Ein Heimspiel für den Bischof
Gemeinde Radeberg feiert 125-jähriges Kirchweih- und Gemeindejubiläum
Elisabeth Brunner hat ein besonderes Geschenk mitgebracht. Nach dem Gottesdienst zeigt sie Bischof Joachim Reinelt ein Foto aus dem Jahr 1961. Auf dem Foto Joachim Reinelt, der gerade die Priesterweihe empfangen hatte, und Elisabeth Brunner, damals hieß sie Gaschler, die ihn zur Feier der Primiz in der Radeberger Pfarrkirche im Namen der Kinder und Jugendlichen der Gemeinde begrüßte.
Fronleichnamsprozession und russische Soldaten
Bischof Reinelt konnte am vergangenen Sonntag in Radeberg viele alte Bekannte begrüßen. Anlass war die Feier der 125. Kirchweihund Gemeindejubiläums der St.- Laurentius-Kirche, für den Bischof ein Heimspiel, denn: "Hier habe ich oft ministriert und vorgebetet. Hier wurde ich gefirmt und habe meine Primiz gefeiert", erinnerte der Bischof an seine persönliche Verbundenheit mit der Kirche, die ihm nach der Vertreibung seiner Familie aus Schlesien zur Heimat geworden war. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm eine Fronleichnamsprozession Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre, bei der er Kreuzträger war. Dem Prozessionszug auf der Straße kam eine Truppe russischer Soldaten im Gleichschritt entgegen. "Wir sind nicht von der Straße gewichen. Und als die Soldaten schließlich auf Höhe des Allerheiligsten waren, erhielten sie den Befehl, auf den Fußweg auszuweichen." Solche Erlebnisse prägen eine Gemeinde, sagte der Bischof. Die eigentliche Prägung aber sei die durch das Festhalten am Glauben an Gott. "Die entscheidende Katastrophe für einen Menschen ist es, wenn er Gott verliert. Er verliert damit alles, er verliert damit sein Mensch-Sein", sagte der Bischof. "Seid also dankbar, dass Gott euch die Kraft gegeben hat, an ihm festzuhalten", vor allem in den Jahren, in denen Christ-Sein gesellschaftlich nicht besonders geachtet war. Der Bischof versprach der Gemeinde, der er viel zu verdanken habe, sein Gebet, denn: "Ich weiß, dass hier viel für mich gebetet wurde, als ich auf dem Weg zum Priestertum war."
Bischof Reinelt ist einer von vier Geistlichen, die nach 1945 aus der Gemeinde hervorgegangen sind. Schon das ist ein Zeichen dafür, dass es sich um eine lebendige Gemeinde handelt. Über 20 Gruppen, Kreise und Dienste prägen heute das Leben der Pfarrei, zu der rund 1300 katholische Christen gehören. "Viele Zahlen, Fakten und Aktivitäen werden bei einem Gemeindejubiläum genannt", unterstrich Pfarrgemeinderats- Vorsitzender Dr. Paul Panglisch, aber: "Was im Innern der Menschen, in ihren Beziehungen zu Gott und untereinander geschehen ist, kann nicht ermessen und aufgelistet werden."
Die Geschichte der katholischen Gemeinde Radeberg nach der Reformation reicht in das Jahr 1858 zurück. Damals waren durch die Glasindustrie zahlreiche Katholiken hierher gekommen. Im August 1883 konnte nach 14-monatiger Bauzeit die neue Kirche geweiht werden, die ihren Namen einem Dresdner Bischof verdankt. Franz Laurenz Mauermann (1780-1845) hatte eine Stiftung gegründet, aus deren Mitteln der Kirchbau finanziert wurde. Aus Dankbarkeit wurde Laurentius Patron der Kirche. Heute gehören zur Gemeinde zahlreiche Orte in der Umgebung, unter anderem Arnsdorf und Ottendorf-Okrilla, die einmal selbstständig waren.