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Deichtag in Mühlberg: Klimawandel im Blick

Mit verschiedenen Veranstaltungen wurde in Mühlberg an das Elbehochwasser 2002 erinnert

Mühlberg. Jedes Jahr Mitte August erinnern die Christen und die Bürger von Mühlberg an das Elbehochwasser vor sechs Jahren, bei dem die Stadt wie durch ein Wunder von einer Überflutung verschont geblieben ist.

Traditionell führt am Deichtag ein Spaziergang an die Elbe: Dr. Ernst Paul Dörfler (Zweiter vonrechts) vom Elbe- Projekt des BUND erklärte Interessierten Wissenswertes über die Natur an der Elbe.

Deiche spielen inzwischen kaum noch eine Rolle, wenn jährlich im August die beiden Kirchengemeinden von Mühlberg an der Elbe zum "Deichtag" laden. "Wir feiern keine Sandsackparty", erklärt Pater Ansgar Schmidt, der die katholische Gemeinde des südwestbrandenburgischen Städtchens betreut. "Wir setzen ganz bewusst einen anderen Akzent." Auch in diesem Jahr, am 16. und 17. August, trat die Erinnerung an die Elbeflut von 2002 in den Hintergrund. "Das Erleben der Flut und der Umstand, dass letztlich die Deiche hielten und die Stadt vor der Überflutung bewahrt wurde, nimmt uns in die Pflicht", meint die evangelische Pfarrerin Kerstin Höpner-Miech. Mehr noch als das Gedenken an die Bedrohung und den Einsatz vieler Helfer, ist für die beiden Geistlichen der Blick auf die Ursachen bedeutsam. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt über die Zerstörung natürlicher Flusslandschaften, Hochwasser und den Klimawandel", sagt Pater Ansgar. "Aber wir wenden dieses Wissen nicht an."

Warum das so ist, diskutierten am Nachmittag des 17. August in einem Podiumsgespräch in der Mühlberger Klosterkirche Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der Journalist und Autor Toralf Staud ("Wir Klimaretter") sowie der Bremer Wissenschaftler Prof. Dr. Felix Ekardt. Trotz aller Erfolge die Platzeck seinem Bundesland in Sachen regenerative Energien bescheinigte - um die Kritik seiner Haltung zur Braunkohle kam der frühere DDR-Umweltaktivist nicht herum. "Brandenburg hat bundesweit den zweitgrößten Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxid. Schuld daran ist die Braunkohle und das dreckigste Kohlekraftwerk Deutschlands: Jänschwalde", betonte Staud. Er sehe in den letzten zehn Jahren ein verlorenes Jahrzehnt für den Klimaschutz. Doch es gebe bereits Lösungen, die zum Klimaschutz beitragen, nicht wenige davon verbinden sich auch mit Kostenersparnissen und höherem Komfort für den einfachen Menschen. Ekardt plädierte dafür, nicht mit dem Finger auf scheinbar größere Klimasünder zu zeigen: "Wir müssen der Welt vormachen, wie es geht." Auch jeder Einzelne könne seinen Beitrag leisten, etwa bei der Nutzung der riesigen Energiesparpotenziale.

Als indiskutables Mittel zur Lösung der Klimafrage sieht Matthias Platzeck indes die Atomkraft: "Wir können keine Technologie protegieren, die wir nicht überall auf der Welt für einsetzbar halten", sagte er mit Verweis auf das Gefahrenpotenzial, das von Atomkraftwerken in Konfliktregionen ausgehen würde.

Was treibt die beiden Kirchengemeinden Mühlbergs dazu, mit dem Deichtag jährlich eine Veranstaltung zu organisieren, die sich in erster Linie mit Umweltfragen und dem Klimawandel befasst? "Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind die zentralen Themen der Kirchen", meint Höpner-Miech. "Es wäre falsch, den Klimawandel, die Zerstörung natürlicher Flusslandschaften und die Folgen für den Menschen dabei auszuklammern." Pater Ansgar bezeichnet den Klimawandel als das zentrale Problem der Menschheit, mit dem viele andere Probleme zusammenhängen. "Als Christen sehen wir uns daher in der Verantwortung und in der Pflicht, darüber aufzuklären", erläutert er. Ökumenisch werde man dieser Verantwortung besser gerecht: "In einer atheistisch geprägten Gesellschaft haben wir mehr Chancen, wenn wir gemeinsam arbeiten."

Von Karsten Bär

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