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Schwestern waren ein Schlüssel, der die Herzen aufschloss

Vinzentinerinnen haben das Luisenhaus Jena verlassen - Seelsorge wird weitergeführt

Jena. Die Vinzentinerinnen haben Jena verlassen. Mit Schwester Winfrieda Maria und Schwester Felicitas endete eine Tradition, die das soziale und christliche Jena prägte. Eine Tradition, der sich die Mitarbeiter des Altenzentrums Luisenhaus verpflichtet wissen.

Schwester Winfrieda Maria, Thomas Theisinger und Schwester Felicitas in der Edith-Stein-Kapelle des Altenzentrums Luisenhaus.

Zwei Ordensschwestern waren es am Anfang, als am 6. Dezember 1891 die Vinzentinerinnen ihre Niederlassung in Jena eröffneten und zwei Vinzentinerinnen waren es im September diesen Jahres, als die Gemeinschaft Jena wieder verließ. Dazwischen liegen Jahre, in denen sich die Gemeinschaft besonders in der Kranken- und später in der Altenpflege einbrachte. Dazu kamen Dienste in der Betreuung von Frauen vor und nach der Entbindung sowie in der Fürsorge für Waisenkindern. In den zurückliegenden Jahrzehnten prägte die Sorge um die alt gewordenen Menschen die Arbeit.

Nach der Zusammenlegung der drei katholischen Altenheime - zwei davon standen unter der Trägerschaft der Vinzentinerinnen - zum Altenzentrum Luisenhaus und der Übernahme durch das Deutschordens-Wohnstift Konrad Adenauer wurden in Jena optimale Bedingungen in der Pflege und Betreuung der Senioren geschaffen. "Im neuen Haus haben sich die beiden Schwestern Winfrieda Maria und Felicitas nicht mehr der Grundpflege gewidmet, sondern die seelsorgerische Betreuung der Bewohner gestaltet", berichtet Thomas Theisinger, der Leiter des Luisenhauses. Er ergänzte in seiner Laudatio zur Verabschiedung: "Ihre unverwechselbaren Persönlichkeiten und ihr Ordenskleid waren ein Zeichen in unserem Haus für eine ergänzende Wirklichkeit in unserem Leben." Thomas Theisinger wies weiter darauf hin, dass die Schwestern das gesamte Hausklima entschieden positiv beeinflusst haben. "Sie haben uns erfahren lassen, wie wichtig das Gebet ist. Unsere Schwestern hatten nicht nur die rationale Denkweise im Blick, sondern waren einfach für die Menschen hier da, sie haben den Bewohnern und uns allen Hoffnung und Beistand gegeben. Die Schwestern haben uns Werte vorgelebt, an den wir uns ausrichten konnten."

So wurde etwas von der Wirklichkeit Gottes für alle Hausbewohner spürbar. Sei es in den Angeboten rund um das Kirchenjahr oder in den zahlreichen persönlichen Begegnungen, in der konkreten Hinwendung. Schwester Winfrieda Maria berichtet, dass viele der Bewohner zunächst mit Sorgen und Nöten belastet sind. Sie sind zudem oft nicht gewohnt, darüber zu sprechen. Daher, so Thomas Theisinger, ist es wichtig zu vermitteln, dass der alte Mensch Würde hat, er ist etwas wert, auch dann, wenn er schwach ist oder im Rollstuhl lebt. In all diesen Punkten war die Seelsorge der beiden Schwestern ein Schlüssel, der die Herzen aufschließt. Dazu kamen all die Gesten und kleinen Dinge, die halfen, den Alltag schöner zu gestalten.

Ihre Kraft fanden die beiden Vinzentinerinnen in der Eucharistie, im Gebet und im Rückhalt, den der Orden gab. Jetzt, nach der Jenaer Zeit trat die 80-jährige Schwester Winfrieda Maria in Fulda in den Ruhestand und Schwester Felicitas übernimmt neue Aufgaben. Im Haus aber wird ihr Weggang zunächst eine Lücke lassen. "Ein Bewohner sagte: ,Wenn die Schwestern in die Rente gehen, dann ziehen sie doch nur ihr Ordenskleid aus und können im Haus bleiben‘", erzählt Leiter Theisinger und drückt damit aus, wie verbunden die Schwestern mit den Bewohnern waren.

Was bleibt von den Vinzentinerinnen in Jena? Zunächst der Name Luisenhaus, der an ihre Gründerin erinnert. Dann all die sichtbaren Erinnerungsstücke, wie beispielsweise die Fenster der alten Kapelle, die im Treppenhaus des Altbaus ihren Platz erhielten. Und ganz bestimmt die Tradition, die sie in Jena begründeten und die eine Herausforderung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Altenzentrums Luisenhaus bleibt. Thomas Theisinger: "Wir müssen lernen, die Seelsorge in unsere tägliche Arbeit stärker aufzunehmen."

Von Holger Jakobi

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