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Bistum Dresden-Meißen

"Wir sind kein Land der Egoisten.."

Ökumenischer Gottesdienst bereicherte Zwickauer Stadtfest

Zwickau (gf) -Grillwolke statt Weihrauch, Imbissstände statt Kirchenmauern, Biergartenmöbel statt Kniebänke -2000 Christen feierten am 25. August einen etwas anderen Gottesdienst. Und Zwickau feierte ein etwas anderes Stadtfest. "Der Nächste bitte ..." statt "Das nächste (Bier) bitte ..." hieß es beim ökumenischen Stadtgottesdienst am Sonntagvormittag auf dem Hauptmarkt.

Das Stadtfest Zwickau sollte die kleine Fortsetzung vom Tag der Sachsen 2000 sein. Damals gehörte der Gottesdienst zum Standardprogramm. Grund genug für den Zwickauer Oberbürgermeister Dietmar Vettermann, auch zum Stadtfest zum Gottesdienst einzuladen. Er betonte: "Es sollen möglichst viele Vereine und Gruppen ein buntes Bild der Stadt entstehen lassen. Da gehört die Farbe der Kirchen auf jeden Fall dazu!" Die Christen in Zwickau ließen ihren katholischen Oberbürgermeister mit der Idee nicht allein. Und so kamen noch einige hundert Leute mehr zum Gottesdienst vor dem Rathaus als vor zwei Jahren beim Tag der Sachsen.

Auch die Hochwasserkatastrophe in Sachsen und Sachsen- Anhalt war vermutlich ein Grund für viele, trotz praller Sonne und brütender Hitze auf den Hauptmarkt zu gehen. Einige Besucher hatten dabei ganz eigene Erinnerungen: Beim Hochwasser 1954 stand die Innenstadt, darunter der Dom, meterhoch im Wasser. Dafür, dass diesmal Zwickau größenteils von Hochwasser und Flut verschont blieb, wurde zu Beginn gedankt: Gott und den Helfern. Im Mittelpunkt standen während der anderthalb Stunden die Ängste und Nöte von Menschen, die leider nicht verschont bleiben von Katastrophen unterschiedlicher Art.

Drei Zwickauer stellten während der Predigt Versuche vor, wie Mitmenschen auf die vielfältige Not reagieren. Wilfried Graupner verglich die Telefonseelsorge mit einer Brücke zwischen Menschen in Not und Menschen, die ihnen helfen können. Unheilbar Kranken und ihren Angehörigen will die Hospizgruppe einen Teil der Last abnehmen -darüber sprach Katrin Schlachte. René Hagedorn verlangte unter anderem, dass Obdachlose von anderen eine Chance bekommen, neu zu beginnen. Mit den kurzen Beiträgen sollte auch zur Mitarbeit eingeladen werden.

Pater Uwe Barzen zeigte sich in seiner Predigt zuversichtlich, dass Hilferufe auf offene Ohren stoßen: "Mit Freude habe ich die Hilfsbereitschaft beim Hochwasser in Sachsen gesehen. Wir sind kein Land der Egoisten!" Der Nächste sei den Menschen nicht egal, sagte der Pfarrer von St. Nepomuk, diese Geisteshaltung solle erhalten bleiben.

Uwe Barzen erlebte anschließend noch mehr erfreuliche Zeichen. Bei der Kollekte wurde buchstäblich eimerweise Geld für die Hochwasseropfer gesammelt -in den zwölf Eimern waren 9270 Euro. In den Vermeldungen kündigte der methodistische Pfarrer einen Arbeitseinsatz im Hochwassergebiet an. Und eine junge Frau kam zu Katrin Schlachte und sagte, dass sie jetzt überprüfen will, ob sie ihr Berufsleben mit der Arbeit in der Hospizgruppe unter einen Hut bringen kann.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 06.09.2002

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