Chance für lebendiges Glaubenszeugnis
Bischof Nowak und Bischof Reinelt zum geplanten Kirchentag und zu Aussagen Kardinal Meisners

Leipzig / Magdeburg (ep) -Bischof Leo Nowak hat sich optimistisch im Blick auf den im kommenden Jahr geplanten Ökumenischen Kirchentag geäußert. "Ich begrüße den Kirchentag aus ganzem Herzen. Was wir als Kirchen gemeinsam tun können, sollten wir auch tun", sagte Nowak bei einer Talkrunde anlässlich der Eröffnung des neuen Ladengeschäftes und des Auslieferungszentrums des St. Benno- Verlages am vergangenen Samstag in Leipzig. Der Bischof und sein ebenfalls anwesender Dresdner Kollege Joachim Reinelt waren bei der Gesprächsrunde von einem Zuhörer nach ihrer Position zum Kirchentag gefragt worden, nachdem erst kürzlich die Berliner evangelische Gethsemanie-Gemeinde drei ökumenische Abendmahlfeiern angekündigt hatte.
Der geplante gemeinsame Kirchentag entspricht unserer kirchlichen Situation, sagte Bischof Nowak. Gerade der Veranstaltungsort Berlin mit seinen rund 80 Prozent Nichtchristen biete dafür den entsprechenden Hintergrund. "Ich erhoffe mir, dass der Kirchentag ein lebendiges Zeugnis des gemeinsamen Glaubens an Jesus Christus in unserer Welt wird", so der Bischof. Deshalb "dürfen wir nicht in erster Linie auf das schauen, was an Gefahren lauert, sondern sollten die Chancen im Blick haben, die dieses historische Ereignis bietet", so der Bischof.
Dies hatte zuvor bereits auch sein Dresdner Amtskollege Joachim Reinelt hervorgehoben und betont, dass es von Seiten des offiziellen Kirchentages keine Einladung zu einer gemeinsamen Abendmahls- beziehungsweise Eucharistiefeier geben werde.
Beide Bischöfe wurden bei der Gesprächsrunde auch nach ihrer Meinung zu Äußerungen des Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner gefragt, die dieser kürzlich bei der Fuldaer Bischofskonferenz im Blick auf die Mitarbeiter im kirchlichen Dienst sowie auf die in Gemeinden und Verbänden engagierten Laien gemacht hatte. Natürlich sei an den Aussagen von Meisner Richtiges dran, so Bischof Nowak. Aber es sei "schwierig, mit Pauschalurteilen wie ,die Verbände', ,die Laien', ,die Priester' um sich zu hauen". Denn auf diese Weise würden Menschen verletzt, die eigentlich gar nicht gemeint seien. Schließlich setzten sich viele gläubige Laien engagiert in der Kirche ein und hätten es nicht verdient, "eine drüber gebrannt zu bekommen".
Auch Bischof Reinelt betonte im Blick auf die Anfrage, es sei "ganz schwierig, in einer Predigt allgemeine Kritik zu formulieren". Natürlich gebe es in den katholischen Kindergärten einen Teil von Erzieherinnen, die nichts oder wenig vom Glauben wissen. Und die Kinder dürften "nicht Gegenstand des Glaubenlernens" dieser Erzieherinnen sein. "Aber es gibt in unseren Einrichtungen eben auch viele ausgezeichnete gläubige Pädagoginnen", so Bischof Reinelt. Andererseits sei es "ein bisschen übertrieben, dass sich das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken so auf den Schlips getreten gefühlt hat", sagte der Dresdner Bischof. Schließlich müssten Probleme beim Namen genannt werden können.
Während des Gesprächs ging es auch um die Opfer der Hochwasserkatastrophe vor einigen Wochen. Bischof Nowak erinnerte daran: "Auch wenn inzwischen in den Medien kaum noch die Rede davon ist, so ist bei vielen der Flutopfer noch längst nicht wieder alles in Ordnung." Das sollten alle Nichtbetroffenen im Auge behalten und dementsprechend -wo möglich und nötig -handeln.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 18.10.2002