Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Bistum Magdeburg

Zeit zum Auftanken

Nacht der Kirchen in Magdeburg

Magdeburg (ep) -Manuela Kohrmann und Cornelia Borrmann sind gut vorbereitet: Aus einer Zeitung haben sie sich die Kirchen ausgeschnitten, die sie an diesem Sommerabend besuchen wollen, und sich auf kleinen Karten eine Rundtour zusammengestellt: "1. Hoffnungskirche am Krähenstieg: Orgelmusik. Ein afrikanisches Abendbrot wird gereicht. 2. Magdeburger Synagoge. Die Gemeinde beteiligt sich am Angebot der Kirchen und informiert über sich und ihr Gotteshaus. 3. Baustelle der Russisch-Orthodoxen Kirche. ..." Gerade kommen sie mit ihren Fahrrädern vom Dom und wollen in die Kathedralkirche St. Sebastian. "Wir finden das Angebot ausgezeichnet", sagt Frau Kohrmann begeistert. "Vor allem die Kirchen, in die man sonst nicht reinkommt, interessieren uns. Und Samstagabend ist eine gute Zeit dafür."

Dass die erste Nacht der Kirchen in Magdeburg stattfindet, obwohl der Elbpegel drei Meter höher steht als normal und für östliche Stadtteile noch Katastrophenalarm gilt, sehen die jungen Frauen, die selbst keiner Kirche angehören, nicht als Problem. Ganz im Gegenteil: "Wir haben vorige Woche drei Tage in Prester, auf dem Gelände der Bundesgartenschau und im Kieswerk Sandsäcke gefüllt und gestapelt. Und wir haben gespendet. Jetzt ist es Zeit zum Entspannen und Auftanken, und das tun wir heute abend", sagt Frau Borrmann.

Gelegenheit dazu gibt es in und um 33 Gotteshäuser der Stadt: In der Buckauer St.-Norbert-Kirche sind Tanz, Wort und Musik zu biblischen Themen zu erleben. Zwei Tänzerinnen und Tänzer von der Ballettkompagnie des Theaters der Landeshauptstadt tanzen zu Musik der Beatles und von Herbert Grönemeyer. Diakon Wolfgang Gerlich spricht erläuternde Texte. "Tanz von Leben und Tod" heißt es im Dom. Weitere Tänzer der Ballettkompagnie zeigen vor vielen Interessierten zu Musik von Mozart ihr Können. Aber auch in der Kathedralkirche St. Sebastian, wo zu nachdenkenswerten Texten Querflöte und Orgel erklingen, sind zahlreiche Besucher. Weil die alte Kirche St. Ulrich und Levin nicht ins sozialistische Stadtbild passte, wurde sie am 5. April 1956 gesprengt. Heute befindet sich am Ulrichsplatz ein Bronzemodell des Gotteshauses. Mit Musik, Kerzen und Texten wird hier an das Schicksal von acht Kirchen erinnert, die dem Krieg und der DDR-Ideologie zum Opfer fielen. Eine Gedenkminute um 21.38 Uhr, der Tageszeit des ersten schweren Luftangriffs auf Magdeburg (am 16. Januar 1945), soll die verlorenen Kirchen ins Gedächtnis rufen, aber auch an die Flutopfer erinnern. Für sie wird im Laufe des Abends in verschiedenen Kirchen und Gemeinden gebetet.

Im nächsten Jahr muss es wieder eine Nacht der Kirchen geben, steht für Frau Kohrmann und Frau Borrmann fest. Schließlich könne man an einem Abend unmöglich alle 33 Gotteshäuser besuchen, sagen sie schmunzelnd.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 29.08.2002

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps