Ein Blick auf die neue Stadt
Traditionelle Bistumswallfahrt nach Neuzelle

Neuzelle (mh) -Für das Ziel, zu dem die Christen unterwegs sind, lohnen sich Mühe und Anstrengung, so hieß es zu Beginn des Gottesdienstes. Auf dieses Ziel schon einmal einen Blick zu werfen und so neue Kraft für den Alltag zu schöpfen -das war Anliegen der traditionellen Bistumswallfahrt nach Neuzelle am vergangenen Sonntag. "Wir sehen schon die neue Stadt" hieß ihr Thema. Und die "Neue Stadt" -ein biblisches Bild für das Ziel der Christen -spielte bei den verschiedenen Programmpunkten des Tages immer wieder eine Rolle.
Bischof Rudolf Müller griff in seiner Predigt die Folgen der Hochwasserkatastrophe auf. "Wie schön waren doch unsere Dörfer und Städte entlang der Elbe. Über Nacht war vieles, manchmal sogar alles zerstört." Auch wenn einige jetzt aufgeben, die meisten hätten die Hoffnung, dass es schon bald wieder so wird, wie es war. Dieser Sehnsucht entspreche die biblische Vision von einer neuen Stadt. Dabei gibt es aber für den Bischof einen erheblichen Unterschied: "Kein Politiker kann den Menschen sagen, was Gott verspricht: Siehe, ich mache alles neu!"
Die neue Stadt sei kein bloßer Traum, sondern ein Geschenk, dass wir vom Himmel erwarten dürfen, fuhr der Bischof fort. Zugleich sollten die Menschen aber daran mitwirken. Die neue Stadt habe offene Tore für alle: "Gemeinde darf nicht der Ofen sein, der sich selber wärmt, sondern sie muss auf andere anziehend wirken und sie neugierig machen." Wichtig sei das Gebet und die Feier des Gottesdienstes, "weil uns sonst all die vielen Herausforderungen mutlos machen könnten". Auf zwei Herausforderungen wurde im Gottesdienst reagiert: Die Vertreter der Gemeinde brachten die zuvor gesammelten Spenden für den bischöflichen Hilfsfond "Mütter in Not" zum Altar, während die im Gottesdienst gesammelte Kollekte für die Opfer der Flutkatastophe bestimmt ist.
Schon einmal das bunte Leben in der neuen Stadt auszuprobieren, dazu diente die Zeit nach dem Gottesdienst. Bei dieser Wallfahrt gab es keine großen Zwischenveranstaltungen, um den Wallfahrern die Gelegenheit zu geben, verschiedenen Angebote auszuprobieren. Besonders wichtig ist den meisten dabei Begegnung und Gespräch untereinander. Auf dem Stiftsplatz gab es Informationen über im Bistum tätige Vereine und Verbände. Ein Kirchenfenster mitgestalten, tanzen, trommeln, ein Marionettentheater ansehen oder auch die Berichte von Marianne Seewald über das Leben von Bischof Gerhard Schaffran hören, waren weitere Möglichkeiten.
Zum Abschluss versammelten sich die Wallfahrer zu einem symbolischen Pilgerweg vom alten Friedhof in die Stiftskirche. Die Erfahrungen, die Abraham auf seinem Weg gemacht hat, sollten dabei Ermutigung für den eigenen Lebensweg sein. So wie auch bei Abraham auf die Begeisterung des Anfangs Durststrecken und die Notwendigkeit von Entscheidungen folgten, "so wollen wir weitergehen, im Vertrauen, dass wir den Weg gehen, den Gott für uns vorbereitet hat. In der Hoffnung, dass wir die richtige Entscheidung fällten. Ziehen wir ein durch das Tor -mit Dank und Zuversicht."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 06.09.2002