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Bistum Magdeburg

Seit Jahren in der Gemeinde engagiert

Organist Hille und Blumenfrauen Elisabeth und Magdalena Giesa / Pfarrei Salzwedel feiert Jubiläum

Salzwedel (ep) -Die katholischen Christen Salzwedels blicken in diesen Tagen auf 150 Jahre zurück, seit die Gemeinde ihren ersten Seelsorger bekam. Neben den Priestern waren es in dieser Zeit aber immer auch ganz "normale" Gläubige, die dafür gesorgt haben, dass der Glaube weiterlebt: Wolfram Hille sowie Elisabeth und Magda Giesa tun es bis in diese Tage auf ihre Weise.

Wolfram Hille ist kein gebürtiger Salzwedler. Doch der heute 76-Jährige lebt bereits seit 1938 in der Altmarkstadt, als sein Vater aus Berlin nach Salzwedel versetzt wurde. Elisabeth und Magdalena Giesa verschlug es mit ihrer Mutter 1946 in den Ort an der Jeetze. Mit ihnen kamen rund 7000 katholische Heimatvertriebene in die Region, so steht es in der Chronik. Wolfram Hille kann sich noch gut an diese Zeit erinnern: "Ich habe damals begonnen, Orgel zu spielen", erzählt Hille. "Wegen der vielen Heimatvertriebenen wurde in den Dörfern rings um Salzwedel in den evangelischen Kirchen am Samstag und Sonntag heilige Messe gefeiert. Der Pfarrer und ich sind überall mit dem Fahrrad hingefahren. Ich habe, so gut ich konnte, den Gesang unterstützt. Schließlich habe ich nur vier Jahre Klavier gelernt, nie aber Orgelunterricht erhalten." Gern erinnert sich Hille auch an den Jugendchor, den er damals gegründet hatte. "Wir haben viel Spaß miteinander gehabt."

Nach dem Abitur wollte Hille Physik studieren. "Weil mein Vater Bankdirektor war, durfte ich in der Sowjetischen Zone nicht auf die Uni. Neulehrer wurden hingegen gesucht, und so stand ich -ehe ich mich versah -in Schadewohl in der Nähe von Salzwedel vor einer Schulklasse, um Unterricht zu geben." 1954 -Hille hatte inzwischen entsprechende Examina abgelegt -wechselte der Mathematikund Physik-Lehrer an eine Erweiterte Oberschule (EOS) in Salzwedel. Inzwischen spielte er vertretungsweise auch in der Pfarrgemeinde in Salzwedel die Orgel. Weil ich mich weigerte, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben, keinen Orgelund Kantorendienst in einer Gemeinde zu übernehmen, wurde ich 1962 von der EOS an eine zehnklassige Polytechnische Oberschule versetzt, wo ich bis zu meiner Pensionierung 1990/ 91 blieb, so Hille. Auf der Orgelbank sitzt der rüstige Pensionär, Vater von vier erwachsenen Kindern und Großvater von elf Enkeln noch immer. Wer ihn einmal ablösen wird, ist ungewiss. Hille fände es gut, wenn Gemeindereferenten bei ihrer Ausbildung auch Grundlagen des Orgelspiels erlernen würden. Einstweilen aber unterstützt er die Gemeinde noch selbst nach Kräften bei ihrem Gesang und trägt so zu einer würdigen Gottesdienstgestaltung bei.

Auf ganz andere Weise am Gottesdienst beteiligt sind Elisabeth und Magdalena Giesa. Besonders der Samstagvormittag ist dafür eingeplant: Seit 1970 kümmern sich die gelernte Floristin und Gärtnermeisterin Elisabeth Giesa und ihre Schwester um den Blumenschmuck in der Pfarrkirche St. Lorenz. In der Osterzeit frühlingsmäßig, dann die Sommerblumen, im Herbst die Erntekrone, im Advent Tannengrün und Adventskranz und dann Weihnachtsbäume -der Jahreszeit entsprechend abwechslungsreich möchte die 71-jährige Elisabeth Giesa die Kirche schon gestaltet wissen. Und ihre sechs Jahre ältere Schwester hilft ihr dabei, alles herzurichten.

"Als ich die Aufgabe übernahm, habe ich meinen 1250 Quadratmeter großen Garten total auf Blumen umgestellt", erzählt Frau Giesa, die auch Lehrmeisterin war. Bis heute zahlt sich diese Umstellung aus: Obwohl ihr Garten nur noch halb so groß ist -auf die Kirchenkasse wirkt sich die "eigene Ernte" allemal positiv aus. Und fehlt es mal an Blumen, nutzt Frau Giesa ihre Kontakte zu ehemaligen Schülern in Blumengeschäften und damit auch zu Sponsoren.

Wenn Elisabeth und Magdalena Giesa sich samstags um den Blumenschmuck kümmern, beaufsichtigen sie gleichzeitig die alte romanische Backsteinkirche, die von vielen Interessierten besucht wird. "Es kommt dann vor, dass uns Besucher minutenlang bei der Arbeit zuschauen", sagt Elisabeth Giesa, der ihr Beruf bis heute -zehn Jahre nach ihrer Pensionierung viel Freude macht. Mehrmals im Jahr hilft sie deshalb noch ihrem Neffen, der in Köln eine Friedhofsgärtnerei betreibt, bei der Arbeit. Schließlich habe der sie zu DDR-Zeiten mit Blumenzwiebeln versorgt. Und das Drahtgitter, dass sie für Gestecke verwendet, kommt auch von ihm.

Wenn die Gemeinde am Sonntag gemeinsam mit Weihbischof Gerhard Feige um 10 Uhr den Festgottesdienst feiert, dann wird die Kirche von Elisabeth und Magdalena Giesa geschmückt sein. Und auf der Orgelbank wird wie immer Wolfram Hille sitzen.

ep

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 10.10.2002

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