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Bistum Görlitz

Frisches Leben in der Kirche

Beim Diözesanjugendtag feierte der BDKJ im Bistum Görlitz seinen zehnten Geburtstag

Einfach gut drauf: Mit einem bunten Programm feierten die Jugendlichen den Geburtstag ihres Verbandes wie hier beim Konzert der Gruppe Patchwork.

Neuhausen -Selbstbewusst ist er und mächtig stolz auf sich. Kein Wunder, denn der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Görlitz hat Geburtstag. Dabei waren die letzten zehn Jahre nicht immer leicht, denn nach der Wende betrachtete mancher die katholischen Verbände, wie sie im Westen üblich waren, mit Skepsis. Inzwischen hat sich der BDKJ zu einer festen Größe in der ostdeutschen Verbandslandschaft gemausert. Damals galt es, der katholischen Jugend eine starke Stimme in der Kirche und in der Gesellschaft zu geben. Jetzt gab es keinen besseren Anlass zu feiern als den Diözesanjugendtag, der am vergangenen Wochenende im Jugendhaus Don Bosco in Neuhausen stattfand. Rund 200 Jugendliche aus den Gemeinden des Bistums waren zur Geburtstagsparty gekommen.

Vorhandene Strukturen wurden genutzt

"Eine runde Sache" war das Motto des Treffens. Damit waren natürlich die letzten zehn Jahre des BDKJ gemeint, unter dessen Dach im Bistum Görlitz die Don-Bosco-Jugend und die Kolpingjugend vereint sind. Ein Blick zurück zeigte bewegte Jahre: der Aus- und Neubau des Jugendhauses, der Besuch und die Betreuung von Kindern aus Tschernobyl, Kurse, Jugendfreizeiten und Wallfahrten, aber auch traurige Ereignisse wie die Ermordung des Algeriers Farid Gouendoul 1999 in Guben, für den der Verband damals einen Gedenkgottesdienst hielt.

Gründungsmitglied Gedeon Klein aus Gröditsch erinnert sich an die erste Zeit des BDKJ. "Wir haben uns damals gefragt, wie es mit der Jugendarbeit im Bistum weitergehen kann", erzählt er. In der alten Bundesrepublik sei die Jugendarbeit vor allem verbandlich organisiert gewesen -diese Strukturen habe man übernommen und genutzt. Wichtig ist für den Studenten aber, dass die Jugendlichen wissen, wo sie hinkommen können. "Junge Leute brauchen einen Ort, wo sie Gleichgesinnte treffen, manche von denen, die hier sind, sind die einzigen Katholiken in ihrer Klasse oder auf ihrer Arbeitsstelle."

Gleichgesinnte treffen. Genau das war an diesem Wochenende angesagt. Quasseln, lachen, tanzen, neue Leute kennen lernen. Für viele Jugendliche ist der Diözesanjugendtag zweifellos einer der Höhepunkte im Jahr. Spiele, Geburtstagskuchen, ein Konzert mit der Gruppe Patchwork, Musik und Tanz waren nur einige Programmpunkte. Dazwischen aber gab es auch immer wieder Gelegenheit zur Besinnung, zum Austausch, zur Gemeinschaft. Entscheidend sei, so die frühere Referentin in der Jugendseelsorge Beate Steige, dass sich jeder auf seine Weise einbringen kann, "egal, welche Fähigkeiten er mitbringt." Das bewiesen die Görlitzerinnen Lucardis Eckert und Franziska Handrick, die die beiden DDR-Spitzenkomiker Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil mimten -und dass sie das hervorragend gemacht haben, zeigte der Beifall.

Wichtig ist, Zeit zu investieren und mitzumachen

Möglichkeiten, im Verbandsleben mitzumischen, gibt es genug. Dies kann BDKJ-Vorstandsmitglied Jutta Kittan aus eigener Erfahrung bestätigen. In der Pfarrgemeinde zum Beispiel, in den Parteien, der persönlichen Umwelt. In den Gremien, so Jutta Kittan, könne man vor allem "Demokratie lernen", besonders dann, wenn es darum geht, die Interessen der Jugendlichen bei den Behörden oder anderen Entscheidungsträgern durchzusetzen. Das alles setze aber die Bereitschaft voraus, Zeit zu investieren und mitzumachen.

Was es bedeutet, sich zu engagieren, erzählt Maria Schwarz aus Cottbus. Sie ist Mitglied in der Kolpingjugend im Bistum. Ihr Verband sei offen für alle, man könne viel lernen und Freundschaften schließen, sagt sie. Sorge bereitet der Jugendlichen aus der Pfarrei St. Maria Friedenskönigin, dass immer mehr junge Leute in den Westen gehen, um eine Ausbildung zu beginnen. Auch bei der Kolpingjugend gingen die Mitgliederzahlen zurück. Katholische Jugend müsse in Zukunft offene Angebote machen, um auch die zu erreichen, die außerhalb der Kirche stehen. Für Thomas Wiedemann aus Görlitz kommt es besonders darauf an , dass "Jugendliche etwas für Jugendliche machen". Schon deshalb sei es wichtig, selbst etwas zu tun anstatt es sich "von oben" vorgeben zu lassen. Nach außen müsse klar werden, dass die katholische Jugend "eine fröhliche, kräftige und farbenfrohe Gruppe" ist. Zu einigen Veranstaltungen des Diözesanjugendtages seien auch Leute gekommen, die keiner Kirche angehören.

Als einen "immer noch jugendbewegten Bischof" begrüßte der scheidende Diözesanjugendseelsorger Bosco Marschner Altbischof Bernhard Huhn, der am Sonntag den Gottesdienst hielt. In seiner Predigt warnte Huhn vor einer vorschnellen und vor allem unüberlegten Kritik an der Kirche. Vieles, was heute der Kirche angelastet werde, entspringe dem "schnell wechselnden Zeitgeist", der "alles von vornherein schlechtrede". Jugend sei immer auf der Suche nach der Wahrheit. "Die Jugend muss deshalb frisches Leben in die Kirche bringen."

Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 12.09.2002

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