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Identität erst auf den zweiten Blick

"Mechthild und andere Heilige" in der Magdeburger Petri-Kirche

Magdeburg. Holzskulpturen des Künstlers Martin Hoffmann sind zurzeit in der Petrikirche in Magdeburg zu sehen.

Bildhauer Martin Hoffmann mit einem seiner Werke

"Wir kennen gar nicht alle Heiligen", sagt der Bildhauer Martin Hoffmann. "Es gab immer Menschen, die nicht heiliggesprochen wurden, es aber trotzdem verdient hätten." So reihen sich in Hoffmanns Ausstellung "Mechthild und andere Heilige" bekannte Persönlichkeiten der Glaubensgeschichte ganz selbstverständlich ein in die große Gruppe der Unbekannten. Noch bis zum 21. September sind die 40 Holzskulpturen in der Magdeburger Universitätskirche St. Petri zu sehen. Zentrale Charaktere sind bekannte Frauen aus Mitteldeutschland wie Mechthild von Magdeburg und die heilige Elisabeth von Thüringen. Aber auch Gertrud von Helfta und Jutta von Sangerhausen lassen sich bei genauem Hinsehen entdecken.

Martin Hoffmanns Holzskulpturen verraten auf den ersten Blick nur das Nötigste über ihre Identität. Oberflächliche Etiketten wie "Menschlich, weiblich" verlieren sich, wenn das Auge die Beigaben entdeckt hat: eine Schreibfeder für Mechthild von Magdeburg, eine Sonne für Jutta von Sangerhausen, eine Rosenkette für die heilige Elisabeth. "Ich habe ein Faible für abstrakte Darstellungen und möchte so viel wie möglich weglassen", sagt Martin Hoffmann. Für ihn ist Kunst, eine Idee mit den eigenen handwerklichen Fertigkeiten und den Anforderungen des Materials in Einklang zu bringen.

Der 72 Jahre alte Maschinenbau- Ingenieur brachte sich die Bildhauerei selbst bei. Seit den 80er Jahren hat er verschiedene Kirchenräume und auch die katholische Grundschule St. Mechthild in Magdeburg mit seinen Werken ausgestattet. Besucher des Klosters Helfta werden sich vielleicht an die drei Frauenplastiken auf der Mauer im Gertrudenteich erinnern. Hoffmann anonymisierte dabei Gertrud von Helfta, Mechthild von Hakeborn und Mechthild von Magdeburg, die nebeneinander auf einer Barke stehen.

Eine Barke findet sich auch in der Ausstellung wieder, dieses Mal fast übervoll mit Gestalten. "Träumer, Narren, Heilige" nennt Hoffmann die Figuren, wieder in Anspielung an die Unbekannten, die es ebenfalls verdient hätten, heiliggesprochen zu werden, oder die von ihrem Umfeld nicht ernst genommen wurden. In dem Ensemble "Die unendliche Reihe der Heiligen" tauchen neben dem heiligen Norbert entsprechend auch ein Wüstenprediger und eine Hexe auf. Immer wieder bringt Martin Hoffmann außerdem die Schriften von Mechthild von Magdeburg in eine Form - spannend dabei auch: wie ihr bekanntes Buch des "fließenden Lichts Gottes" einen Holzklotz zum Leben erweckt.

Die Ausstellung ist bis 21. September zu sehen. Die Kirche ist tagsüber geöffnet.

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