"Familie" ist keine Aschenputtelarbeit
Familienbund: Eltern Kompetenz für Erziehungsarbeit vermitteln / Familienpolitische Diskussion
Magdeburg (ep) -Eltern sollten mehr Hilfen erhalten, um ihre Kinder kompetent erziehen zu können. Das hat der Familienbund im Bistum Magdeburg und im Land Sachsen-Anhalt gefordert. Zudem sprach sich der Verband für echte Wahlfreiheit der Mütter und Väter zwischen Familien- und Erwerbsarbeit aus.
Gerade in den neuen Bundesländern sei das Netz an Familienbildungseinrichtungen "ungenügend ausgebaut", so der Familienbund in einem Beschluss am 13. September in Magdeburg. "Familienunterstützende Erziehung und Bildung -zusammen mit der Anerkennung der Erziehungsleistung der Eltern -ist Grundvoraussetzung für die Realisierung echter Wahlfreiheit und partnerschaftlicher Aufteilung familiärer und erwerbsorientierter Aufgaben in der Familie", heißt es in dem Papier. Zudem sprach sich der Familienbund für neue Wege in der Arbeitszeitpolitik aus, "um Eltern flexiblere Arbeitszeiten zu ermöglichen". Nicht bezahlte Arbeitsformen etwa der Familienbetreuung, Kindererziehung und der Betreuung Pflegebedürftiger "müssen ideell wie finanziell anerkannt und mit rechtlichem Rahmen gesichert werden".
Im Anschluss an seine Mitgliederversammlung hatte der Familienbund mit dem Katholischen Büro Sachsen-Anhalt Politiker der im Bundestag vertretenen Parteien zu einem familienpolitischen Dämmerschoppen eingeladen. Vor rund 60 Interessierten sprach sich der hallische CDU-Bundestagskandidat Christoph Bergner dabei energisch gegen die seiner Ansicht nach stattfindende "Degradierung der Familienarbeit zur Aschenputtelarbeit" aus. Er sei sehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und entsprechende Anstrengungen, diese zu verbessern. Familien- und Berufsarbeit dürften aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, so Bergner im Roncalli- Haus. Zudem sprach sich der CDU-Politiker für das Festhalten am Wert und besonderen Schutz der Ehe aus. Die Landesvorsitzende von Bündnis 90 / Grüne und Bundestagskandidatin, Ines Brock, beklagte, die deutsche Gesellschaft sei kinderunfreundlich. Es gelte, Frauen den Weg ins Erwerbsleben und Vätern den Weg in die Familie zu ebnen.
Die familienpolitische Sprecherin der SPD im Landtag, Renate Schmidt, erinnerte an die von ihrer Partei geschaffenen Regelungen zur Berücksichtigung der Kindererziehungszeiten, räumte aber ein, dass dies noch nicht reiche. Die FDP-Landesvorsitzende und Bundestagskandidatin Cornelia Pieper sagte, sehr viele Frauen wollten Kinder haben und berufstätig sein. Der Staat müsse dafür Rahmenbedingungen schaffen.
Petra Bläss, Vizepräsidentin im Bundestag und für die PDS im Familienausschuss tätig, forderte, besonders Alleinerziehende bräuchten Lohnersatzleistungen, da das Erziehungsgeld nicht zur Existenzsicherung reiche.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 19.09.2002