Früh anfangen
Gesund-Essen-Aktion: Erfurter Domkindergarten macht mit
Erfurt -"Milch schmeckt lecker", sagt der fünfjährige Clemens aus dem Domkindergarten Erfurt. "Und sie ist gut für die Knochen und zum Wachsen", fügt die kleine Josefine hinzu. Und dass eine Kuh auch nicht lila, wie manche Stadtkinder glauben, sondern weiß, schwarz oder braun ist, wissen Clemens und Josefine schon lange. Überhaupt können sie sagen, was gut schmeckt und gesund ist, Gemüse zum Beispiel, Obst oder auch frisch gepresster Saft.
Dass die Kleinen so gut Bescheid wissen, verdanken sie unter anderem den Erzieherinnen des Domkindergartens. Sie hatten nämlich die Idee, an einem deutschlandweiten Wettbewerb "Unsere kunterbunte Kinderküche" teilzunehmen. Den Wettbewerb hat das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft innerhalb der Kampagne "Fit Kid -Die Gesund-Essen-Aktion für Tageseinrichtungen für Kinder" ausgeschrieben. Gesucht wird das beste Konzept für gesunde Ernährung in den Kindertagesstätten. Die Sieger des Wettbewerbs werden in einer Abschlussveranstaltung in Berlin mit Geld- und Sachpreisen ausgezeichnet. Der Domkindergarten arbeitet dabei eng mit dem Thüringer Verein Ökoherz zusammen -zum Beispiel an zwei Projekttagen am 13. und 14. August. Lieder, Sketche, ein Bewegungs- und Puppenspiel veranschaulichten, warum Obst und Gemüse für die Ernährung wichtig sind. Aus zirka 20 Kilogramm Äpfeln stellten die Mädchen und Jungen außerdem eigenen Apfelsaft mit einer eigens aufgebauten Saftpresse her.
"Kennen gelernt haben wir den Verein Ökoherz auf der Thüringenausstellung, als wir nach einem Partner gesucht haben", erläutert die Leiterin des Kindergartens Cordula Böhm. Der Verein, der sich besonders um die Umwelt- und Gesundheitserziehung kümmert, hat ein eigenes Programm für Kinder entwickelt, das in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen vorgestellt wird. "Es geht darum, möglichst früh ein Bewusstsein für die Natur und für gesunde Ernährung zu bekommen", erklärt Jörg Klingelhöfer von Ökoherz das Projekt. Das Motto: Je früher man anfängt, desto besser lernt man, mit einer gesunden Ernährungsweise zu leben. Klingelhöfer hofft, dass die Kinder das Gelernte in die Familien hineintragen, denn auch die Erwachsenen haben Nachholebedarf, wenn es um gesunde Ernährung geht. Eine Studie der Deutschen Krebsgesellschaft zeigt, dass 30 bis 40 Prozent der Krebserkrankungen ihre Ursachen in einer unausgewogenen Ernährung haben. Hier will Ökoherz gezielt vorbeugen. Dass das Konzept funktioniert, zeigt der Kindergartenalltag in Erfurt: "Die Kinder diskutieren inzwischen am Mittagstisch, was gesund oder weniger gesund ist", freut sich Cordula Böhm. Auch sie hält die Gesundheitserziehung schon im Kindergartenalter für wichtig. Selbst die ganz Kleinen würden von der Lebensweise geprägt.
Aber die Kinder essen nicht nur Gesundes, sondern haben während ihres Projektes auch gelernt, wie sich die Menschen früher ernährt haben. Das zeigt eine kleine Ausstellung im Kindergarten, die sie selbst zusammengestellt haben. "Ganz früher mussten die Menschen auf die Jagd gehen", erklärt Josefine und zeigt auf ein Bild, das Höhlenmalereien von Tieren in der Steinzeit zeigt. "Später", erzählt Josefine, "haben die Menschen das Feuer entdeckt und konnten die Tiere braten". Dann wurde es leichter, weil man die Tiere als Haustiere halten konnte. Aber, so Frau Böhm, auch unangenehme Dinge kommen zur Sprache -dass es auch Hunger auf der Welt gibt und jeder Mensch Verantwortung für den anderen hat.
Gewissermaßen handgreiflich in Sachen Öko wurde es im Domkindergarten auch schon: Nämlich beim Besuch des Kinderbauernhofes Meiselhof, ein Tipp von Ökoherz. Hier lernten die Kleinen die Tiere kennen, erfuhren, was sie zu fressen bekommen und konnten sie auch selbst füttern. Deshalb wissen Clemens, Joefine und die anderen, wie wichtig es ist, gesund zu leben.
Andreas Schuppert
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.08.2002