Die Bischöfe sagen: Wählen gehen!
Hirtenbrief kritisiert Arbeitslosigkeit und "Lebenspartnerschaft"
Bonn (rem) - Mit einem Hirtenbrief fordern die Bischöfe die katholischen Christen in Deutschland auf, am 22. September zur Wahl zu gehen: "Wir bitten Sie eindringlich, bei der Bundestagswahl Ihre Verantwortung wahrzunehmen und von Ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen", schreiben die Bischöfe in einem gemeinsamen Aufruf, der an diesem Sonntag in allen Gottesdiensten verlesen werden soll. Zugleich veröffentlichen sie eine längere Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zur Bundestagswahl mit dem Titel "Nachhaltigkeit -Gemeinwohl -soziale Gerechtigkeit". Zentrale Themen sind darin Biotechnologie, Ehe und Familie sowie Arbeitslosigkeit.
Eine Wahlempfehlung für eine bestimmte Partei oder einen bestimmten Kandidaten geben die Bischöfe nicht ab. Gleichwohl können Hirtenbrief und Erklärung als Kritik an einzelnen politischen Positionen verschiedener Parteien verstanden werden. So erneuert die katholische Kirche ihre Kritik an dem von der rot-grünen Regierungsmehrheit durchgesetzten Rechtsinstitut einer eingetragenen Lebenspartnerschaft für homosexuelle Beziehungen: "Mit Sorge betrachten wir eine Entgrenzung des Familienbegriffs - vor allem auch durch die gesetzliche Einführung der Lebenspartnerschaft", heißt es in dem Hirtenbrief. Nach Auffassung der Bischöfe gehören zu einer zukunftsorientierten Politik "die Sicherung der herausragenden Rechtsstellung von Ehe und Familie; die Verbesserung der materiellen Situation der Familien; die Unterstützung der Eltern bei der Erziehung; Maßnahmen zur leichteren Vereinbarkeit von Berufstätigkeit mit der Sorge für die Kinder". Trotz Widerspruch in der Vergangenheit auch aus Teilen der christdemokratischen Parteien formulieren die Bischöfe erneut ihre kritische Haltung zu Möglichkeiten der Biotechnologie etwa in der Stammzellenforschung: "Auch hochrangige Forschungsziele wie die Entwicklung von Heilungsmethoden rechtfertigen deshalb nicht die Tötung von ungeborenem menschlichem Leben", sagen die Bischöfe. Mit Sorge beobachten die Bischöfe die soziale Entwicklung: "Die soziale Ungleichheit in unserem Land hat zugenommen." Vermögensunterschiede, mangelnde Chancengerechtigkeit im Bildungssystem und vor allem die Massenarbeitslosigkeit drohten die Gesellschaft zu spalten. "Nicht nur die Politiker, sondern alle Verantwortlichen in Wirtschaft und Gesellschaft bleiben deshalb aufgerufen, alles ihnen Mögliche zu tun, damit dem Verlust von Arbeitsplätzen im Modernisierungsprozess Einhalt geboten wird und neue Alternativen erschlossen werden."
Die Wahl am 22. September bewerten die Bischöfe "als wichtige Weichenstellung für die Zukunft unseres Landes". Die Katholiken seien aufgerufen, ihre Wahlentscheidung am christlichen Menschenbild zu orientieren.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 06.09.2002