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Offen für innovative Ideen

Propst Lothar Vierhock zum geplanten Neubau der Leipziger Propsteikirche

Leipzig. Der Neubau einer Leipziger Propsteikirche im Stadtzentrum ist in greifbare Nähe gerückt. Nicht nur das Bistum und die Deutsche Bischofskonferenz unterstützen die Neubaupläne - auch seitens der Stadt und der evangelischen Kirche nimmt Propst Lothar Vierhock Signale wohlwollender Unterstützung wahr.

Der Leipziger Propsteineubau, ein Anliegen der gesamten Gemeinde: Propst Lothar Vierhock mit Kirchenentwürfen, die Kinder der Propsteigemeinde geknetet haben.

Leipziger Ordensleute bemängelten in den vergangenen Jahren wiederholt, der katholischen Kirche fehle für die Stadt ein seelsorglich-missionarisches Gesamtkonzept. Der Neubau einer zentral gelegenen Kirche könnte dazu eine Gelegenheit sein ...

Sicherlich wird mit unserem Zug in die Innenstadt nicht alles so bleiben wie es jetzt ist. Beispielsweise sind über das Fronleichnamsfest hinaus mehr gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktivitäten aller Katholiken der Stadt vorstellbar. Für mögliche Strukturveränderungen setze ich auf einen allmählichen Transformationsprozess. Ich halte nicht so viel davon, Veränderungen übers Knie zu brechen. Es gibt viele Fragen, die man sehr gründlich abwägen sollte. Ein Beispiel: Gehört eine Einrichtung wie die "Kontaktstelle Orientierung" in ein neues katholisches Gemeindezentrum oder ist sie wegen der niedrigeren Hemmschwellen besser am bisherigen Standort aufgehoben?

Der Architektur der gegenwärtigen Propsteikirche in der Emil-Fuchs-Straße liegt das Motiv "Zelt Gottes unter den Menschen" zugrunde. Welchen Grundgedanken sollen die Architekten der neuen Propsteikirche umsetzen?

Das architektonische Konzept soll unser missionarisches Anliegen mit aufnehmen. Wir wollen zur Öffentlichkeit hin transparent und wirksam sein. Zugleich wollen wir aber auch zum Ausdruck bringen, dass Kirche Geborgenheit und Beheimatung bietet. Das passende Bild, das all dies umfasst, haben wir aber noch nicht gefunden. Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir möglicherweise das Zelt-Motiv wieder aufgreifen, das uns seit Mitte des 19. Jahrhunderts begleitet. Damals war es zwar nicht architektonisch umgesetzt, zog sich aber wie ein roter Faden durch viele Predigten.
Mit dem Bild des Zeltes verband die Propsteigemeinde von jeher aber nicht etwa den Gedanken an ein Vagabundentum der Kirche. Wir wollen damit ausdrücken, dass die Gegenwart Gottes unter den Menschen erfahrbar ist und dass die Gemeinde dies auch präsent machen sollte.

Sie haben sich für einen modernen Architekturentwurf ausgesprochen. Ist modern für sie gleichbedeutend mit nüchtern- funktional?

Modern heißt für mich, kein historisierender Entwurf, der die Architektur der alten Propstei an der Rudolfstraße aufgreift, und auch kein Duplikat der jetzigen Kirche. Es sollte auch kein Protzbau sein, in dem sich Architekten selbst verwirklichen. Funktionalität ist mir schon wichtig in dem Sinne, dass unsere pastoral-liturgischen Überlegungen aufgegriffen werden. Im Übrigen soll es ein ökologisch durchdachter Kirchbau sein. Wir haben uns in Abstimmung mit der Stadt und dem Bistum für einen begrenzten Wettbewerb entschieden.
Wir haben 50 lokale, regionale und deutschlandweit tätige Architekturbüros angeschrieben, uns Präsentationsmappen zu schicken. Wir werden zwölf Büros auswählen, denen wir die Wettbewerbsausschreibungen schicken, sobald der Stadtrat dem vorgesehenen Bauplatz gegenüber dem Neuen Rathaus zustimmt.
Dabei wird nicht allein die Erfahrung im Kirchbau eine Rolle spielen. Wir wollen auch jüngere Architekten mit innovativen Ideen zum Zuge kommen lassen.

Sie sprechen gerade den ausstehenden Stadtratsbeschluss an. Wie ist Ihre Strategie für die weiteren Verhandlungen mit der Stadt?

Wir sind bemüht, mit allen Parteien und mit der Stadtverwaltung einvernehmlich und reibungslos zusammenzuarbeiten. Natürlich hängt das nicht allein von uns ab. Ich sehe aber insgesamt eher erfreuliche Ansätze. Besonders aus der Stadtverwaltung, aber auch aus den Stadtratsfraktionen erlebe ich viel wohlwollendes Entgegenkommen. Dass auch die evangelischen Vertreter unser Bauvorhaben positiv begleiten, freut uns sehr. Dass die Akzeptanz eines solchen Vorhabens von der Kommunikation lebt, haben wir ja auch in den eigenen Reihen erlebt - bei den Kindern angefangen, die sich am Diskussionsprozess beteiligen durften und die nun Feuer und Flamme für den Neubau sind. Ich erfahre heute starken Rückenwind aus Pfarrgemeinde- und Kirchenrat, aus dem Dekanatsrat, der Dekanatspriesterkonferenz und dem Bistum.

Sie wollen die Gemeinde auch bei der Spendenwerbeaktion einbeziehen ...

Ja. Bei der Werbung für die deutschlandweite Kollekte zugunsten des Leipziger Propstei- Neubaus würden wir gerne auf die Unterstützung vieler Gemeindemitglieder setzen. Wir haben dazu auch bereits eine konkrete Idee: Wir suchen 200 Christen aus der Propstei, die bereit sind, jeweils eine katholische Gemeinde irgendwo in Deutschland zu besuchen und dort für die Kollekte zu werben. Auf diese Weise wäre der Leipziger Propsteineubau für Menschen im ganzen Land mit einem Gesicht, einer konkreten Person, verbunden.

Wie sieht die Zukunft der Propstei-Immobilien in der Emil-Fuchs-Straße aus?

Beabsichtigt ist, das Grundstück nach dem Umzug zu veräußern. Die Frage "Abriss oder nicht?" ist noch nicht endgültig entschieden und hängt sicher auch vom Nachnutzer ab. Aus meiner Sicht spricht das meiste für den Abriss: die Problematik, die immer mit der Profanisisierung von Kirchengebäuden verbunden ist, der marode Baukörper ...

Fragen: Dorothee Wanzek

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