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Bistum Görlitz

Den Glauben nicht verstecken

Die Heilig-Kreuz-Gemeinde in Weißwasser feierte den 100. Weihetag ihrer Kirche

Die katholische Kirche in Weißwasser heute

Weißwasser -Mit einer Festwoche beging die Gemeinde Heilig Kreuz in Weißwasser den 100. Weihetag der Kirche. Nahezu alle Pfarrgruppen waren in die Vorbereitungen eingebunden. 50 Kinder feierten schon in der Vorwoche im Kinderhaus. Die früheren Pfarrer Herbert Pollack und Hubert Seewald hielten je eine geistliche Vesper. Der ökumenische Gospelchor aus Senftenberg begeisterte die Gemeinde und Gäste mit seinen Songs. Höhepunkte waren ein Festakt am vergangenen Samstag sowie der Festgottesdienst am Sonntag.

Im Mittelpunkt des Festaktes stand ein Vortrag von Professor Franz-Georg Friemel zum Thema der "Missionierung in unserem Land". Dem allgemeinen Jammer darüber, dass die Kirchen immer leerer werden, stellte Friemel die Alternative gegenüber, den Glauben so zu leben, dass andere neugierig werden. "Nur wer einen festen Standort in der Kirche hat, kann Zulauf bewirken", sagte Friemel. "Nur Gott beruft, aber wir können die Voraussetzungen dafür schaffen". Am Beispiel der verfolgten Kirche zeigte er, dass sie wegen ihrer Attraktivität, ihrer Treue und trotz der Verfolgung wuchs. Friemel: "Ihr Gottesbild war den Götzen der damaligen Zeit überlegen". Wie aber sollen die Christen heute nach außen wirken? Vor allem, so Friemel, Auskunftbereitschaft sollten sie zeigen -nicht nur die Pfarrer seien gefragt, ebenso die "ganz normalen" Christenmenschen. So wie man unbefangen über einen Theaterbesuch oder über einen Urlaub spreche, sollte man es auch über eine Wallfahrt oder einen guten geistlichen Vortrag tun. "Warum überwinden wir nicht die Scheu vor den Medien?", fragte Friemel und erinnerte daran, dass die Morgenandachten im Rundfunk von Hunderttausenden gehört werden. Weiter berichtete Friemel über spontane Bekehrungen -aus der Geschichte und aus eigenem Erleben. So habe nach der Bluttat in Erfurt ein Ungetaufter nach der Bibel gefragt, um selbst zu suchen, was an den Antworten aus christlicher Sicht dran ist. Sein Resümee: "Dass Menschen zum Glauben kommen, ist ein Wunder. Das ist wie ein spannender Roman mit Gott."

Engagement für die Kommune gewürdigt

Grußworte hatten den Abend eingeleitet. Bischof Rudolf Müller erinnerte an die Zeit, als der Zuzug von Glasmachern die Gemeinde anwachsen ließ und diese 1901 den Kirchenbau anregten. Die Oberbürgermeisterin von Weißwasser, Helga Orosz (CDU), dankte der Gemeinde für die Mitarbeit in der Kommune und hob besonders das Engagement der Caritas beim Treff der Wohnungslosen und der "Tafel" hervor. Besonders während der Wende sei die Kirche "Zufluchtsort, Heimat und wichtige Zelle zur Aufrechterhaltung christlicher Werte" gewesen. Grüße überbrachte die Partnergemeinde in Gelsenkirchen ebenso wie die evangelische Gemeinde von Weißwasser. Den Abschluss des offiziellen Festaktes besorgte die kabarettistische Einlage des "Jubiläumskaffeekränzchens". Drei Herren nahmen Ungereimtheiten in der Gemeinde sehr zur Freude der Anwesenden aufs Korn.

Auch das Gebet hatte seinen Platz in der Festwoche: Die ewige Anbetung vor dem Allerheiligsten oder das Rosenkranzgebet der Rosenkranzgruppe zusammen mit der Kolpingsfamilie. Das Pontifikalamt am Sonntag mit Bischof Müller und ehemaligen Priestern der Pfarrei war der Höhepunkt der Festwoche. Eine Festschrift erinnert an die Gründung der Gemeinde, erzählt aber auch Geschichten aus der Gegenwart. Beeindruckend für den Christen von heute sei, dass bereits 1888, 14 Jahre vor dem Kirchbau, die erste katholische Schule eingeweiht wurde. Zum Sonntagsgottesdienst ging man acht Kilometer zur Mutterkirche nach Muskau. Aber auch heute fühlen sich die katholischen Christen von Weißwasser eng mit ihrer Gemeinde verbunden. Margret Tschöpel kam schon 1964 aus Niesky nach Weißwasser, hat einige Jahre die Frohschargruppe geleitet und ist mit ihrem Mann in der Kolpingsfamilie. "Ein Leben ohne die Pfarrgemeinde können wir uns nicht vorstellen.". Mit dabei auch Beate Schurmann und ihr Mann Andreas, der evangelischer Christ ist. "Seit meiner Kindheit verbindet mich alles mit der Pfarrei, ich bin am Sonntag immer da", meint Frau Schurmann. Pfarrer Christoph Lamm bestätigt, dass die Christen denen in früheren Zeiten nicht nachstehen: "Das Engagement und die Bindung, das ist es, was unsere Gemeinde zu allen Zeiten geprägt hat."

Klaus Schirmer

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.09.2002

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