Da sein, wenn Konflikte zunehmen
Familienberater aus ganz Deutschland trafen sich / Sächsisches Sorgentelefon
Wechselburg (ms) -22 Männer und Frauen der Bundesarbeitsgemeinschaft der landwirtschaftlichen Familienberatungen und Sorgentelefone e.V. trafen sich vom 7. bis 9. Oktober im Benediktinerkloster Wechselburg. Der Bundesarbeitsgemeinschaft gehören 24 Mitgliedseinrichtungen an. Der Workshop fand im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft das erste Mal im Osten statt.
Bewusst hatte man das Kloster in Sachsen ausgewählt, denn zwischen Chemnitz, Leipzig und Dresden arbeitet das Sorgente- lefon des Kirchlichen Dienstes auf dem Lande in Sachsen, die einzige kirchliche (evangelische) Einrichtung aus den neuen Bundesländern, die der Bundesarbeitsgemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1996, angehört. So konnten von dort aus zwei Mitarbeiter aktiv an der Veranstaltung zur Thematik "Bewältigung psychosozialer Konflikte als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels" teilnehmen.
Die Leitung der Tagung hatte Hans Goldbrunner, Professor für Psychologie an der Universität Essen. Nicht selten seien Generationskonflikte Auslöser für Partnerschaftsprobleme, war eine Grundaussage in den drei Tagen. Da diese Thematik immer stärker Einzug in landwirtschaftlichen Strukturen halten würde, wäre eine Vertiefung dieser Thematik wichtig. Der Workshop-Leiter legte Wert darauf, dass sich die Teilnehmer in Rollenspielen emotional in die Lage der Betroffenen versetzen konnten. Einem Fazit gleich meinte Hartmut Schneider, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft: "Als Berater darf ich nicht nur die Einzelperson sehen, auch das Beziehungsnetz der Person muss beleuchtet werden."
Hartmut Schneider stellte weiter fest: "Es existieren zwar noch Unterschiede in den Strukturen zwischen Ost und West, jedoch ähnelt sich der Umgang mit den Traditionen sehr." Während in den neuen Ländern die Berater vor allem mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert werden, spielt dieses Problem in den Alt-Ländern anfangs nur bei einem Viertel der Rat Suchenden eine Rolle. In allen Bundesländern wäre zu beobachten, dass Beziehungsprobleme, Altersbeschwerden, Alkoholmissbrauch und Depressionen zunehmen. Konflikte unter den Generationen wären Hauptfaktoren, die neben den gesundheitlichen Aspekten die größte Rolle spielten. Von allen Teilnehmern wurde das besondere Flair des Klosters mit Stiftskirche als überaus angenehm empfunden. Für einige sicher Anlass für einen erneuten Aufenthalt.
Die Mitarbeiter des sächsischen Sorgentelefons sind montags, mittwochs und freitags von 10 bis 12 Uhr und von 16 bis 21 Uhr unter (08 00) 0 86 72 53 erreichbar.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.10.2002