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Glaube heißt Gemeinschaft

Initiative "Engel in Aktion" eint 1300 junge Christen / Cottbuser mit fünf Projekten stark engagiert

Cottbus (ak). 1300 Jugendliche haben am vergangenen Wochenende mit verschiedenen Aktionen versucht, die Welt ein bisschen besser zu machen. Einer der Schwerpunkte der Aktionen war Cottbus.

Maximilian Krainz (links) aus der katholischen St.-Trinitatis- Gemeinde Guben und Sebastian Scholz aus der evangelischen Gemeinde Kolkwitz engagierten sich am Samstag auf dem Nordfriedhof Cottbus

Wildwuchs entfernen die Jugendlichen auf dem Nordfriedhof. Eben schneiden sie Wurzeln, beräumen Totholz, harken Laub. "Ich finde die Idee Klasse. Für uns als Stadt ist es eine große Hilfe", freut sich Ingrid Letsch vom Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen der Stadt Cottbus. Unverhoffter Engelbesuch trifft Samstagmorgen ein. Katholische und evangelische Jugendliche aus Cottbus, Kolkwitz und Guben packen zu. Es ist eines der fünf Projekte in der Spreestadt innerhalb der Initiative "Engel in Aktion. 24 Stunden für eine bessere Welt".

Insgesamt 1 300 junge Christen in 52 Projekten sind auf Initiative der evangelischen und katholischen Jugendverbände in Vorpommern, Berlin, Brandenburg und der Lausitz im Einsatz. Partner wie die katholische Jugendseelsorge, Caritas, Bonifatiuswerk, Brot für die Welt, Aktion Mensch, Stephanusstiftung und Paxbank unterstützen die Aktion. "Gerade in der Diasporasituation kommt es darauf an, Kräfte zu bündeln und Zeichen zu setzen. Glauben und soziales Engagement gehören für uns eng zusammen", betont Koordinator Andreas Matschoß vom Projektbüro Berlin. Im Mai 2007 reifte die Idee. Katholische Jugendverbände im Erzbistum Berlin wollten sich sozial einsetzen. Und das über den eigenen Tellerrand hinaus! Möglichst in weiten Teilen Ostdeutschlands. Sie suchten Kontakt zur evangelischen und baptistischen Jugend. Diese schlossen sich sofort an.

Im DRK-Obdachlosenheim streichen Jugendliche den Männerschlafraum und Flur. Im katholischen Kindergarten St. Elisabeth- Haus pflanzen die Jugendlichen Bäume. Im Senioren- und Pflegeheim "Johann-Hinrich-Wichern" trinken sie mit Bewohnern Kaffee und gestalten ein kleines Programm.

Cottbus bringt sich am stärksten ein


Frische Wandfarbe erhält der St.-Bonifatius-Saal in der Propstei- und Pfarrkirche St. Maria Friedenskönigin. Auf dem Nordfriedhof wiederum leisten die Jugendlichen wichtige Vorarbeit. "Es gibt hier viele überwucherte Parzellen. Oft kümmert sich keiner mehr drum", sagt Ingrid Letsch. Wie der Südfriedhof steht der Nordfriedhof unter Denkmalschutz. "Einige Teile gestalten wir parkartig um. Den historischen Bereich an der Kapelle wollen wir für Bestattungen nutzen. Bestehende Parzellen bleiben erhalten", betont die Mitarbeiterin. Dankbar sieht sie auf die jungen Engel.

"Die Idee hat mich angesprochen", erzählt Maximilian Krainz (21) aus der katholischen St.-Trinitatis- Gemeinde Guben. Derzeit hat er Semesterferien. Lehramt Physik und Religion studiert er an den Unis Jena und Erfurt. "Engel in Aktion" spürt er als spirituelle Erfrischung. "Ein Kontrast zum oft theoretischen theologischen Studium", sagt Maximilian. Eben zieht er eine hartnäckige Wurzel mit Sebastian Scholz (16) heraus. Der engagiert sich sonst in der evangelischen Jungen Gemeinde Kolkwitz. Sebastian lernt in der zwölften Klasse des Niedersorbischen Gymnasiums Cottbus. "Engel in Aktion" spürt er vor allem als Gemeinschaftserlebnis.


Kontrast zum theoretischen Theologie-Studium

"Mein Ziel ist, dass sich die Jugendlichen engagieren - in der Stadt und in sozialen Projekten", unterstreicht Diakon Norbert Lehmann (48), seit 21 Jahren Kreisjugendwart des evangelischen Kirchenkreises Cottbus. Weit über 20 Gemeinden betreut er. Sie erstrecken sich über Cottbus, Forst, Guben bis in den Spreewald. "Engel in Aktion", so Norbert Lehmann, soll das Miteinander und die Ökumene stärken. "Das geistliche Miteinander gehört dazu - die Andacht am Morgen, das gemeinsame Singen und Beten, bis hin zum Taizé-Abend als Abschluss." Rund 40 Jugendliche aus Cottbus, Kolkwitz und Guben konnte er für die Projekte motivieren. Er sieht sich als Einladender. Nicht als Aktionist. "Der Glaube ist die Grundlage. Glaube muss auch Antworten geben", verdeutlicht Norbert Lehmann. "Und eine Form der Antwort ist sich zu engagieren."

Glaube, so betont Benjamin Kaschula (21) heißt auch Zupacken, Anpacken. Seit sieben Jahren ist er Jugendsprecher in der katholischen Gemeinde St. Maria Friedenskönigin Cottbus. Benjamin engagiert sich auch im Vorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Görlitz. "Es gibt nicht mehr viele jugendliche Engel, die sich für andere einsetzen", sagt er nachdenklich. Seit Jahren spürt er diesen Trend. Bereitschaft fürs Ehrenamt, Wertschätzung fürs Ehrenamtes sind Jugendlichen oft schwer zu vermitteln. "Geschuldet ist das dem Überangebot an Freizeitmöglichkeiten", meint er. "Es gehört Mut dazu, zu seinem Glauben zu stehen. Gerade auch in der Öffentlichkeit." Die Idee "Engel in Aktion" findet er originell. Stehen doch gerade Engel symbolisch als gute Botschafter, die sich für andere einsetzen. "Zuallererst geht es um Begegnung. Um Gemeinschaft als Zeichen des Glaubens", gewinnt Benjamin der Aktion viele Früchte ab.

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