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Bistum Görlitz

Malteser aus ganz Deutschland zu Gast

Bundesdelegiertenversammlung erstmals in Görlitz abgehalten - Einsatz bei Flut eines der Themen

Altbischof Bernhard Huhn geehrt: MHD-Präsident von Brandenstein-Zeppelin (links) überreichte Huhn den höchsten Orden, den der Malteserorden an Geistliche vergibt.

Görlitz (kh) -Blaugraues Jackett und dunkelblaue Hose, ein achtspitziges weißes Kreuz auf rotem Grund am Ärmel und am Kragenaufschlag: So viele Menschen in Malteser-Uniform wie am vergangenen Wochenende hat Görlitz noch nie gesehen. Knapp 300 Mitglieder des Malteser- Hilfsdienstes (MHD) waren aus ganz Deutschland zur Bundesdelegiertenversammlung in die Neißestadt gekommen.

Zwar war Görlitz als Veranstaltungsort schon lange vor der Flutkatastrophe ausgewählt worden, wie der Präsident des Verbandes, Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, vor Journalisten in Görlitz versicherte. Dennoch spielte das Elbe- Hochwasser nicht nur wegen der geographischen Nähe bei dieser Tagung eine wichtige Rolle. Gerade die Görlitzer Malteser waren während der Jahrhundertflut in Bad Schandau mit rund 45 Helfern unermüdlich im Einsatz. Zusammen mit anderen Freiwilligen versorgten sie drei Wochen lang Hunderte Einsatzkräfte und Bewohner mit Essen und deckten andere Grundbedürfnisse wie etwa Wäschewaschen ab. Das Wichtigste sei jedoch gewesen, dass die Betroffenen gespürt hätten, dass sie "willkommen" seien, erläuterte der Görlitzer Diözesangeschäftsführer Bernd Schmuck. Insgesamt waren die Malteser während der Hochwasserkatastrophe mit rund 900 Helfern im Einsatz. 5,7 Millionen Euro haben sie bisher an Spenden gesammelt, ferner Bekleidungsgutscheine im Wert von zwei Millionen Euro verteilt.

In Bad Schandau wollen sich die Malteser auf jeden Fall weiter engagieren. Ein Partnerschaftsvertrag mit der sächsischen Stadt sieht vor, dass eine Gruppe von Maltesern der Stadtverwaltung zumindest bis Ende Februar 2003 zur Seite steht. Außerdem geht eine Million Euro aus dem Spendenetat der Malteser nach Bad Schandau.

Wie der Generalsekretär des MHD, Heinz Himmels, sagte, sortieren zurzeit 40 ABM-Kräfte die Hilfsgüter in den Sachspendenlagern. Schmuck zufolge ist das notwendig, weil in den Lagern "zum Teil auch Müll" abgeliefert worden sei. Von Brandenstein-Zeppelin wies darauf hin, dass die Sachgüter ohnehin erst zu einem späteren Zeitpunkt benötigt würden. Zunächst einmal müssten die Häuser trocknen. Dies werde voraussichtlich bis November dauern. Deshalb müsse die Botschaft jetzt lauten: "Keine Sachspenden!"

Nach der Hochwasserkatastrophe sind die Malteser auch in der Einsatznachsorge für die Helfer aktiv. In Eschede hatten nach dem ICE-Unglück 800 von 1200 Helfern psychologische Betreuung in Anspruch genommen. Derzeit koordinieren die Malteser etwa 90 ehrenamtliche Mitarbeiter in diesem vergleichsweise neuen Aufgabenfeld.

Die Malteser nahmen die Delegiertenversammlung in Görlitz ferner zum Anlass, Kritik am Katastrophenschutz der Regierung zu üben. Von den nach den Terroranschlägen in den USA versprochenen Mitteln sei "bei den Hilfsorganisationen noch nichts Substantielles angekommen", so Himmels: "Wir haben Fahrzeuge, die sind zehn Jahre alt und die sind 15 Jahre alt und wenn wir sie mal bei einer Flutkatastrophe brauchen, bleiben sie an der nächsten Ecke stehen."

Auch der Finanzbericht des MHD wurde vorgelegt. Nach zwei Jahren im Minus schrieb der Verband 2001 erstmals wieder schwarze Zahlen.

Insgesamt hat der MHD in Deutschland fast eine Million Mitglieder. Davon sind 35 000 ehrenamtliche Helfer. Nachdrücklich rief von Brandenstein- Zeppelin in Görlitz zu weiterem ehrenamtlichen Engagement in den Hilfsorganisationen auf. Gerade die Hochwasserkatastrophe an Elbe und Donau habe vor Augen geführt, wie notwendig intakte Hilfsstrukturen seien: "Die Öffentlichkeit hat gesehen: Es gibt Katastrophen. Wir Malteser können das recht gut organisieren. Also kommt zu uns!", sagte der MHD-Präsident.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.09.2002

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