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Aus der Region

Das ist keine Solidarität mehr

Wachsende Kritik an Ladenöffnung am Sonntag im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe

Sonntagsruhe wieder herstellen: Die Kritik an den Ausnahmegenehmigungen zur Sonntagsöffnung der Geschäfte nach dem Hochwasser wächst.Es gehe nicht mehr um Solidarität mit den Flutopfern, sondern um rein wirtschaftliche Interessen, heißt es in Stellungnahmen.

Magdeburg / Dresden (tdh / kna / epd) -Die Kritik an Ausnahmeregelungen für die Ladenöffnung im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe wird lauter. Das Hochwasser sei in zunehmendem Maß kein Begründung mehr für pauschale Ausnahmeregelungen, die die Öffnung von Geschäften an Sonntagen gestatten, heißt es in zahlreichen Stellungnahmen von Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden. Der Sonntag müsse Sonntag bleiben, lautet dagegen die zentrale Forderung.

Inzwischen wieder gewisse Normalität

Die Feier des Sonntages sei heute ein Protest gegen die Vermarktung des Menschen und gegen die Versklavung durch die Arbeitswelt. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann vor wenigen Tagen bei der Eröffnung einer Ausstellung über den Sonntag in Bonn. Der arbeitsfreie Sonntag stehe für ihn nicht zur Disposition. Eine Position, die er mit vielen, auch nicht christlichen Bürgern teilt. Ein Beispiel ist die Interessengemeinschaft "Pro Sonntag", die kürzlich in Magdeburg gegründet wurde. Vertreter der Kirchen, der Gewerkschaften und verschiedener Familienverbände haben sich darin zusammengeschlossen, um gemeinsam für den Sonntag einzutreten.

Versuche, eine Ladenöffnung am Sonntag zu ermöglichen, hat es vor allem im Osten Deutschlands immer wieder einmal gegeben. Die jetzigen Ausnahmeregelungen im Zusammenhang mit dem Hochwasser werden auch von den Kritikern als zunächst berechtigt gewertet, aber: "Auch in den am schwersten betroffenen Regionen kehrt eine gewisse Normalität ein. Es ist daher nicht einzusehen, warum in Gegenden, die vom Hochwasser verschont wurden, nicht zur guten und gesetzlichen Ordnung des verkaufsfreien Sonntags zurückgekehrt wird", heißt es in der Stellungnahme des Diözesanrates des Bistums Dresden-Meißen. Das entsprechende Laiengremium im Nachbarbistum Magdeburg, der Katholikenrat, betonte sogar: Die Beibehaltung der Ausnahmereglung zeuge "weit weniger von Solidarität mit den Opfern der Überschwemmung als von einer schnell erkannten Gelegenheit, das Kaufverhalten der Kunden zu beeinflussen und den Umsatz zu erhöhen". Inzwischen argumentieren die Verantwortlichen in Sachsen und Sachsen- Anhalt auch kaum noch mit der von der Flut verursachten Notsituation. Statt dessen heißt es: Die sonntäglichen Öffnungszeiten kurbelten den Tourismus an und leiteten zusätzliche Kaufkraft in die betroffenen Gebiete. Der Dresdner Diözesanrat hält entgegen: "Umsätze des Einzelhandels nehmen nach aller Erfahrung durch sonntägliches Öffnen der Läden nicht zu, sondern verteilen sich nur anders."

Die Länder, aus denen die Touristen angelockt werden sollen, würden nicht untätig zusehen, befürchtet in diesem Zusammenhang der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) im Bistum Magdeburg. Sie werden zum Schutz ihres Einzelhandels ebenfalls sonntägliche Öffnungszeiten bewilligen. Kleine Schritte zu einer schleichenden Aushöhlung des Sonntagsschutzes. So wird der Sonntag als "christlicher Feiertag und Tag der gemeinsamen Zeit akut gefährdet. Für die Menschen würde dies ein deutlich weniger an Lebensqualität bedeuten."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.10.2002

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