Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Wirtschaft muss Werte vermitteln

Erfurter Erklärung des Bundes Katholischer Unternehmer

Erfurt (kna) - Der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) hat die Wirtschaft zur Mitverantwortung für die Wertevermittlung aufgerufen. Die Betriebe seien ein "wichtiges Übungsfeld für den interreligiösen und interkulturellen Dialog", heißt es in einem "Erfurter Appell", den der Verband bei einer Tagung am Freitag der vergangenen Woche in Thüringens Landeshauptstadt veröffentlichte. Da viele Unternehmen eine national gemischte Belegschaft hätten, seien dort wichtige Impulse für ein friedliches Miteinander möglich. Im BKU sind rund 1200 Unternehmer und leitende Angestellte zusammengeschlossen.

Die BKU-Bundesvorsitzende Marie-Luise Dött appellierte vor Journalisten an die Wirtschaft, interreligiöse Konflikte mit ihren Mitarbeitern im Gespräch zu lösen. Der Versuch, einen solchen Streit gerichtlich beizulegen, sei zum "Eigentor" für das betroffene Unternehmen geworden, sagte sie mit Blick auf die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts zum religiös motivierten Tragen eines Kopftuches. Das Gericht hatte der grundgesetzlich geschützten Glaubensfreiheit einer muslimischen Verkäuferin Vorrang gegenüber vorgeblichen wirtschaftlichen Nachteilen des Unternehmens eingeräumt. Aus dem Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre folge, dass man solche Fragen möglichst "nicht von oben regeln" sollte, empfahl Dött. Im Einzelfall müsse zwischen den Interessen des Unternehmens, der Kunden und der Mitarbeiter abgewogen werden. Dött wurde in Erfurt für die kommenden drei Jahre als BKU-Bundesvorsitzende wiedergewählt. Der BKU fordert in seinem "Erfurter Appell" zudem die Schulen auf, außer einer fundierten Allgemeinbildung auch eine werteorientierte Ausbildung der Persönlichkeit zu bieten. Dabei müsse der konfessionelle Religionsunterricht eine zentrale Rolle spielen. Dieser dürfe nicht durch Ersatzfächer wie "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" verdrängt werden, in denen die christlichen Grundwerte nur als ein Angebot unter vielen vorgestellt würden. Der BKU erklärte weiter, die Eigenverantwortung der Eltern bei der Werteerziehung müsse durch gerechten Familienleistungsausgleich und eine familienfreundliche Unternehmenspolitik gestärkt werden. Fortschreitende Vergesellschaftung der Erziehung führe dagegen ins Abseits.

Auszug aus dem Erfurter Appell

"Gott hat den Menschen wieder eingeholt"

"Die moderne Wissensgesellschaft häuft immer mehr Spezialwissen an und verliert dabei den Überblick. Dabei büßen wir die Fähigkeit ein, dieses Wissen einzuordnen und zu bewerten. Gerade eine normative Einordnung wird aber umso dringender, als der rasante wissenschaftliche Fortschritt zwangsläufig die Frage aufwirft, ob der Mensch alles machen darf, was er machen kann. Oder anders ausgedrückt: Unsere Wissensgesellschaft braucht ein Wertefundament. Das gilt insbesondere für den Bereich der so genannten Lebenswissenschaften in der Bio- und Gentechnik. (...) Damit wächst die Unausweichlichkeit von Entscheidungen darüber, was der Mensch mit sich selber machen darf oder was er unterlassen sollte. Dies aber sind ethische Entscheidungen. Folglich kann es sich die Wissensgesellschaft nicht mehr leisten, ethische und religiöse Fragen aus dem Konzept der 'öffentlichen Vernunft' auszuklammern. Gott hat den modernen Menschen wieder eingeholt." Wortlaut beim BKU, Georgstraße 18, 50676 Köln Telefon: (0221/272 370)

www.bku.de

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 44 des 52. Jahrgangs (im Jahr 2002).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.10.2002

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps