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Auf zwei Minuten

Das Tor nach innen öffnen

Dinge wie Liebe und Freundschaft sind Dinge, die man nicht kaufen kann,sie sind Geschenk

Pater Damian

Zum Meister kam ein Mann, der trotz seiner beruflichen Karriere, seines Reichtums und gesellschaftlichen Erfolges nicht glücklich war. "Ich habe alles, was ich mir wünschen kann , sagte der Mann. "Haus, Auto, genug Geld auf dem Konto, Frau und Kinder sind gesund, und doch fühle ich mich nicht wohl. Der Wohlstand ist einerseits natürlich beruhigend, aber andererseits fühle ich mich hilflos, weil ich weiß, dass nicht immer alles so bleiben muss." "Du erinnerst mich an den Mann, von dem ich einmal hörte", antwortete der Meister. "Dieser Mann versuchte eines Abends, ein Tor nach außen hin aufzustoßen. Doch so sehr er sich auch bemühte, das Tor öffnete sich ihm nicht. Verzweifelt versuchte er es weiter, und da er es nicht öffhen konnte, fühlte er sich eingesperrt und vermeinte, da draußen sei seine Freiheit. Schließlich war es Nacht geworden, und erschöpft sank er nieder und schlief ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, stellte er fest, dass sich das Tor nach innen öffnen ließ."

Erfolg, Wohlstand und Gesundheit, das verbinden die meisten Menschen mit den Vorstellungen von Glück und Erfüllung. Zu Recht. Wer genug Geld hat und es recht gebraucht, kann sich viel leisten, was zu einem guten Leben gehört. Reichtum kann auch die Freiheit seiner Wirkungsmöglichkeiten vergrößern. Vieles ist machbar. Das sollte man nicht unterschätzen. Der Mann in unserer Geschichte spürt aber, dass sein Wohlstand kein sicherer Besitz ist: "Ich weiß, dass nicht immer alles so bleiben muss." Über Nacht kann ihn etwas ins Unglück stürzen, gegen das er nicht versichert ist. Was er an Wohlstand hat, hat er sich erarbeitet, es ist das Ergebnis seiner Intelligenz, seines Fleißes und zum Teil wohl auch glücklicher Umstände.

Die Antwort des Meisters lenkt den Mann weg von äußeren Dingen: Wahres Glück und tiefe Erfüllung liegen in dir selbst. Du musst das Tor zu deinem Innern, deinem Herzen öffnen. Hier wirst du entdecken: Zu einem erfüllten Leben gehören noch andere Dinge als die, die man erkaufen und erwerben kann. Sie gehören eher zum Bereich des Seins, nicht des Habens: Lieben und Geliebtwerden, Verstehen und Verstandenwerden, Geborgenheit, innerer Friede, Freiheit und Gelassenheit, Glaube und Hoffnung. Dies alles ist letztlich Geschenk, Gnade. Es sind Schätze, die nicht von Motten und Würmern zerstört oder von Dieben gestohlen werden können (vgl. Mt 6,20). Sie sind in Gott verankert. In einem Tagesgebet der Messe heißt es: "Gib, dass wir lieben, was du befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Herzen dort verankert seien, wo die wahren Freuden sind."

Pater Damian Meyer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 12.09.2002

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