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Aus der Region

Mit dem Mut der Tüchtigen

Der Leipziger St. Benno-Verlag hat sich zu einem der umsatzstärksten katholischen Verlagshäuser in Deutschland entwickelt

Nach dem Segen der Bischöfe: Geschäftsführer Michael Birkner, Bischof Joachim Reinelt und Bischof Leo Nowak im Foyer des neuen Leipziger Verlagsgebäudes.

Leipzig -Er hat Generationen von Christen im Osten mitgeprägt. Und als es nach der Wende wie für viele DDR-Betriebe brenzlig wurde, hat sch kein geringerer als der heutige Mainzer Kardinal Karl Lehmann persönlich für ihn stark gemacht. Gemeint ist der Leipziger St. Benno- Verlag, bis heute der einzige katholische Verlag in den neuen Bundesländern mit einem Angebot an religiöser Literatur. Mit einem Tag der offenen Tür haben die Leipziger am vergangenen Samstag eine neue Auslieferungshalle im Norden der Messestadt eingweiht. Vertreter der ostdeutschen Gesellschafterdiözesen, frühere und jetzige Mitarbeiter und viele Gäste waren gekommen, um sich in den neuen Räumen umzusehen, mitzufeiern oder einfach nur in den Editionen des inzwischen über 50-jährigen Verlags zu schmökern. Bischof Joachim Reinelt (Dresden-Meißen) und Bischof Leo Nowak (Magdeburg) segneten das neue Gebäude. Untergebracht ist hier auch ein neues Ladengeschäft für Leipzig und Umgebung mit einem breiten Angebot an christlichen Büchern, Geschenken und Devotionalien -mit rund 750 Artikeln.

Etwa 80 000 Paketeinheiten pro Jahr mit bis zu 20 Mitarbeitern könne der Geschäftsbereich Versandbuchhandel jetzt bewältigen, erläutert der Geschäftsführer des St. Benno-Verlags, Michael Birkner. Eine Steigerung der Kapazitäten um bis zu 50 Prozent sei möglich. "Danach stehen uns noch ungefähr 5000 Quadratmeter freie Fläche zur Verfügung", so Birkner. Eine "erfeuliche Entwicklung" bescheinigte Heiko Klinge, Geschäftsführer der Mediendienstleistungsgesellschaft (MDG) dem Leipziger Verlagshaus. Das Münchener Unternehmen berät konfessionelle Medieneinrichtungen und Verlage. Nach Schwierigkeiten vor allem Mitte der 90er Jahre habe sich der Umsatz des St. Benno-Verlags von umgerechnet 2,5 Millionen Mark (1995) auf geschätzte 20 Millionen in diesem Jahr gesteigert. Damit habe er sich zu einem der umsatzstärksten katholischen Verlage in Deutschland entwickelt.

Sättigung durch private und neue Medien

Insgesamt sieht es in der Branche jedoch nicht gerade rosig aus, wie Klinge feststellt. Umsatzrückgänge der deutschen Verlage seien um insgesamt fünf Prozent zu verzeichnen, Konkurse und Fusionen an der Tagesordnung. Als Gründe für die Krise auch der konfessionellen Verlage macht Klinge nicht nur die schwindende Religiösität verantwortlich. "Die rasante Zunahme des privaten Hörfunks und Fernsehens sowie die neuen Medien haben einen Sättigungsgrad erreicht, der beispiellos in der Mediengeschichte ist", sagte Klinge beim Festakt in Leipzig. Die Entwicklung des St. Benno-Verlags zeige jedoch, dass Erfolg auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist, "wenn die richtigen Menschen am richtigen Platz sind". Klinge bestreitet zudem das mangelnde Interesse an religiöser Literatur. Auch der Kirche Fernstehende seien aufgeschlossen für religiöse Themen. Oft sei aber die "kirchliche Binnensprache ein Hindernis dafür, religiöse Literatur unter die Leute zu bringen". Wenn man die Menschen aber mit der Predigt nicht mehr erreiche, werden die Medien immer entscheidender, ist Klinge überzeugt.

Einen wichtigen Platz in der ostdeutschen Verlagslandschaft räumt der Dresdner Bischof Joachim Reinelt dem St. Benno-Verlag ein. "Wenn es in einer Bücherstadt wie Leipzig nicht den St. Benno-Verlag gebe, wär's zum Weinen", sagte Reinelt in seinem Grußwort. Der Bischof erinnerte an die Zeiten, als die Existenz des Verlags auf der Kippe stand. "Der Mut der Laien zur Fortführung war damals viel größer als auf unserer Seite", sagte Reinelt im Rückblick. Und schließlich erfüllten die Leipziger in der Vergangenheit eine wichtige Brückenfunktion nach Osteuropa: "Wenn es den Leipziger Verlag nicht gegeben hätte, hätten wir den Anschluss an die kirchlichen Entwicklungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verpasst", zitierte Bischof Reinelt den heutigen Prager Kardinal Miroslav Vlk.

Verschiedene Angebote gab es für die Besucher des Festtages rund um das Verlagshaus. Joachim Reinelt und Leo Nowak plauderten aus dem Alltag der Bischöfe. Zu sehen war ein Film über die Wiederrichtung des Klosters Helfta bei Eisleben -und dazwischen: Bücher, Bücher, Bücher. Die Kandidaten der Ouizshow haben insgesamt 662, 50 Euro erspielt. Nach dem Prinzip "Wer wird Millonär?" erzielten zwei Mitspieler mit 250 Euro den Höchstgewinn. Das Geld kommt der TAG DES HERRN - Spendenaktion für die Flutopfer zugute.

Andreas Schuppert

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 42 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 18.10.2002

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