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"Der Domplatz hat keine Schwelle"

Christen in Halberstadt feiern wieder ihr Friedensfest

Halberstadt (uk). Mit einem Mittagsmahl an einer 100 Meter langen Tafel auf dem Domplatz von Halberstadt wollen die Kirchen am 23. August an die Tradition des historischen "Friedensfestes" anknüpfen.

Ein besonderes Fest wurde 2005 im Halberstädter Dom wiederbelebt. Es trägt den Titel "Festum pro pace et unitate ecclesiae pretenda" und war seit etwa 1580 gefeiert worden. Der Halberstädter Dom-Kustos Jörg Richter hatte 2004 historische Handschriften entdeckt, in denen die Gottesdienstordnung stand. Dazu zählt eine 1743 gedruckte Agenda für den protestantischen Gottesdienst im Fürstentum Halberstadt. Überklebte und überschriebene Passagen deuten auf eine Reihe Wandlungen in der Form der Liturgie hin. Seit 1591 bestand in Halberstadt ein aus katholischen und evangelischen Domherren gemischtes Domkapitel. Das machte eine spezielle Liturgie notwendig. Der Fuldaer Professor für Liturgiewissenschaften, Andreas Odenthal, der sich mit den Bräuchen im Halberstädter Dom befasst hat, stellte fest, dass es sich dabei um etwas Besonderes handele. Schließlich habe man sich das schon vor dem Dreißigjährigen Krieg etwas ausgedacht, um Eintracht zwischen den Christen zu pflegen. Über 250 Jahre habe diese liturgische Feier evangelische und katholische Domherren verbunden.

Das Fest (früher immer am 27. Juli begangen) gehört nun fast schon wieder zum traditionellen ökumenischen Kirchenkalender. Mit einem Mahl an einer 100 Meter langen Tafel auf dem Domplatz wird Halberstadt am 23. August das Friedensfest feiern.

Pfarrer Dr. Martin Eberle, Koordinator des Domschatzjahres, verwies darauf, dass das Händereichen über Konflikte hinweg nicht nur vor Jahrhunderten Signalwirkung hatte. "Wir organisieren ein Fest der Begegnung, zu dem alle Menschen eingeladen sind, auch jene, für die die Kirchenschwelle zu hoch ist. Der Domplatz hat keine Schwelle und so laden wir zum kostenlosen Mahl ein." Das Tischgebet dazu sprechen die Bischöfe Gerhard Feige und Axel Noack. Gerade im Jahr der Domschätze wolle man den umfangreichen "Kunst- und Kulturtransfer" aus den Ostkirchen thematisieren und orthodoxe Elemente durchaus in das Friedensfest einfließen lassen. Außerdem wird der Vortrag "Halberstadt und Byzanz" von Grigorios Larentzakis an ein dunkles Kapitel der Geschichte zwischen West- und Ostkirche erinnern. Zudem erklingen gregorianische und orthodoxe Gesänge mit der ökumenischen Choralschola Halberstadt.

Martin Eberle freut sich, dass zu den Begegnungen nach dem Mahl auf dem Domplatz ab 13.30 Uhr eine Reihe Partner gewonnen werden konnte. Dazu zählt die Arbneitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Harz, die Moses- Mendelssohn-Akademie für jüdische Geschichte und Kultur, aber auch das Kloster Huysburg und das Nordharzer Städtebundtheater. Dazu werden Sprayer ihre "Friedensvisionen" gestalten. Die werden künftig im Kreuzganggarten zu sehen sein. Abschluss ist ein ökumenisches Abendgebet.

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