sehr viele Männer, aber wenig Frauen und jüngere Christen beteiligt. Unabhängig von der Bistumsversammlung freue ich mich darüber, dass das Ordinariat den am PZG Beteiligten jetzt erstmal zwei Rahmenordnungen, und zwar über die Krankenhausseelsorge und über die Fort- und Weiterbildung der Hauptamtlichen, zur Stellungnahme vorgelegt hat.

Interview: Eckhard Pohl

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.08.2002

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