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Böses durch Gutes überwinden

Ein kleines Weltjugendtag für Russen, Polen und Deutsche in Polen

Oswiecim / Auschwitz (tdh). In Polen trafen sich 260 junge Leute aus Russland, Polen und Deutschland zu einem kleinen Weltjugendtag.

Jugendliche aus Russland, Polen und Deutschland bei einem Kreuzweg durch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Große Vorfreude, gemischt mit Nervosität, herrscht in den Büros, in der Küche und an der Rezeption des Zentrums für Dialog und Gebet in Oswiecim (Auschwitz). 260 Jugendliche und etwa 20 Erwachsene kommen ja nicht täglich hierher. Mit Bischof Clemens Pickel (Saratow) sind die Jugendseelsorger aus den vier russischen Bistümern, Katechetinnen, Sozialarbeiter und vor allem 220 Jugendliche aus Kaliningrad, St. Petersburg, Moskau, Perm, Nowosibirsk, Omsk, Marx und anderen Orten im schier endlosen Russland gekommen. Mit dabei sind 25 Jugendliche aus Polen und 15 junge Leute aus Osnabrück und Grimma mit ihren Pfarrern.

Das Zentrum für Dialog und Gebet in Auschwitz, ein Bildungshaus der katholischen Kirche, widmet sich besonders der deutsch-polnischen Aussöhnung und dem christlich-jüdischen Dialog. Geistlicher Leiter ist der deutsche Pfarrer Dr. Manfred Deselaers (Bistum Aachen). In seiner Begrüßung sagte er: "Wenn an diesem Ort Deutsche, Polen und Russen zusammenkommen, so dürfen wir in einer solchen Begegnung das Wirken des Heiligen Geistes erkennen, des Geistes Gottes, der lebendig macht, der uns zur Liebe befähigt und den Hass überwindet. Wie Papst Johannes Paul II. uns mit den Worten des Apostels Paulus zuruft: Überwindet das Böse durch das Gute!"

Besuch in Auschwitz und Birkenau


In zehn Gruppen besuchten die Teilnehmer die Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau. 75 000 Polen wurden hier ermordet, mehrere Tausend russische Kriegsgefangene - und über eine Million Juden. Die Blocks im sogenannten Stammlager, das Tor mit der furchtbaren Überschrift "Jedem das Seine", der Hungerbunker, das Krematorium - alles spricht von unermesslichem Leid, von unvorstellbarer Brutalität. Später, in Birkenau, stehen die jungen Leute vor dem großen Mahnmal, an dessen Gedenktafeln in 22 Sprachen (so viele wurden hier von den Gefangenen gesprochen) mit der Inschrift "Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas." Die Jugendlichen entzündeten Kerzen und ehrten durch Gebet die Toten.

Später sprach Pfarrer Deselaers über die Bedeutung der Erinnerung an Auschwitz. Obwohl Jahrzehnte vergangen seien, ist dieses Geschehen in den Völkern eine offene Wunde, "die wir nicht durch viele Worte zudecken dürfen, sondern in behutsamem Umgang miteinander zu heilen uns bemühen müssen". Als später in der Eucharistiefeier mit Bischof Pickel beim Friedensgruß auf Russisch, Deutsch und Polnisch die Jugendlichen und Erwachsenen einander die Hand reichten, spürten alle, dass es eine Hoffnung gibt.

Am nächsten Tag in Birkenau beten die Jugendlichen den Kreuzweg. Langsam und schweigend gehen sie von dem großen Tor zu den ersten Holzbaracken, dann zu der Selektionsrampe, weiter bis zu den Ruinen der Krematorien, zu dem vormaligen Bauernhaus, aus dem eine provisorische Gaskammer gemacht worden war, in der auch Edith Stein, ihre Schwester und andere Juden aus den Niederlanden am 9. August 1942 ermordet wurden. Die letzte Station wird in der (heutigen) Kirche von Brzezinka (Birkenau), in der ehemaligen Kommandantur des Vernichtungslagers, gebetet. "Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens."

Anschließend gibt es Zeit zur Besinnung, zum Empfang des Bußsakramentes. In der nahegelegenen Karmelkirche findet dann eine Eucharistiefeier statt; es ist das Fest der Gottesmutter vom Berge Karmel.

Und dann beginnt doch ein sehr fröhlicher Abend. Russisch- Studenten der Fachhochschule von Oswiecim präsentieren ihre Stadt - mit Bildern, Erklärungen, Liedern. Dann singen und tanzen Armenier, Deutsche, Kasachen, Polen, Russen ... Schließlich versammeln sich alle um das große Feuer draußen und das Singen, Lachen, Erzählen geht weiter. Irgendwann gehen auch die Letzten schlafen.

2009: Ein Wiedersehen im russischen Kasan


Beim Abschied erhält Pfarrer Deselaers eine Einladung von Bischof Pickel zum nächsten "Internationalen Katholischen Jugendtag" in Kasan im August 2009. Vielleicht sind einige Jugendliche aus Polen, aus Osnabrück und aus Grimma dann auch mit dabei. Zunächst aber fahren alle weiter nach Krakau und am nächsten Tag nach Süden in die Tatra. Von dort aus geht es nach Siedlce, wo sie den Weltjugendtags-Gottesdienst aus Sydney per Videoübertragung miterleben. Einige ihrer Freunde können selbst in Australien dabei sein, aber auch der Internationale Katholische Jugendtag in Polen war ein großartiges Erlebnis.

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