Ein tiefer Blick in die Geschichte
Tag des offenen Denkmals: Die Restaurierungsarbeiten im Kreuzgang des Klosters Neuzelle
Dorothee Schmidt-Breitung ist begeistert. Sie ist als Chefrestauratorin für die zurzeit noch laufenden Arbeiten im Kreuzgang des Klosters Neuzelle zuständig. Was dabei zu Tage trat, sind Sensationen. Zum einen konnten zahlreiche neue Erkenntnisse zur Baugeschichte des 1268 erstmals erwähnten Klosters gewonnen werden. Zum anderen wurden bei den Arbeiten Wandmalereien entdeckt, die vor allem aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen, zum Teil aber auch deutlich älter sind. Inzwischen erstrahlt der Kreuzgang und die angrenzenden Räume weitgehend in neuem Glanz. Über drei Millionen Euro hat die Restaurierung gekostet.
"Hier befinden wir uns sozusagen in der Schatzkammer", erklärt Dorothee Schmidt-Breitung im ehemaligen Kapitelsaal. Der Schatz ist eine der bedeutendsten Wandmalereien in Brandenburg: die Darstellung eines Schmerzensmanns aus dem Jahr 1454 oder 1474. Außerdem fanden sich Reste einer älteren Schmerzensmann- Darstellung in diesem Raum. Schmidt-Breitung: "Diese Entdeckung gehört zu den spektakulärsten Funden in Brandenburg in den letzten zehn Jahren."
Aber damit nicht genug. Sozusagen auf Schritt und Tritt wird der Besucher mit Geschichte konfrontiert. Im Südflügel fanden sich Reste von sieben großformatigen Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen. Durch Umbaumaßnahmen früherer Jahrhunderte wurden sie zum Teil erheblich zerstört. Im östlichen Kreuzgang wurden 20 mittelalterliche Gewölbekonsolen restauriert und in der Originalbemalung wiederhergestellt. Der Nordflügel wurde in seiner barocken Gestalt belassen, um so auch Einblicke in die Baugeschichte des Klosters zu ermöglichen. Im Gewölbekeller läuft der Besucher über den mittelalterlichen Originalfußboden. Und im Refektorium, dem Speisesaal der Mönche, fand sich ein Fenster aus dem Jahr 1320, das in seinen Originalfarben wiederhergestellt wurde.
Der restaurierte Kreuzgang mit seinen Nebenräumen bietet nun auch Einblicke in das klösterliche Leben vergangener Jahrhunderte. Im Refektorium wurden beispielsweise zwölf Verwahrnischen freigelegt, in denen die Mönche wohl ihr Essgeschirr aufbewahrten. Außerdem befinden sich dort in einer freigelegten Mauer Rüstlöcher, die für den Bau der Gerüste bei Errichtung der Klosterräume genutzt wurden. Im benachbarten Kalefaktorium, dem Wärmeraum der Mönche, wurden Reste der mittelalterlichen Heizung gefunden.
Mit welchem Aufwand die seit zwei Jahren laufende Restaurierung betrieben wurde, erläuterte Schmidt-Breitung am Beispiel einer Gewölbebemalung im Brunnenhaus. Zur Wiederherstellung eines etwa einen Quadratmeter großen Stückes waren 100 Arbeitsstunden notwendig. Immerhin mussten 25 Farbschichten entfernt werden.
Von Matthias Holluba