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Bistum Erfurt

"Lass erkennen, warum du das tust"

10 000 bei der diesjährigen Bistumswallfahrt / Bischof fordert Verantwortung in der Gesellschaft

Die reine Lebensfreude: Beim 'Sascha-Tanz' auf der Severi-Wiese.

Erfurt -Den Glauben nicht verstecken, das Licht auf den Leuchter stellen und ein lebendiges Zeugnis geben. Das waren die großen Themen bei der diesjährigen Bistumswallfahrt am vergangenen Sonntag in Erfurt. Rund 10 000 Christen aus allen Gemeinden des Bistums waren auf den Domplatz gekommen. "Miteinander -füreinander: Salz der Erde -Licht der Welt" war das Motto des Tages. Den wohl weitesten Wallfahrtsweg, wie sich Bischof Joachim Wanke ausdrückte, hatte der Ehrengast: Erzbischof Alfons Nossol aus dem polnischen Opole. Bischof Nossol gilt im Versöhnungsprozess zwischen Deutschen und Polen als "Brückenbauer", ebenso in der Ökumene. Dass sich Deutsche und Polen auch im Zuge der europäischen Einigung näher kommen und ihre unheilvolle Vergangenheit begraben könnten, sei ein großes Geschenk, betonte Nossol in seinem Grußwort am Beginn des Wallfahrtsgottesdienstes, der vom Chor der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt und Bläsern aus dem Bistum musikalisch gestaltet wurde.

In seiner Predigt forderte Bischof Joachim Wanke die Gläubigen auf, die Verkündigung des Evangeliums nicht nur "dem Bischof, den Priestern, den Ordensleuten oder den Gemeindereferenten" zu überlassen. "Alle Christen sind gemeint." Die Ereignisse am Erfurter Gutenberg- Gymnasium hätten gezeigt, dass die Menschen nach einem "wirklichen Halt" suchen. "Bleiben wir diesem Land nicht das Gotteszeugnis schuldig", betonte Wanke. Auch "zwischen den Wahlgängen" müsse man Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Dazu gehöre zu den selbst gewählten Bindungen zu stehen, "Kinder nicht als Schadensfall zu betrachten und das Recht ungeborenen Lebens auf Leben zu achten" Wanke:"Lebe aus dem Evangelium und lass andere erkennen, warum du das tust. Es könnte sein, dass uns dabei selbst ein Licht aufgeht". Zeichen für die Solidarität sind nach den Worten des Bischofs die vielen Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe in Sachsen und Sachsen- Anhalt. Allein die Katholiken des Bistums hätten rund 300 000 Euro gespendet, wofür sich Wanke bedankte. Weitere 300 000 Euro hat das Bistum dazugegeben

Zwischenprogramm: Angebote für Jung und Alt

Zahlreiche Zwischenveranstaltungen rund um den Domberg und an verschiedenen Orten in der Stadt boten Unterhaltsames und Informatives, für Jung und Alt. "Bilder des Schreckens -Schrecken der Bilder" war eine Veranstaltung überschrieben, zu der der Familienbund im Bistum eingeladen hatte. Auf die Frage "Machen Medien Wirklichkeit?" versuchten hochkarätige Fachleute zu antworten. Moderiert wurde das Ganze von TAG DES HERRN-Chefredakteur Matthias Holluba. Gerade im Zuge der Berichterstattung über den 11. September und die Ereignisse am Erfurter Gutenberg-Gymnasium ist Kritik an den Medien laut geworden. Anders als bei den Privatmedien habe man aber bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten versucht "die Opfer zurückzuhalten", betonte ZDF-Programmplaner Alexander Stock. Wichtig sei, sich als Journalist emotional "zurückzuholen" und "die Information vor die Sensation" zu stellen. MDR-Redakteur Martin Pollock wehrte sich zudem gegen den Vorwurf, man habe nach der Bluttat von Erfurt "Kinder vor die Kamera gezerrt". Manche Schüler wollten vielmehr von sich aus die Ereignisse erzählerisch verarbeiten.

Ein buntes Programm für die Kinder gab es auf der Severi- Wiese. Verbände, Ordensgemeinschaften und Hilfsorganisationen wie Missio stellten sich und ihre Arbeit vor. Andere Veranstaltungen behandelten den ökumenischen Kirchentag im nächsten Jahr in Berlin oder die Rolle der Kirche im Zuge der europäischen Einigung.

Die Gemeinde der Zukunft war Thema bei der Wallfahrtsstunde. Bernhard Lippold aus Erfurt und Gabriele Vockrodt aus Dingelstädt packten Wunschkisten aus. Handreichungen für das Tischgebet mit Nichtchristen waren ebenso dabei wie Heiligenscheine zum Verschenken. Die Botschaft der Satire: Für die Gemeinde kommt es darauf an "Licht der Welt" zu sein. Die Wallfahrt endete mit einer Prozession zum Domplatz und einer Andacht.

Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.09.2002

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