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Ziel: Enge Zusammenarbeit

Generalvikar Raimund Sternal im Interview zu Veränderungen im Bischöflichen Ordinariat

Magdeburg. Seit 1. September arbeitet das Bischöfliche Ordinariat mit veränderter Struktur (Tag des Herrn berichtete). Im Gespräch erläutert Generalvikar Raimund Sternal Ziele und Gründe der Umorganisation.

Raymund Sternal

Herr Generalvikar, seit der Verabschiedung der Beschlüsse des Pastoralen Zukunftsgespräches war klar, dass nicht nur die Gemeindestrukturen verändert, sondern auch die Verwaltung des Bistums einer Umorganisation unterzogen werden muss. Nun ist es soweit. Welche Ziele werden damit verfolgt?

Wir leben in einer Phase permanenter, gravierender gesellschaftlicher und auch kirchlicher Veränderungen. Die Gemeinden und die Ressourcen werden kleiner, andererseits haben wir den Auftrag, den Menschen als Kirche nahe zu sein, zumal in der Gesellschaft immer deutlicher der Bedarf an Sinnfindung und Lebensdeutung spürbar ist. Um diese Anforderungssituation zu gestalten, müssen wir unsere begrenzten Käfte effektiv einsetzen.

In wiefern?

Über das neue Gremium eines dreigestuften Bistumsrates wollen wir eine größere Nähe zwischen den Gemeinden und Einrichtungen und dem Bischof als erstem Seelsorger und seinen Mitarbeitern in der Verwaltung erreichen. Zugleich gilt es, angesichts geringer werdender Finanzen das Ordinariat zu verschlanken. Das bedeutet, unseren Personaleinsatz zu reduzieren, möglichst ohne jemanden zu entlassen. Bis 2010 ist dies zunächst gesichert.

Stichwort größere Nähe zwischen den Gemeinden, dem Bischof und dem Ordinariat. Was ist damit gemeint?

Ich nenne ein Beispiel: Vergangenes Jahr stand die Frage nach einem Konzept für den Umgang mit unseren Immobilien: Welche haben wir, welche brauchen wir und welche können wir uns leisten? Der Bischof und seine Mitarbeiter haben diese Fragen mehrfach mit den Gemeindeverbundsleitern, also Vertretern der unmittelbaren operativen Ebene, beraten. Herausgekommen ist ein Entwurf, der weithin Akzeptanz findet, obwohl er besagt, dass über kurz oder lang eine Reihe von Kirchen nicht mehr gehalten werden kann. Wir haben die Hoffnung, dass die gestufte Beteiligung vieler an den Entscheidungsfindungen (im erweiterten Bistumsrat, im Bistumsrat und im geschäftsführenden Bistumsrat) zu intensiverer Zusammenarbeit und gemeinsam getragenen Strategien und Maßnahmen führt.

Wer initiiert die Zusammenarbeit?

Dass mehr Nähe zwischen den Gemeinden und Einrichtungen (operative Ebene) und dem Bischof und dem Fachbereich Pastoral in Kirche und Gesellschaft praktiziert wird, dafür müssen nicht zuletzt die neu geschaffenen Prozessbereiche I und II (Abteilungen) für Kommunikation, Steuerung und Organisationsentwicklung sowie für Personaleinsatz und -entwicklung sorgen. Der Prozessbereich I muss sich zum Beispiel auch darum kümmern, dass bei Ideen und Projekten aus dem Fachbereich Pastoral die Situation umfassend bedacht, die formulierten Ziele konsequent verfolgt und daraus resultierende Aufgaben realisiert werden und dass geschaut wird, ob der Fachbereich Ressourcenverwaltung dafür das erforderliche Personal und die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen kann.

Abteilungen wie die Jugendseelsorge, die traditionell im Ordinariat angesiedelt waren, sind jetzt wie die Gemeinden den operativen Einrichtungen zugeordnet. Warum?

Die konkrete Seelsorge geschieht in den Gemeinden, aber genauso bei den bistumsweiten Angeboten der Kinder- und Jugendseelsorge oder bei der Akademiearbeit. Schwerpunkte der Seelsorge für und mit jungen Leuten werden zum Beispiel im Fachbereich Pastoral gemeinsam mit Kinder- oder Jugendpastoral und mit Praktikern aus Gemeinden erarbeitet. Auch die Katholische Akademie wird ihre Arbeit nicht ohne Abstimmung mit dem Fachbereich Pastoral anbieten. Auch hier unterliegt die Steuerung dem Prozessbereich I. So ist dafür gesorgt, dass eine größere Nähe der einzelnen Seelsorgebereiche entsteht, die der Verwirklichung gemeinsamer Strategien wie der des missionarischen Engagements dient. Das Hauptaugenmerk des pastoralen Bemühens liegt auf der Gemeinde. Einrichtungen wie zum Beispiel die Jugendpastoral ergänzen dieses Engagement. Das Ordinariat nimmt Dienstleistungs- und Steuerungsaufgaben wahr.

Institutionen wie der Diözesan- Caritasverband oder die Schulstiftung gelten nun als Einrichtungen im Bistum und sind keine Abteilungen des Ordinariats mehr. Dabei ist doch die Diakonie eines der Wesensmerkmale von Kirche ...


Stimmt. Aber Caritasverband oder auch Schulstiftung nehmen vielfältige gesellschaftliche Aufgaben wahr und werden dafür zu erheblichen Teilen auch von der Gesellschaft finanziert. Indem ihre Vertreter im Bistumsrat präsent sind, wird es im Rahmen einer intensivierten Zusammenarbeit darum gehen, wie die Einrichtungen ihr kirchliches Profil wahren und schärfen können und wie sie eng mit den Gemeinden zusammenarbeiten, etwa in der Förderung der Gemeindecaritas. Dazu soll es entsprechende Vereinbarungen geben, deren Einhaltung durch den Prozessbereich I immer wieder zu überprüfen ist.

Dem Prozessbereich I, dies wird deutlich, kommt eine wesentliche Steuerungsfunktion zu.

Das ist so. Herzstück des Bischöflichen Ordinariates ist der Fachbereich Pastoral. Erster Seelsorger ist der Bischof. Er arbeitet eng mit den Vertretern der operativen Ebene der Gemeinden und Einrichtungen zusammen und nutzt dabei die Kompetenzen des Ordinariates. In der Verwaltung ist strukturell verankert, dass Kooperation und Steuerung der Prozesse im Bistum nicht einem Selbstlauf überlassen bleiben. Das Ordinariat ist Dienstleister für den Bischof und für die Gemeinden und Einrichtungen.

Interview: Eckhard Pohl

Mehr dazu: Tag des Herrn Nr. 36, Seite 13; Im Internet: www.bistum-magdeburg.de/15/772/819/index.php

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