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Bistum Görlitz

Mit Unterstützung der "feurigen Elise"

Großräschen: Gemeindemitglieder engagieren sich in ihrer Gemeinde

Großräschen (mim) -Ohne Ehrenamt geht in der 700-Seelen- Gemeinde Großräschen beinahe nichts. Seit je her werden viele der anfallenden Aufgaben rund um die gepflegte kleine Kirche von Gemeindemitgliedern übernommen.

Pflastersteine verlegen, den Zaun reparieren, den Hof kehren oder das undichte Kirchendach abdichten -dies ist ein Teil der vielen Aufgaben, denen sich Hans-Joachim Grune (66), Hubert Rösner (69) und Dieter Kucharski (62) immer wieder von Neuem stellen. Sie sind nur drei der Ehrenamtlichen, die sich der Instandhaltung und Pflege des Gemeindemittelpunktes verschrieben haben. Ist Not am Mann auf dem etwa 100 mal 80 mal Meter großen Pfarrgelände, findet sich in der Gemeinde immer jemand, der schnell und tatkräftig anpackt.

Dabei können alle Ehrenamtlichen aus einem Fundus an Fachkenntnissen und handwerklichen Fertigkeiten schöpfen, den sich jeder für sich in seinem früheren Beruf angeeignet hat. "Wir haben einen Tischler, einen Schlosser, einen LKW-Fahrer, einen Hausmann, einen Fachmann für Elektro- und für Rohrund Wasserangelegenheiten in unserer Gemeinde. Das sind alles Leute, die was gelernt haben, auf die man sich verlassen und zurückgreifen kann", beschreibt Hans-Joachim Grune den "großen Vorteil" der Gemeinde, der die ehrenamtliche Arbeit erleichtert.

Neben diesen menschlichen Helfern gibt es auf dem Kirchengelände noch einen weiteren Helfer, allerdings der etwas anderen Art. Ein 21 Jahre alter Traktor steht dort auf einer Rasenfläche unter Bäumen, der sich ebenfalls um die Gemeinde verdient gemacht hat. Nicht ohne Stolz berichtet Dieter Kucharski davon, wie er den Traktor, auch liebevoll "feurige Elise" genannt, vor gut zwanzig Jahren selbst gebaut hat und wie dieser bei manch schwerer Arbeit vieles erleichtert hat. So zum Beispiel Anfang der 80er Jahre, als die alten Heizungskessel der Kirche einer neueren Elektroheizung weichen mussten: "Da haben wir die rund 18 Zentner schweren Kessel mit dem Traktor auf den Anhänger gezogen und abtransportiert. Die hätte man bei dem Gewicht ja gar nicht anders wegbekommen."

Sei es der Umbau des alten Heizungskellers zu einem "Clubraum" oder die Erneuerung des Hofgebäudes zu einer Art Sommerküche -Grune, Rösner und Kucharski setzen sich mit Herz und Seele für ihre Gemeinde ein. Dabei beschränken sich ihre ehrenamtlichen Aufgaben nicht nur auf den handwerklichen Bereich. Hans-Joachim Grune betätigt sich zudem noch als "Gemeinde-Chronist", archiviert alle wissenswerten Ereignisse der Gemeinde Großräschen und plant im nächsten Jahr zur 13. Großräschner Konzertsaison einen Kirchenführer herauszubringen.

Hubert Rösner war seit 1968 als ehrenamtlicher Küster in der Gemeinde tätig. Obwohl er sich seit einem Jahr von dieser Aufgabe zurückziehen will, kann die Gemeinde noch immer nicht ganz auf ihn verzichten. Schmunzelnd erzählt Rösner: "Unser Pfarrer lässt mich noch nicht ganz gehen. Wenn mal jemand fehlt oder verhindert ist, helfe ich selbstverständlich gern aus."

Ehrenamtliche Arbeit hat Tradition in Großräschen, wie Hans- Joachim Grune schildert: "Schon unsere Eltern haben in der Gemeinde ehrenamtlich gearbeitet. Nach und nach haben wir dann ihre Aufgaben übernommen. Wir haben ja schon als Jugendliche immer mit angepackt", erinnern sich die Drei an die frühen Anfänge ihres Engagements.

"Doch wer nach uns kommt, das weiß noch keiner", wagt Grune einen Blick in die ungewisse Zukunft. "Bei einer Arbeitslosigkeit von 25 Prozent in der kleinen Gemeinde mit etwa 10.000 Einwohnern, muss ein Großteil der jungen Leute wegziehen, wenn sie eine Arbeit bekommen wollen", verdeutlicht er die Problematik.

Doch in einem sind sich alle sicher: "Solange wir können, machen wir weiter, denn das ist unsere Kirche, und unsere Kirche soll schön sein."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 10.10.2002

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