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Ökumene meistert die Ökonomie

Ökumenischer Förderverein für die Simultankirche in Althaldensleben

Haldensleben. In Haldensleben gibt es eine Simultankirche, die von katholischen und evangelischen Christen genutzt wird. Um die Sanierung kümmert sich jetzt ein ökumenischer Förderverein.

Mit einem gemeinsamen Verein kommt das Geld für die Sanierung der Simultankirche in Althaldensleben schneller zusammen. Diese Erfahrung machen Wolfgang Oxe von der Luthergemeinde, Georg Heinze und Pfarrer Michael Sternal von St. Johannes Baptist (von links).

Sonntagvormittags hat Georg Heinze aus Haldensleben einiges zu tun. Um neun spielt der 60-Jährige die Orgel in der katholischen Kirche St. Johannes Baptist; um elf begleitet er den evangelischen Gottesdienst in der Lutherkirche. Georg Heinze ist so etwas wie ein Simultanorganist, und das passt für die beiden Kirchen im Stadtteil Althaldensleben ausgezeichnet. Denn St. Johannes Baptist und die Lutherkirche sind zwei baugleiche Gotteshäuser, die westlich und östlich an einen gemeinsamen Turm angebaut sind.

Einen weiten Weg muss Organist Heinze sonntags also nicht zurücklegen. "Ökonomie und Ökumene", nennt er scherzhaft diese Simultanturm-Lösung, mit der die beiden Gemeinden seit fast 180 Jahren zurechtkommen. Doch stand eine günstige Spar-Variante dem Erbauer Johann Gottlob Nathusius wohl eher nach dem Sinn als die guten Beziehungen zwischen beiden Konfessionen. Nathusius hatte das Haldensleber Kloster nach dessen Auflösung zu Beginn des 19. Jahrhunderts gekauft. Den beiden Gemeinden, die sich schon damals die durch eine Mauer halbierte Klosterkirche teilten, sollte er deshalb ein neues Gotteshaus bauen - und tat es auch: Die zwei Kirchengebäude mit dem gemeinsamen Turm entstanden bis 1830. Der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel prägte den klassizistischen Bau mit.

Mittlerweile jedoch sind die Schäden an der Simultankirche nicht mehr zu übersehen. Seit Jahren sind Sanierungsarbeiten in und an den Gebäuden, am Turm und im Keller überfällig. Wasserschäden, Schwammbefall in den Wänden und angefaulte Balkenenden im Mauerwerk zum Beispiel lassen auf die beiden Gemeinden Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro zukommen. Im Alleingang war das nicht zu bewältigen. Deshalb gründeten katholische und evangelische Angehörige der Gemeinden einen Förderverein, der mittlerweile 46 Mitglieder zählt. Organist Georg Heinze ist Vorstandsvorsitzender, ihm zur Seite steht als Stellvertreter Heinrich von Nathusius, ein Nachfahre des einstigen Geldgebers für die Simultankirche.

Ziel des Vereins, dem auch konfessionslose Haldenslebener angehören, ist es zunächst, die Mittel für die Sanierung aufzutreiben. Die Hälfte der Kosten soll aus einem Bundesfördertopf kommen, 42 000 Euro erhielt der Verein von einem großen Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, und je 100 000 Euro beschafften die Gemeinden. So spendeten bereits das Bonifatiuswerk sowie Kirchenkreis und Landeskirche. Rund 350 000 Euro fehlen aber noch. Vorstandsmitglied Wolfgang Oxe: "Die Kirche muss noch bekannter werden, dazu entwickeln wir gerade Ideen wie den Verkauf von Treppenstufen, Orgelpfeifen und Wein gegen Spenden." Außerdem müsse der Schinkelbau besser in Informationsangeboten für Touristen integriert werden. Auch die Einwohner sollen sich wieder mit der Simultankirche identifizieren.

"Wenn alles gut läuft, können wir trotzdem im Herbst vorzeitig mit den Sanierungsarbeiten beginnen", sagt Oxe. Für ihn war der konfessionsübergreifende Förderverein die ideale Lösung, da vorherige getrennte Versuche der Gemeinden scheiterten. "Der Verein bildet eine Schnittmenge, die Arbeit ist interessant, aber auch anstrengend, weil immer beide Parteien befragt werden müssen."

Von Katharina Handy

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