Wie und wann vom Glauben sprechen?
Gedanken von Pater Damian Meyer
Am 15. August fragte ein Nichtgetaufter, was es mit dem Fest Maria Himmelfahrt auf sich habe. In Bayern und im Saarland sei das ja noch ein staatlicher Feiertag. Der Mann war in Eile. Ich sollte ihm sozusagen zwischen Tür und Angel eine Erklärung geben. Ich fand meine Aufgabe sehr unbefriedigend. Ich hätte längere Zeit gebraucht, um über die Heilstat Christi, die Stellung Mariens im Heilsplan Gottes, über unseren Glauben an die Auferstehung des Leibes zu sprechen. Ich fürchtete, dass der Mann den Ausdruck "Himmelfahrt" missverstehen und im Kreis seiner Kollegen darüber spotten könnte.
Es handelt sich hier um eine Information über eine Glaubenswahrheit. Die Frage ist: Können religiöse Erkenntnisse überhaupt durch -unverbindliche -Informationen an andere vermittelt werden? Bleiben nicht Belehrungen aus Büchern, Predigten, Gesprächen äußerliche Mittel, die nicht das Herz des Menschen erreichen? Der Glaubensfunke springt nur über, wenn er die Selbsterkenntnis des Menschen trifft. Mit anderen Worten: Der Hörer muss sich bekehren.
Der englische Theologe, Kardinal John Henry Newman (1801 bis 1890) hat sich besonders mit dieser Frage beschäftigt. Sein Wappenspruch hieß: "Herz spricht zum Herzen". Er schrieb: "Nie dürfen wir übereifrig die Wahrheit denen aufdrängen, die nicht einmal das nutzen, was sie bereits besitzen. Dieses Vorgehen entehrt Christus, während es dem Spötter Schaden, aber keinen Gewinn bringt. Das heißt man: Perlen vor die Schweine werfen. Wir müssen auf alle Gelegenheiten achten, den Menschen nützlich zu sein, uns aber hüten, zu viel auf einmal zu versuchen. Selten dürfen wir uns in eine Kontroverse oder ein Streitgespräch einlassen, denn es ist den heiligen Wahrheiten abträglich, wenn man sie zum Gegenstand einer gewöhnlichen Debatte macht. Die allgemeine Schicklichkeit legt uns von Anfang an ähnliche Regeln nahe. Wer würde frei über einen verehrten Freund in der Gegenwart jener sprechen, die ihn nicht schätzen? Oder wer würde sich voreilig in eine Unterhaltung über ihn einlassen, wenn die Zuhörer kein Verlangen hätten, zur Liebe zu ihm bewogen zu werden?"
Frage an uns heute: Werden nicht "heilige Wahrheiten" unseres Glaubens immer öfter in den Medien zum Gegenstand einer gewöhnlichen Debatte gemacht? Und dabei führen gerade diejenigen das große Wort, die selbst nicht glauben, aber meinen, in diesen Fragen kompetent zu sein.
Pater Damian Meyer
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.08.2002