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Bistum Magdeburg

"Gehören ganz selbstverständlich dazu"

Im Don-Bosco-Kinderhaus Halle sind auch Kinder ausländischer Eltern zu Hause

Ihre Eltern stammen aus verschiedenen Ländern: Helen, Lucy Lalnunsangi, Agnes, Helena, Antonio, Erzieherin Astrid Tautz, Agnes im Hort der Grundschule St. Franziskus.

Halle (ep) -"Milch, moloko (sprich: malako), jala (chala), su`a (schua), milk." Manchmal buchstabieren die Vorschulkinder der Bärengruppe von sich aus durch, wie Getränke, Speisen oder schlicht und einfach Bitte und Danke in den verschiedenen Sprachen heißen. Nikita übernimmt dann den russischen Part, Niko nennt das passende griechische Wort, My Hanh weiß die Dinge in Vietnamesisch zu sagen. Und deutsche Kinder können das eine oder andere englische Wort beisteuern, seit sie im Kindergarten spielerisch ein wenig Englisch lernen.

Nicht überall: Miteinander ohne Vorbehalt

"My Hanh, Nikita und Niko gehören ganz selbstverständlich in der Gruppe dazu", sagt Erzieherin Cordula Mock vom Don- Bosco-Kinderhaus in Halle. "Dass ihre Eltern aus anderen Ländern kommen, ist unter den Kindern überhaupt kein Problem." Andre Tchernodarov, Vater von Nikita, bestätigt dies. "Wir sind sehr zufrieden", sagt er. In dem Kindergarten, in dem Nikita vorher war, sei das nicht ganz so gewesen: "Einige Kinder haben von zu Hause manchmal ausländerfeindliche Äußerungen mitgebracht, unüberlegt, wie Kinder das halt so machen. Gefallen hat uns das nicht", sagt Tchernodarov. Wünschen würde er sich, dass es mehr Erzieher und Lehrer gibt, die fremde Sprachen beherrschen. "Dann könnten sie sich noch etwas besser auf ausländische Familien und ihre Kinder einstellen. Schließlich ist es für Kinder von Ausländern gar nicht so einfach, in der Schule deutsch und zu Hause oft die Muttersprache der Eltern zu sprechen", sagt Tschernodarov, der gern möchte, dass Nikita im nächsten Jahr auch in die katholische Grundschule St. Franziskus geht.

Eltern aus Eritrea, Kanada, Kolumbien

Der Hort der Schule gehört zum Don-bosco-Kinderhaus. Auch hier gibt es Kinder, deren Eltern aus anderen Ländern und Erdteilen stammen. Mutter und Vater der fast sechsjährigen Helen zum Beispiel kommen aus Eritrea. Man merkt ihr förmlich an, wie sehr sich die Erstklässlerin im Hort der Hallenser St.-Franziskus- Schule wohlfühlt und wie sehr sie von den anderen Kindern geschätzt wird. Helenas (6) Vater stammt aus Kanada und Antonios (6) Eltern kommen aus Kolumbien. Aber auch unter den Erwachsenen, die sich nach der Schule um die Mädchen und Jungen kümmern, ist derzeit eine junge Frau aus einem anderen Kulturkreis: Seit kurzem arbeitet die 24-jährige Lucy Lalnunsangi aus Nordostindien bei den Kindern. Sie ist für ein Jahr über den Internationalen Christlichen Jugendaustausch nach Deutschland gekommen und will das Land, seine Menschen und ihre Sprache kennen lernen. So lange sie noch wenig Deutsch versteht, helfen Helen und Helena, die neben Deutsch auch ganz gut Englisch können, beim Dolmetschen.

In Halle etwas zum Wohl der Kinder in Indien lernen

Lucy Lalnunsangi hat nach dem Abitur zunächst Ökonomie und dann auch zwei Jahre Theologie studiert. Dass sie in Halle nun ein Jahr bei Kindern arbeiten kann, freut die junge Frau ganz besonders. Die gläubige Baptistin will eines Tages Kindern in ihrem Land Religionsunterricht geben. "Hier kann ich mir was abgucken", sagt die junge Inderin, die in Kürze einen Deutschkurs belegen will, auf Englisch. "Indem ich hier erlebe, wie sich um die Kinder gekümmert wird, kann ich etwas mitnehmen für mein Land." Kostenloses Quartier und Heimat auf Zeit hat die junge Frau bei Frank Wagner und seiner Frau aus der Hallenser St.-Marien-Gemeinde gefunden.

Eine große Bereicherung für die deutschen Kinder

"Die Kinder ausländischer Eltern und auch Lucy sind eine große Bereicherung für uns", sagt Kinderhaus-Leiterin Edith Geuther. "So wird den Kindern von hiesigen Eltern hautnah bewusst, dass es auch andere Rassen und Religionen gibt und das wir alle zu einer Menschheitsfamilie gehören. Im Übrigen passt das gut zu unserem christlichen Menschenbild, das wir den Kindern vermitteln wollen: dass Gott alle Menschen gern hat", sagt Frau Geuther und kommt auf einen weiteres Beispiel des guten Kontakts zu Menschen aus anderen Nationen zu sprechen: "Hacik Gazerjan stammt aus Armenien. Er ist Theologe und arbeitet am Ostkircheninstitut in Halle. Er spielt jedes Jahr bei uns den heiligen Nikolaus", so Frau Geuther. Ein Lied, dass immer wieder im Kindergarten gesungen wird, fällt ihr auch noch ein: "Schwarze, weiße, rote, gelbe, Gott hat uns alle lieb ..."

Die Interkulturelle Woche vom 29. September bis 5. Oktober wird im Don-Bosco-Kinderhaus in Halle keine Rolle spielen. Schließlich gehört hier das Zusammenleben mit Kindern von Eltern, die aus anderen Ländern stammen, zum ganz alltäglichen Leben.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.09.2002

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