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Aus der Region

Religionsfreiheit ist der Prüfstein

Auftakt der Bischofskonferenz: Kardinal Lehmann zum interreligiösen Dialog

Fulda (rem) - Leitlinien für multireligiöse Feiern von Chris-ten, Juden und Muslimen wollen die deutschen Bischöfe veröffentlichen. Das kündigte der Vorsitzende der Konferenz, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung in Fulda an. Diese Leitlinien sollen vor allem den katholischen Gemeinden Orientierung geben.

Lehmann betonte in seinem Eröffnungsreferat vor den Bischöfen die Bedeutung des Dialogs unter den Religionen: "Wer die fremden Religionen nur als Unglaube, Götzendienst und Hybris verstehen kann, isoliert sich selbst, schafft eine grundsätzliche Dialogunfähigkeit und verliert die universale Weite der Begegnung, wie sie dem Katholischen zu eigen ist." Schon das Zweite Vatikanische Konzil habe in anderen Religionen "einen Strahl jener Wahrheit" erkannt, die der Kirche mit der Verkündigung Jesu Christi anvertraut sei, sagte der Kardinal.

Dabei erkenne der biblische Glaube keineswegs alles, was sich als "religiös" ausgebe, schon als heilsbedeutsam an. "Das Christentum kennt auch ein entschiedenes Nein zu den Religionen und sieht in ihnen Hilfsmittel, mit denen der Mensch sich selbst gegen Gott absichert, anstatt sich seinem Anspruch auszuliefern," sagte Lehmann. Alle Versuche einer pluralistischen Religions-Theologie, in den Religionen nur verschiedene Ausdrucksformen eines gemeinsamen zugrundeliegenden Absoluten zu sehen, seien gescheitert. Der unverzichtbare Dialog der Religionen dürfe sich nicht auf minimale Gemeinsamkeiten beschränken, betonte der Kardinal. "Wir würden dann eigentlich alle ärmer."

Die Einzigartigkeit und die Universalität des christlichen Glaubens zeige sich im Blick auf Jesus Christus, erklärte Lehmann. Das christliche Selbstverständnis mache sich an der Lehre fest, "dass sich Gott in der Geschichte geoffenbart hat, die in Jesus von Nazareth zu einem unüberbietbaren Höhepunkt kommt und von ihm her das Heil für die ganze Welt bewirkt". Jesus Christus, so der Kardinal, "ist nicht nur das letzte Wort Gottes, sondern in seiner Person und in seinem Heilswerk bekundet sich auch die Unübersteigbarkeit und Uneinholbarkeit der Liebe Gottes zu den Menschen".

Zu den Regeln eines interreligiösen Dialogs zählte Lehmann neben der Ebenbürtigkeit der Dialogpartner vor allem die Religionsfreiheit. Sie ganz besonders, so der Kardinal, "ist ein Prüfstein dafür, ob eine Religion sich den Spielregeln des menschlichen Zusammenlebens unter heutigen Bedingungen stellt und auch unterwirft". Wer seine Überzeugungen mit Macht und Gewalt durchsetzen möchte, scheide sich selbst aus dem Dialog der Religionen aus.

Arbeitspapier zum interreligiösen Dialog und Berichte zu weiteren Themen der Bischöfe unter www.dbk.de.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.09.2002

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