Der Messias
Wie man es macht, ist es richtig
"Wie man’s macht, ist es falsch!", lautet ein bekanntes Sprichwort. Ein Beispiel: Stehen keine Blumen auf dem Altar in der Kirche ,heißt es, wie kahl und lieblos das alles aussieht. Stehen welche dort, kommt die Frage auf, wer das alles bezahlen soll. Oder: Der Staat schmeißt sein Geld zum Fenster raus. Wir können uns diese staatliche Überversorgung nicht mehr leisten. Wird dann wirklich gespart, dann aber doch bitte nicht bei mir.
Oder das jüdische Volk, welches nach Gottes Willen die Hoffnung der Welt ist: Es wird zum Prügelknaben der Welt. Das Volk von Propheten, Priestern und Königen wird zu einem Volk von ungeschickten Politikern, die eine Großmacht gegen die andere ausspielen wollen und dies so schlecht machen, dass am Ende alle auf ihm herumtrampeln: Ägypten, Assyrien, Babylon und Persien. Die Elite des Volkes wird verschleppt, der Tempel zerstört und Jerusalem dem Erdboden gleich gemacht. Wie man’s macht, ist es falsch.
Doch die Juden hofften weiter. Sie hofften darauf, dass Gott in seiner grenzenlosen Liebe einen schickt, der alles wieder in Ordnung bringen würde. Dieser eine ist der Messias, was in der hebräischen Sprache "der Gesalbte" bedeutet. Gesalbt von Gott. Auf Griechisch heißt Messias "Christus". Wie und wann dieser Hoffnungsträger kommen würde, darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Theorien gab es zahlreiche: Ein starker König wie David wird es sein. Ein Priester wie Melchisedek. Ein großer Prophet wie Elia.
Als Jesus dann in Israel auftrat, umjubelte ihn nur eine kleine Menschengruppe von Radikalen, Fischern, Prostituierten und Kranken als den Christus. Viele andere waren eher der Meinung, es sei vernünftiger, endlich einen Schlussstrich unter die Sache Jesu zu ziehen. Dafür gab es gute Gründe:
Jesus war kein König, kein Priester und kein Prophet. Er war ein Niemand aus Nirgendwo. Jesus hatte seine ganz spezielle Umgangsweise mit dem mosaischen Gesetz. Und er ging noch weiter: Er beanspruchte für sich selber eine höhere Autorität als Moses. Mose sagte, liebe deinen Nächsten. Jesus sagte, liebe auch deine Feinde! Jesus starb für seine Botschaft am Kreuz. Dennoch ist die Welt heute in ähnlich schlechter Verfassung wie zu Jesu Zeiten. Vermutlich gibt es nur einen guten Grund zu glauben, dass Jesus der war, für den er sich ausgab. Petrus sagt das so: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Das bedeutet: Lass mich teilhaben an diesem Leben!
Wenn Jesus der Messias ist, kann er uns teilhaben lassen. Wenn nicht, dann nicht. Es gibt nur den einen Weg, es herauszufinden: Wenn wir ihm eine Chance geben, was immer das heißen mag. Wie man’s macht, ist es richtig.
Pater Bernhard Kohl OP
Leipzig