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Aus der Region

"An den Früchten werdet ihr sie erkennen"

Nach der Bundestagswahl: Osnabrücker Generalvikar Theo Paul offen für Zusammenarbeit

Fulda/Osnabrück (rem/pe - Mehr Gemeinsamkeit bei der Bewältigung wichtiger Probleme wünscht sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, nach der Bundestagswahl von den politischen Lagern. Mit "knappen Mehrheiten" seien die zentralen Herausforderungen wie die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Sicherung der sozialen Systeme und die Fragen der Bioethik "nicht zu schaffen", warnte Lehmann. Er forderte die rot-grüne Regierungskoalition und die bürgerliche Opposition dazu auf, "Gemeinsamkeiten zu suchen". Die katholische Kirche sei um ein gleichermaßen gutes Verhältnis zu den Parteien der großen politischen Lager bemüht.

Gleich mehrere Wünsche hat Generalvikar Theo Paul aus Osnabrück an die neue Bundesregierung. Sie möge zielstrebig Lösungswege aufzeigen, um die Arbeitslosigkeit abzubauen und den Arbeitsmarkt zu beleben, sagte er auf Anfrage des Kirchenboten. Der Generationenvertrag, der die Rentenzahlung absichert, solle nachhaltig gesichert werden, die Bedeutung von Ehe und Familie für die Zukunft dürfe nicht aus dem Blick geraten. "Ich hoffe außerdem auf qualifizierte und glaubwürdige Minister", setzte er hinzu. Er sei bereit, konstruktiv an Problemlösungen mitzuarbeiten. "Das kann nach dem Motto gehen: An den Früchten werdet ihr sie erkennen", so der Generalvikar. Das schlechte Abschneiden der Rechtsparteien führt Theo Paul auf den Wunsch der Wähler nach Verlässlichkeit zurück. "Extreme hatten keine Chance. Das ist positiv", sagte Paul. Der Generalvikar hat nicht nur Wünsche an die Regierung, auch seine eigene Kirche sieht er in der Pflicht: "Sie muss Anwalt sein für Werte, die über eine Legislaturperiode hinausgehen."

Der Trierer Bischof Reinhard Marx sieht mögliche Konfliktfelder zwischen Kirche und Bundesregierung in den Fragen der Bioethik. "Da waren wir schon in der Vergangenheit mit der rot-grünen Koalition nicht besonders glücklich", sagte Marx dem Zweiten Deutschen Fernsehen. "Bauchschmerzen" bereite den Bischöfen auch die Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes für Homosexuelle. Marx betonte zugleich die gute Zusammenarbeit mit der alten und neuen Regierung beim Zuwanderungsgesetz und in der Entwicklungsarbeit. Mit Blick auf die Irak-Krise forderte Marx zur Zurückhaltung auf: "Gewalt bringt immer neue Gewalt hervor, das ist die Position der katholischen Kirche."

Mit der "größten jugendpolitischen Aktion in seiner Geschichte" hatte zuvor der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) eine Wette um Politikerinterviews gegen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gewonnen. Rund 200 BDKJ-Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands, darunter auch die Delegation des Diözesanverbandes Osnabrück, überreichten am Freitag vor der Wahl im Berliner Reichstag 1505 Fragebögen mit Politikerstatements an Wolfgang Thierse. In allen Wahlkreisen hatte der Verband seit März die Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien zum Thema Jugendpolitik befragt. Thierse lobte die Aktion als Beweis dafür, dass junge Leute für Politik zu interessieren und zu begeistern seien. "Für uns ist dieses Ergebnis längst noch kein Anlass zum Zurücklehnen", kommentierte der Osnabrücker BDKJ-Diözesanvorsitzende Hubert Wissing den Erfolg. Die Antworten und auch die Absagen der künftigen Parlamentarier sollen in einem "alternativen Bundestagshandbuch" veröffentlicht werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.09.2002

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