Gott schenkt uns Zukunft
75 Jahre Konrad-Martin-Kreuz: Das leuchtende Glaubenszeichen über dem Eichsfelder Land
Weihbischof Hans-Josef Koitz aus Hildesheim brachte seine abgenutzten Bergschuhe mit zum Gottesdienst auf den Berg um zu zeigen, wie Schuhe aussehen, die kein Profil mehr haben. "Man kann sie wegwerfen und vergessen!" Koitz machte so deutlich, dass es ohne Profil im Leben wie im Glauben nicht geht. Und an ein solches Profil mahnt seit nunmehr 75 Jahren das Konrad-Martin- Kreuz auf dem Hülfensberg bei Geismar. Weihbischof Koitz sagte: "Dieses Kreuz steht für Ihre Glaubensgeschichte, steht für das Profil unseres Glaubens."
Hans-Josef Koitz erinnerte mit seinem Besuch an das Jahr 1933, als schon einmal ein Hildesheimer Bischof auf den Hülfensberg gekommen war. Damals feierte Bischof Nikolaus Bares mit den Eichsfeldern das feierliche Pontifikalamt zur Segnung des Kreuzes.
Bruder Heribert Arens vom Franziskanerkonvent auf dem Berg erinnerte in seinen einleitenden Worten daran, dass das Konrad-Martin-Kreuz in einer Zeit errichtet wurde, in der das Bekenntnis der Christen zum Glauben und zur Kirche angefragt war. Die Nationalsozialisten griffen im Jahr 1933 nach der Macht und nach den Seelen der Deutschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die politische Situation nur der Richtung nach. Der Glaube wurde weiter behindert, die innerdeutsche Zonengrenze trennte die Menschen in Ost und West. Das Kreuz auf dem Berg sollte abmontiert werden. Die Franziskaner weigerten sich, das zu tun. Schließlich kam der November 1989, das Konrad-Martin- Kreuz hatte zwei Diktaturen überstanden und in diesen Jahren weit ins Land gestrahlt. Diese bewegte Geschichte war Teil des Dankes, der zum Jubiläum zum Ausdruck kam. Aber auch Dank und Erinnerung an Bischof Konrad Martin von Paderborn, der in den Jahren des Kulturkampfs in der Bismarck-Ära treu zur Kirche stand, deswegen inhaftiert und aus dem Deutschen Reich ausgebürgert wurde. Konrad Martin ist ein Kind der Gemeinde Geismar, zu Füßen des Hülfensberges.
Der Feier am Sonntag ging eine liturgische Nacht rund um das Kreuz voraus, zu der die Jugendliche eingeladen waren. "Das Kreuz auf dem Hülfensberg ist ein Zeichen der Hoffnung darauf, dass Gott uns Zukunft schenken will", betonte Bruder Heribert Arens und ergänzte: "Dieses Kreuz ist seit 75 Jahren ein leuchtendes Symbol dafür, dass Gott mit uns geht." Nach einer ersten Feierstunde am Kreuz mit der Gruppe Adoremus aus Leinefelde war Zeit zur Anbetung in der Wallfahrtskirche, in der Grotte konnten kleine Gebetskreuze beschrieben und angeheftet werden, in der Bonifatiuskapelle wurde ein Bild gemalt, das die Hoffnungen und leidvollen Erfahrungen der jungen Leute ausdrückte, und rund ums Kreuz hatte Bruder Rolf zum liturgischen Tanzen eingeladen. Den Abschluss bildete eine feierliche mitternächtliche heilige Messe unterm Kreuz, die gegen 1 Uhr endete.
Von Holger Jakobi