Eine Beschäftigung, die mehr ist als ein Kinderspiel
Über das Kofferpacken
Kofferpacken kann ein tag- und nachtfüllendes Programm werden, weiß Gemeindereferentin Angela Degenhardt aus Halle. Sie hat in diesem Sommer insgesamt fünf Versuche, dabei alles richtig zu machen.
Die Zeit des Ferienkofferpackens ist für viele schon wieder vorbei und es müssen wieder höchst nützlich Arbeits- und Schultaschen gepackt werden. Vielleicht ist das mit Blick auf die Frage, was gebraucht wird, einfacher als beim Urlaubskoffer. Denn da steht mancher vor der Qual der Wahl, was mitzunehmen ist. Koffer packen kann ein tag- und nachtfüllendes Programm werden. Ich hatte und habe in diesem Sommer reichlich Gelegenheit meine Koffer respektive Rucksäcke zu packen:
Versuch Nummer eins: Es geht zur Religiösen Kinderwoche (RKW). Zunächst brauche ich natürlich alles, was für meine Arbeit nötig ist. Ich habe Glück, ein Gepäckauto fahre ich selbst von Tür zu Tür. Also Schlafsack rein und alles, was so Platz findet. Gebraucht habe ich am Ende knapp zwei Drittel des Tascheninhalts.
Zweiter Versuch: Paddeltour der Jugend. Was ich jetzt mitnehme, muss ich eigentlich die fünf Kilometer vom Bahnhof zum See tragen können. Schlafsack, Zelt(e), Kocher und was sonst so nötig sein könnte. Der Rucksack ist arg schwer. Ich tröste mich damit, dass ich ja für die Gruppe mitdenken musste.
Dritter Versuch: Fußwallfahrt von Magdeburg ins Klüschen Hagis. Gott sei Dank gibt es für das große Gepäck ein Begleitauto. Im Koffer sieht alles viel übersichtlicher aus als im Rucksack. Das tägliche Aus- und Einpacken wird zur Routine. Aber es war am Ende wieder zu viel - und wirklich leichter gefallen ist mir die Auswahl auch nicht. Nach fünf Wochen Schlafsack beginne ich dafür, mal wieder ein richtiges Bett zu "brauchen".
Vierter Versuch: Ich bin auf dem Weg zum Segeltörn. Immerhin habe ich nur vier Stunden zum Packen gebraucht. Dennoch bin ich froh, dass der Rucksack gerade neben mir steht.
Wie auch immer Sie das Kofferpacken erleben, ich bin darüber ins Nachdenken gekommen, was ich alles nicht brauche. Ich habe in allem Unterwegssein und Ein- und Auspacken wieder etwas mehr Gespür für das Einfache gewonnen und damit ein Stück Freiheit erfahren.
Ganz nebenbei hat sich mein Gepäck mit guten Begegnungen, Gedanken und Gesprächen gefüllt: Was ich wirklich brauche, sind neben den grundlegenden Dingen für das tägliche Leben und Arbeiten, das Erleben von Gottes Schöpfung, wie bei der Paddeltour; die Gemeinschaft von Menschen, die es gut miteinander meinen - in der Familie, bei der RKW, Gruppenfahrt oder in der Segelmannschaft; Menschen, mit denen ich lachen und weinen kann, die mit mir Gottes Wort teilen, mit denen ich beten und schweigen kann, wie bei der Fußwallfahrt. Was jede und jeder von uns braucht, ist das Vertrauen, dass in der Zuwendung der Anderen sich auch Gott selbst um uns sorgt, in den Ferien wie im Alltag.
In diesem Sommer habe ich noch einen fünften Versuch zum Koffer packen. Diesmal muss alles mit, denn ich ziehe um in eine andere Gemeinde. Was ich unbedingt im Koffer habe möchte, ist ein Wort von Bernhard von Clairvaux an seine Brüder: Geht, ich sende euch, und wisst, wohin ihr auch kommt: ER ist schon dort. Angela Degenhardt, Gemeindereferentin in Halle