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Gekreuzigter Frosch

Über Kunst kann man (nicht) streiten

Angesichts der Diskussion um das Kunstwerk, das einen gekreuzigten Frosches zeigt, mahnt Kaplan Marko Dutzschke aus Cottbus zu besonnenen Umgang mit der Kunst. Für Christen kann selbst einen solcher Darstellung eine Herausforderung sein, das Kreuz Christi zu bekennen.

Marko Dutzschke

Was haben ein grüner Frosch und das Kreuz miteinander zu tun? Diese Frage haben sicher viele Besucher des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst in Bozen. Dort ist seit einigen Monaten ein Werk des 1997 verstorbenen deutschen KünstlersMartin Kippenberger ausgestellt. Es zeigt einen grünen Frosch, der mit einem Bierkrug in der einen und einem Ei in der anderen Hand an ein Kreuz genagelt ist.

Plötzlich steht das Kreuz wieder im Mittelpunkt. Doch auf dieses zweifelhafte Interesse möchten viele Christen gern verzichten. Auch Papst Benedikt XVI. hat sich in einem Brief kritisch über den Frosch am Kreuz geäußert, der die "religiösen Gefühle vieler Menschen verletzt hat, die im Kreuz ein Symbol der Liebe Gottes und unserer Rettung sehen." Wäre es deswegen aber richtig, wie es der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder fordert, das Kunstwerk zu entfernen? Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn über Kunst kann man bekanntlich nicht streiten. Ist der Frosch am Kreuz ein Kunstwerk oder nicht? Wenn es kein Kunstwerk ist, hat es in der Ausstellung nichts zu suchen. Aber wer will diese Entscheidung treffen? Kunst kann nur Kunst werden, wenn sie sich frei erfinden kann. Vorgaben und Zensur würden diese Freiheit zerstören. Aus unserer Geschichte wissen wir nur zu gut, wohin es führt, wenn eine Regierung entscheidet, was sein darf und was nicht, oder was entartet ist oder nicht.

Doch da ist immer noch der gekreuzigte Frosch in Bozen. Auch für mich ist dieser Frosch am Kreuz schwer zu ertragen. Mir reichen die Bilder aus dem Internet und ich würde kein Geld ausgeben, um mir das Original in Bozen anzusehen. Aber ich muss ihn wohl ertragen. Und wenn ich Kunst richtig verstehe, geht es ihr nicht darum, dem Betrachter um jeden Preis zu gefallen. Kunst kann auch ganz anders. Kunst kann aggressiv sein und schockieren; sie kann verletzten, um damit eine Antwort zu provozieren.

Aber diese Antwort darf nicht Zensur oder Verbot heißen. Sie kann für Christen eigentlich nur ein klares Bekenntnis zum Kreuz sein, dass viel mehr ist als ein religiöses Markenzeichen. Mehr, weil es von Christus getragen worden ist. Deshalb erkennen wir im Kreuz unser Heil. Und überall, wo ein Kreuz getragen wird, öffnet sich das Tor zum Leben. Ich bin überzeugt, dass die Welt, in der Schmerz und Leid als ein Problem abgeschoben, ausgeblendet und verschwiegen wird, dieses Bekenntnis von uns Christen braucht. Erst vor wenigen Tagen haben wir das Fest Kreuzerhöhung gefeiert. Dieses Fest ist nichts anderes als eine Einladung, das Kreuz zu bekennen. So kann auch der gekreuzigte Frosch eine Herausforderung für Christen sein, das Kreuz zu bekennen.

Kaplan Marko Dutzschke, Cottbus

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