Menschen, die Leuchttürme sind
100 Jahre St.-Elisabeth-Kirche Sondershausen: Zwei Menschen, die hier Geschichte machten
Sondershausen. Im Rahmen des 100. Geburtstages der St.-Elisabeth-Kirche Sondershausen standen ein ehemaliger Pfarrer und ein langjähriges Gemeindemitglied ganz im Mittelpunkt: Auguste Teiser und Pfarrer Wilhelm Palesch.
"Die 100-jährige Kirche grüßt die 105-Jährige", sagte Pfarrer Günther Albrecht zu Beginn seiner Gratulation für Auguste Teiser, die am 31. August ihr 105. Lebensjahr erreichte. Auguste Teiser stammt aus Aussig an der Elbe. Als sie geboren wurde, gehörte Böhmen noch zu Österreich-Ungarn. Kaiser war der 1848 an die Regierung gekommene Franz Josef I., er starb im Juni vor dem achten Geburtstag der Jubilarin. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Heimat von Auguste Teiser zum tschechoslowakischen Staat, dann kam die Nazizeit und der Anschluss an Deutschland, schließlich die Vertreibung und ihr Neuanfang in der Kyffhäuserregion, wo Großfurra zur neuen Heimstatt wurde. Mit ihrem Mann, der leider schon 1968, starb hat sie drei Söhne, der älteste ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, Heinz und Horst leben noch. Und inzwischen ist Auguste Teiser schon dreifache Ururgroßmutter.
Auf die Stationen ihres Lebens und den ständigen Wechsel in den Regierungsformen ging Pfarrer Albrecht in seiner Predigt ein, indem er sagte, dass es die Liebe zu Gott war und ist, die Auguste Teiser von Anfang an getragen hat. Eine Liebe, die ihr vom Elternhaus geschenkt wurde und die sie mit genommen hat in die verschiedenen Lebensstationen. Pfarrer Albrecht wünschte zusammen mit Landrat Peter Hengstermann (CDU) der Jubilarin alles Gute und Gottes Segen zum 105. Geburtstagsfest. Den Abschluss des Gemeindegottesdienstes, an dem Auguste Teiser teilnahm, nutzte Günther Albrecht dazu, einmal allen Seniorinnen und Senioren zu danken und ihnen den Segen Gottes zu spenden. Auguste Teiser lebt heute im Altenheim der Arbeiterwohlfahrt.
Zu den Senioren gehört auch Pfarrer Wilhelm Palesch, der langjährige Pfarrer der katholischen Gemeinde von Sondershausen. Aber in den "Ruhestand" ist Monsignore Palesch bis heute nicht getreten. Als Seelsorger in Tscheljabinsk in Sibirien ist er seit 1992 aktiv geblieben. Zum 100. Geburtstag der Kirche kam er mit einigen aktiven Gemeindemitgliedern nach Sondershausen, um zusammen mit den katholischen Christen aus Stadt und Umland zu feiern.
Dabei ließ es sich Sondershausen nicht nehmen, Wilhelm Palesch in besonderer Weise zu ehren. Im Rahmen des Gemeindefestes am 17. August wurde ihm die Ehrengabe der Stadt Sondershausen überreicht, die nach der Wende die traditionelle Ehrenbürgerschaft ablöste. In ihrer Laudatio würdigte die stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Kraffzick (SPD) als einen Menschen, der sich bewusst für die Nächstenliebe entschieden hat. Damit habe er unzählig vielen Menschen "Solidarität, Freundschaft, Orientierung, Liebe, tröstende Worte, ein offenes Ohr, guten Rat, Hilfe, Segen und Vertrauen" gegeben. "Dafür gebührt Ihnen unser aller Dank und unser Respekt. Menschen wie sie sind Leuchttürme in unserem Alltag, der immer mehr von Egoismus, Ellenbogen-Mentalität und Neid geprägt ist", betonte Cornelia Kraffzick weiter.
Wilhelm Palesch, der aus der heutigen Slowakischen Republik stammt und in Erfurt und Neuzelle studierte, übernahm im Jahr 1969 die Gemeinde Sondershausen und entfaltete schnell verschiedene Aktivitäten. So engagierte er sich unter anderem fürden Aufbau eines katholischen Altenheimes und um die Zusammenarbeit der Konfessionen. Dieses breite Engagement und seine seelsorgerische Tätigkeit waren für die Stadt und den Stadtrat von Sondershausen ausschlaggebend, Monsignore Wilhelm Palesch mit der Ehrengabe auszuzeichen.